Jeder achte Baum ist tot Schweizer Wald leidet stark unter Hitze und Trockenheit

SDA, gbi

30.5.2023 - 10:14

Wald im jurassischen Coeuve.
Wald im jurassischen Coeuve.
Bild: Keystone

Hitze und wenig Niederschläge setzen den Wäldern im Land zu: Es gibt mehr tote Bäume, gleichzeitig kommen kaum mehr junge Bäume nach. Dadurch erholen sich Wälder langsamer, etwa vor Sturmschäden.

30.5.2023 - 10:14

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  • Die Zwischenresultate des Landesforstinventars liegen vor. Sie zeigen, wie es um den Schweizer Wald steht.
  • Eine Erkenntnis: Der Bestand der toten Bäume steigt an. Rund jeder achte Baum ist tot.
  • Gleichzeitig fehlt es an der Verjüngung der Wälder. 

Der Schweizer Wald wird seit 1985 alle zehn Jahre landesweit auf rund 6500 Stichprobeflächen inventarisiert. Und die neueste Bestandesaufnahme fällt wenig positiv. 

Der Wald hat stark unter der Hitze und Trockenheit in den letzten Jahren gelitten. Es gibt deutlich mehr tote und geschädigte Bäume in Schweizer Wäldern, teilte die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Dienstag mit.

Etwa jeder achte Baum in der Schweiz ist tot, und jeder Vierte beschädigt, konkretisierte die WSL auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Diese Zahlen basieren auf den am Dienstag veröffentlichten Zwischenresultate des fünften Landesforstinventars (LFI5) über die Erhebungsjahre 2018 bis 2022. Die WSL führt das Forstinventar gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) durch. Im Jura stieg die Zahl der toten Bäume seit 2018 mit 48,5 Prozent am stärksten, wie die Zwischenresultate zeigen.

Als Grund für die Zunahme an toten und geschädigten Bäumen nannten das Bafu und die WSL die lang anhaltenden trockenen und warmen Verhältnisse während der Vegetationszeit seit 2018. Diese Entwicklungen werden dann problematisch, wenn die gesetzlich verankerten Waldfunktionen (Schutz-, Nutz- und Wohlfahrt) nicht mehr gewährleistet werden können, hiess es vom Bafu am Dienstag.

Fehlende Verjüngung

Gleichzeitig wachsen in immer mehr Wäldern kaum junge Bäume nach. Im Durchschnitt betrifft das einen Viertel der Wälder in der Schweiz, hiess es von der WSL. In den Alpen und auf der Alpensüdseite liegt der Anteil noch deutlich höher. Wenn die Verjüngung fehlt, erholen sich die Wälder laut WSL nach Störungen wie Stürmen oder Borkenkäfer-Befall viel langsamer. Zudem können sie dadurch ihre Schutz- und Nutzfunktionen erst viel später wieder erfüllen.

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Die Kombination aus zunehmender Störungsanfälligkeit und fehlender Verjüngung ist laut Bafu ein Risiko für die langfristige Schutzwirkung. Denn wenn grössere Lücken im Schutzwald entstehen und junge Bäume fehlen, kann der Schutz vor Naturgefahren demnach für eine gewisse Zeit ungenügend sein. Auch kann sich dadurch die Anpassung der Wälder an den Klimawandel verzögern.

Holzmenge bleibt konstant

Insgesamt nahm die Waldfläche in der Schweiz aber um 0,2 Prozent zu, so die WSL auf Anfrage. Der Zuwachs fand jedoch vorwiegend in den Alpen und auf der Alpensüdseite statt. Im Jura, im Mittelland und in den Voralpen blieb die Waldfläche konstant.

Auch die Holzvorräte blieben laut den Zwischenresultaten insgesamt konstant. Von den drei Hauptbaumarten der Schweiz - Fichte, Buche und Tanne - sind jedoch sowohl die Bestände der Fichte (Jura, Mittelland und Voralpen) als auch der Buche (Jura) zurückgegangen.

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