19 Grad müssen reichen So stellst du die Raumtemperatur richtig ein

Monique Misteli

10.9.2022

Das Thermostatventil ist in den meisten Wohnungen auf über 20 Grad eingestellt. Um Energie zu sparen, rät der Bundesrat, die Heizkörper auf maximal 19 Grad – zwischen Stufe 2 und 3 – einzustellen.
Das Thermostatventil ist in den meisten Wohnungen auf über 20 Grad eingestellt. Um Energie zu sparen, rät der Bundesrat, die Heizkörper auf maximal 19 Grad – zwischen Stufe 2 und 3 – einzustellen.
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Der Bundesrat fordert die Bevölkerung auf, Energie zu sparen. Die wohl einschneidendste Massnahme ist das Beheizen der eigenen vier Wände auf maximal 19 Grad. Doch was bedeutet das? Ein Experte klärt auf.

Monique Misteli

10.9.2022

Pünktlich zum meteorologischen Herbstanfang hat der Bundesrat vor einer Woche seine Sparkampagne vorgestellt: «Energie ist knapp. Verschwenden wir sie nicht.» 

Als Top-Spartipp für die 3,9 Millionen Privathaushalte gilt, die Heizung auf 19 Grad runterzudrehen.

Matthias Balmer ist Professor an der Hochschule Luzern der Studienrichtung Heizung-Lüftung-Klima-Sanitär und doziert zu Energieeffizienz. Er gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Muss die Temperatur in allen Räumen 19 Grad sein?

«Nein, nicht zwingend. Im Badezimmer etwa, wo man meist weniger Kleider trägt, macht es Sinn, auf um die 23 Grad zu heizen. Hingegen im Schlafzimmer verträgt es sogar zwischen 16 und 18 Grad. Mit 19 Grad in den übrigen Wohnräumen lässt sich schon viel Energie sparen.»

Wie stelle ich die Heizung richtig ein?

«Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Heizungen: Radiatorheizungen und Bodenheizungen.

Radiatorheizungen haben entweder ein Handventil oder ein Thermostatventil. Beide Ventile sind in der Bedienung ähnlich und vergleichbar mit einem Wasserhahn. Dreht man auf, wird’s wärmer. Dreht man runter, wird’s kühler.

Handventile haben meist nur ein Plus und Minus.

Die Stufen von Thermostatventilen stehen für klar definierte Temperaturen:

  • 1 = 12 Grad Celsius
  • 2 = 16 Grad Celsius
  • 3 = 20 Grad Celsius
  • 4 = 24 Grad Celsius
  • 5 = 28 Grad Celsius

Bei der Bodenheizung gibt es drei Varianten, die Temperatur einzustellen: Dort, wo die im Boden verlegten Rohre zusammenkommen, befindet sich der Bodenheizungsverteiler, wo die Temperaturventile angebracht sind. Dort kannst du entweder von Hand oder über eine Temperaturanzeige die gewünschte Temperatur einstellen.

Die dritte Variante sind Thermostate, die irgendwo im Raum angebracht sind. Über eine Heizungsanzeige kann man die Temperatur einstellen, meist über ein Handrädchen. Dadurch werden die Bodenheizungsventile automatisch geregelt.»

Der Bundesrat empfiehlt aber, nur Thermostatventile einzusetzen. Muss ich allfällige Handventile austauschen?

«Nein, grundsätzlich lässt sich die Raumtemperatur auch mit Handventilen einstellen. Der Vorteil von Thermostatventilen ist, dass sie die eingestellte Temperatur automatisch und genauer regulieren. Die Installation sollte aber eine Fachperson vornehmen, was natürlich kostet.»

Wie messe ich die Raumtemperatur richtig?

«Mit einem einfachen Thermometer, zirka 1,20 Meter über Boden an einer Wand im Innern des Raumes. Wichtig ist, dass nicht in der Nähe von wärmestrahlenden Objekten wie Heizung, Fernseher, Drucker oder Computer gemessen wird.»

Welche Rolle spielt der Ausbaustandard meines Zuhauses?

«In einer Altbauwohnung oder einem älteren Haus fühlen sich 19 Grad kühler an als in einem energetisch gut gebauten Neubau. Obwohl der Altbau als auch der Neubau 19 Grad haben. Das hat damit zu tun, dass kühlere Aussenwände ein kühleres Temperaturempfinden bewirken. Wenn es zusätzlich durch Fassaden oder undichte Fenster zieht, empfindet man die Temperatur als niedriger.»

Und was bewirkt die Grösse der Wohnung?

«Es ist egal, ob du eine Einzimmerwohnung oder ein Einfamilienhaus beheizt. Prozentual verbrauchst respektive sparst du gleich viel. Aber es ist klar: Im absoluten Energieverbrauch fällt ein Einfamilienhaus mehr ins Gewicht als eine Einzimmerwohnung.»

Soll ich die Heizung runterdrehen, wenn ich für längere Zeit wegfahre? 

«Radiatoren könntest du ab einer Woche Abwesenheit runterdrehen. Bei Bodenheizungen ist es problematisch, weil diese den ganzen Baukörper mitheizen. Demzufolge dauert es bei der Rückkehr aus den Ferien ein paar Tage, bis die Raumtemperatur wieder behaglich ist.

Hingegen bei Zweitwohnungen ist es immer sinnvoll, die Heizung abzusenken.»