Steigende Kriminalität in der Schweiz Neue Erkenntnisse zu Gewalt durch Ausländer*innen

aru

27.3.2024

Gewalttaten spielen sich häufig in Milieus ab, bei denen die Täter und Opfer aus derselben Gegend stammen.
Gewalttaten spielen sich häufig in Milieus ab, bei denen die Täter und Opfer aus derselben Gegend stammen.
Quelle: Fabian Sommer/dpa/Themenbild

Die Kriminalität in der Schweiz hat zugenommen. Doch die neusten Zahlen der Verbrechensstatistik können täuschen. Ein Experte ordnet ein.

aru

27.3.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ausländer*innen sind häufiger beschuldigt, Straftaten begangen zu haben, sind aber auch deutlich häufiger selber Opfer.
  • Diese Zahlen würden wohl gar unterschätzt, da nicht alle Taten zur Anzeige kommen würden, die an Ausländer*innen begangen würden.
  • Bei Vergewaltigung und schwerer Körperverletzung sind die Unterschiede noch grösser.
  • Dass eine Schweizer Person Opfer einer schweren Gewalttat durch eine ausländische Person wird, tendiere laut Baier gegen null.

Wie neue Zahlen ergeben, ist die Anzahl der Straftaten in der Schweiz gestiegen. Die Kriminalstatistik zeigt einerseits, dass Ausländer häufiger beschuldigt werden, aber sie andererseits auch deutlich öfter betroffen sind von Gewalt.

«Diese Perspektive geht in der öffentlichen Diskussion, die stark auf die Täter fokussiert, oft verloren», sagt Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, dem «Tages-Anzeiger».

Aus den Zahlen geht hervor, dass bei beinahe 63 Prozent der 35'000 Gewaltdelikte des letzten Jahres, Schweizer betroffen waren. Schaut man aber das Pro-Kopf-Verhältnis an, sind Ausländer mehr als eineinhalb Mal, Asylsuchende mehr als drei Mal so häufig betroffen. Noch deutlicher sei die Diskrepanz bei schweren Gewaltdelikten, schreibt die Zeitung weiter.

Ausländer*innen würden weniger oft Anzeige erstatten

Baier glaubt, dass die Opferbelastung der ausländischen Bevölkerung in der Kriminalstatistik gar unterschätzt werde. Denn es werden nur angezeigte Taten registriert. «Ausländerinnen und Ausländer dürften aber seltener Anzeige erstatten, weil sie mit dem System der Schweiz nicht vertraut sind, weil sie der Polizei weniger vertrauen, weil sie in der Familie oder der Verwandtschaft stärker kontrolliert werden», sagt er.

Bei schwerer Körperverletzung und versuchter Tötung sind die Unterschiede zwischen Schweizer*innen und Ausländer*innen noch grösser. Ausländer*innen werden zwei bis zweieinhalb Mal so häufig Opfer von diesen Straftaten. Bei den Asylsuchenden sind diese Zahlen noch höher. So werden Asylbewerberinnen fast vier Mal so häufig vergewaltigt wie Schweizerinnen.

Warum ist das so? «Gewalt spielt sich innerhalb eines Milieus ab», sagt Baier dem «Tages-Anzeiger». Täter und Opfer würden oft aus derselben Bevölkerungsgruppe stammen. Beispielsweise unter häuslicher Gewalt würden oft Familienmitglieder leiden – und viele Familien würden sich aus Personen derselben Herkunft zusammensetzen.

Dass eine Schweizer Person Opfer einer schweren Gewalttat durch eine ausländische Person wird, tendiere laut Baier gegen null, da Gewalt ausländischer Personen in der Regel Ausländer*innen trifft.

Verurteilung lediglich bei einem Prozent der Fälle

Die Kriminalitätsraten der Bevölkerung werde um ein Vielfaches überschätzt, zeigt die Studie weiter. Denn 2023 wurden nur zwei Prozent der Ausländer*innen einer Straftat beschuldigt. Betrachtet man nur Menschen mit einer Niederlassungs- oder Aufenthaltsbewilligung – Illegale und Kriminaltouristen ausgeklammert – betrage die Rate noch 1,3 Prozent. Zu einer Verurteilung kam es lediglich bei einem Prozent der Fälle.

Dennoch heisst es vonseiten der Behörden, dass die Ausländer*innen der Hauptgrund für den Anstieg in Sachen Kriminalität seien. «Natürlich sind solche Erklärungen Humbug», sagt Baier. «Erstens sind nie nur Ausländer für Kriminalitätsveränderungen verantwortlich. Zweitens hat das Ausländersein nichts mit Kriminalität zu tun; es sind immer soziale und persönliche Umstände, die Kriminalität verursachen.»