Krankenkassen Tausende zahlen Prämien für zwei – obwohl das nicht vorkommen darf

tjb

7.10.2019

Die Grundversicherung ist in der Schweiz Pflicht – und zwar nur genau einmal. Und doch gibt es Tausende mit mehr als einer Versicherung.
Die Grundversicherung ist in der Schweiz Pflicht – und zwar nur genau einmal. Und doch gibt es Tausende mit mehr als einer Versicherung.
Bild: Keystone/Christian Beutler

In der Schweiz haben Tausende mehr als eine Krankenkasse – obwohl das gar nicht möglich sein dürfte. Den Betroffenen droht die Schuldenfalle. Schuldenberater sehen die Krankenkassen selber in der Pflicht.

Krankenversicherungen sind eine oft teure Pflicht, jede und jeder in der Schweiz muss eine haben. Doch etliche Menschen sind gleich mehrfach versichert – und zahlen dann viel mehr als eigentlich nötig wäre. Der Grund dafür sind meist unsaubere Kündigungen: Entweder machen die Versicherten dabei Fehler – oder vergessen sie gleich komplett, wie der «Blick» berichtet.

Teufelskreis droht

Diese Situation betrifft in der Schweiz «einige Tausend» Personen, wie der Bundesrat auf eine Interpellation von SP-Nationalrätin Bea Heim antwortet. Dabei dürften die Krankenversicherer keine neuen Klienten annehmen, ohne dass diese ihre alte Versicherung sauber gekündigt haben – das hat auch das Bundesgericht schon bekräftigt.

Schliesst eine Person bei gleich zwei Krankenkassen eine Grundversicherung ab, häufen sich die Probleme: Viele begleichen nicht mehr alle Prämienrechnungen, was zu Betreibungen führt und leicht im Teufelskreis der Überschuldung mündet. Ist das Problem erst einmal klar, können die Betroffenen die zu viel bezahlten Prämien und allfällige Gebühren und Betreibungskosten zurückfordern. Allerdings ist dieses Prozedere langwierig, wie die Zeitung weiter schreibt.

Es braucht bessere Zusammenarbeit

Weshalb kommt es also trotzdem noch zu Doppelversicherungen? «Blick» hat bei der Schuldenberatung von Caritas Schweiz nachgefragt, wie das Problem entsteht. Claudia Odermatt, Rechtsanwältin bei dem Dienst, vermutet, dass die Kommunikation unter den Krankenversicherern nicht ausreichend sei. Und: «Doppelversicherungen sind keine Randerscheinung», wird sie im Artikel zitiert.

Caritas fordert darum, dass die Krankenkassen besser zusammenarbeiten und beispielsweise ein zentrales Versichertenregister schaffen. Eine Stossrichtung, die auch die Krankenversicherer selber begrüssen, weil die Doppelversicherungen auch für sie einen grossen Mehraufwand bedeuten. «Wir haben wiederholt mehr Transparenz und einen besseren Datenaustausch mit den Kantonen und Gemeinden angeregt», zitiert «Blick» Manuel Ackermann vom Krankenkassen-Dachverband Santésuisse.

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