Millionen-Verlust und Rücktritte Behinderten-Organisation Pro Infirmis steckt in der Krise

ceel, sda

9.6.2023 - 10:02

Menschen mit und ohne Behinderung versammeln sich für eine von Pro Infirmis organisierte Aktion am 10. Mai 2023  auf dem Bundesplatz in Bern.
Menschen mit und ohne Behinderung versammeln sich für eine von Pro Infirmis organisierte Aktion am 10. Mai 2023  auf dem Bundesplatz in Bern.
Archivbild: Keystone

Die Behindertenorganisation Pro Infirmis kämpft mit grossen Problemen:  Neben einem massiven Fehlbetrag in der Kasse muss die Organisation auch noch Rücktritte wegstecken.

Keystone-SDA, ceel, sda

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  • Die Behindertenorganisation Pro Infirmis hat im Jahr 2022 einen Verlust von 18 Millionen Franken gemacht. 
  • Ursachen für den Verlust sind die gestiegene Nachfrage für Beratungen und Begleitungen und Schwankungen an den Finanzmärkten.
  • Laut der Organisation sind die Finanzen aber nicht aus dem Lot.
  • Nach mehreren Rücktritten besteht des Vereins statt der für Beschlüsse nötigen fünf Mitglieder nur noch aus vier Personen.

Pro Infirmis hat das vergangene Jahr mit einem Verlust von 18 Millionen Franken abgeschlossen. Die Behinderten-Organisation bestätigte entsprechende Berichte von SRF am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Als Gründe für den Verlust gab der Verband einerseits eine gestiegene Nachfrage für Beratungen und Begleitungen an. Pro Infirmis erbringe mehr Leistungen, als der Leistungsvertrag mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen decke, so der Verband.

Finanzmarktschwankungen als Mitursache

Der Rest des Defizits komme von einem negativen Finanzergebnis wegen den Schwankungen an den Finanzmärkten im Jahr 2022. Der Finanzplan von Pro Infirmis sei damit aber auf Kurs, hiess es vom Verband.

An die 100 Millionen Franken, die Pro Infirmis pro Jahr zur Verfügung stehen, steuert der Bund über das Bundesamt für Sozialversicherungen etwas mehr als die Hälfte bei. Dazu kommen Beiträge von Kantonen und Gemeinden.

Das übrige Geld stammt von Spenden und Legaten. Auf diese ist die Organisation dringend angewiesen. Die Finanzen seien damit aber nicht aus dem Lot, es gebe für die nächsten zehn Jahre eine Planung, betont man bei Pro Infirmis.

Vorstand nicht beschlussfähig

Neben dem grossen Verlust kämpft die Organisation auch mit Rücktritten. Nach mehreren Rücktritten bestehe der Vorstand statt der für Beschlüsse nötigen fünf Mitglieder nur noch aus vier Personen. Der Vorstand sei seit Anfang Jahr nicht mehr beschlussfähig.

Rücktritte seien aber Teil des «normalen Wandlungsprozesses» im Vereinswesen, hiess es von Pro Infirmis weiter. Auf das Alltagsgeschäft wirke sich dies jedoch nicht aus. Zudem soll der Vorstand am 23. Juni bei den Delegiertenversammlungen wieder komplettiert werden.