Hilferufe aus verschiedenen KantonenPersonalnot in Kitas
SDA/mmi
26.2.2023
Obwohl die Nachfrage nach externer Betreuung wächst, müssen Schweizer Kindertagesstätten Plätze reduzieren, Gruppen schliessen oder im Extremfall den Betrieb aufgeben. Schuld ist der Fachkräftemangel unter Betreuer*innen.
SDA/mmi
26.02.2023, 17:24
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Der Fachkräftemangel hat die Kinderbetreuung im Vorschulalter erfasst. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, dringen aus immer mehr Kantonen Hilferufe an die Öffentlichkeit.
So berichtet eine Kita in der Nähe des Bahnhofs Winterthur davon, sieben Monate nach Ersatz für Betreuer*innen gesucht, um dann doch niemanden gefunden zu haben. Die Kita schloss anfangs 2023 ihre Türen. 22 Kinder haben ihren Betreuungsplatz verloren.
Auch im Kanton Zug gestaltet sich die Nachbesetzung von Betreuungspersonal schwierig. Jede dritte Kita muss länger als sechs Monate suchen. Und im Kanton Solothurn seien rund 80 Prozent von einem akuten Fachkräftemangel betroffen, teilt der regionale Kita-Verband mit. In Luzern sind Kitas bereits gezwungen, ihr Personal im Ausland zu rekrutieren.
Der Verband «Kibesuisse» spricht von einem «höchst akuten Personalmangel» in einem Grossteil der Deutschschweiz. Zum einen seien die Trägerschaften gezwungen, wegen der Personalnot Betreuungsplätze abzubauen oder die Öffnungszeiten reduzieren zu müssen.
Abholung auf die exakte Viertelstunde
Nebst den Angestellten seien längst auch die Eltern die Leidtragenden. Einerseits beim Warten auf einen Kita-Platz, andererseits beim Abholen und Bringen der Kinder. In den Stadtberner Kitas müssen Mütter und Väter ihren Nachwuchs bereits auf die Viertelstunde genau abholen. Damit wollen die Betreiber ihre Betreuer*innen schonen.
Laut offiziellen Zahlen ist der Kita-Markt in den letzten Jahren stark gewachsen. Jedes dritte Kind im entsprechenden Alter besucht eine Kita. Die Entwicklung erfordert mehr und mehr Personal. Besonders bei höher Qualifizierten, wie Gruppenleiter*innen etwa, bestehe ein ausgeprägter Fachkräftemangel, sagt Dominik Büchel, Geschäftsführer von Alliance Enfance, dem Dachverband der Kinderorganisationen zur «NZZ am Sonntag».
Tiefe Löhne und wenig Perspektiven
Gründe, dass Kitas ihr Personal nicht so lange halten können, seien schlechte Rahmenbedingungen, tiefe Löhne und wenig Perspektiven, sagt Maximiliano Wepfer von Kibesuisse. Zwar fehlen schweizweite Prognosen, doch die Experten sind sich einig, dass der Kita-Markt weiter wachsen wird.
Damit sich die Personalsituation nicht noch mehr verschärft, verlangt Kibesuisse Sofortmassnahmen, Assistenzpersonal, Diplomierte aus dem Ausland, Quereinsteiger*innen mit entsprechenden Aus- und Weiterbildungen.
Deshalb ist für Wepfer klar: «Die Wertschätzung der Politik für die systemrelevante Betreuungsbranche muss nicht länger mit Worten, sondern endlich mit dem Portemonnaie erfolgen.»