Steigende Zahlen Stehen wir am Anfang der vierten Welle?

lmy

17.8.2021

Ein Mann testet sich selbst auf Corona: Die Fallzahlen sind momentan so hoch wie noch nie in diesem Jahr.
Ein Mann testet sich selbst auf Corona: Die Fallzahlen sind momentan so hoch wie noch nie in diesem Jahr.
KEYSTONE

Die Corona-Neuansteckungen steigen und viele Menschen in der Schweiz sind immer noch nicht geimpft. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, findet das BAG – und warnt vor einer möglichen vierten Welle.

lmy

17.8.2021

«Leider geht die Entwicklung nicht in die gewünschte Richtung», konstatierte Patrick Mathys am Dienstag vor den Medien. Der Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) sagte gar, dass die Schweiz möglicherweise am Anfang einer vierten Welle stehe.

Viel deutet darauf hin, dass die Zahlen weiter steigen werden. «Wir haben immer noch einen grossen Pool an nicht immunisierten Personen, weshalb eine vierte Welle gross werden könnte», so Mathys. Der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri meinte, es sei unklar, ob man in einer Zwischenwelle sei oder am Anfang der vierten Welle. Man könne etwa nicht abschätzen, wie gross der Einfluss von Reiserückkehrern sei.

Kommt die Normalisierungsphase?

Heute meldete das BAG 3150 neue Fälle – so viele wie noch nie in diesem Jahr. Die Spitaleinweisungen haben sich seit Anfang Juli verzehnfacht, die Zahl der Corona-Patienten in Intensivbetten hat sich vervierfacht. Die Lage ist laut den Experten vom BAG aber immer noch unbedenklich, weil die absoluten Zahlen tief seien und nur sehr wenige Leute an Corona sterben.

Trotzdem ergebe es Sinn, Vorsicht walten zu lassen – ebenso, die noch bestehenden Massnahmen aufrechtzuerhalten und einzuhalten. «Wenn die Spitäler an die Grenzen kommen, werden auch harte Massnahmen wieder ein Thema», betonte Mathys.



Dabei will der Bundesrat in die Normalisierungsphase übergehen. In dieser gelten drei neue Ziele, wie Tanja Stadler bei ihrem ersten Auftritt als neue Taskforce-Präsidentin ausführte. Erstens soll eine Überlastung des Gesundheitssystems vermieden werden. Zweitens sollen Kinder unter 12, die sich noch nicht impfen lassen können, geschützt werden. Letzteres gilt drittens auch für andere Personen, die sich nicht impfen lassen können und ein geschwächtes Immunsystem haben.

«Jetzt ist der Moment, sich impfen zu lassen»

Einen Punkt betonten alle Experten an der Medienkonferenz des BAG: «Die Impfung ist und bleibt der beste Schutz gegen eine Infektion.» Diese schützt auch deutlich besser vor dem Virus als eine überstandene Ansteckung, wie neue Studien zeigen. In der Alterskategorie der über 65-Jährigen hätten mittlerweile über 90 Prozent Antikörper gegen das Virus und seien darum sehr gut geschützt.

Darum ist es nun eine der Herausforderungen, alle zur Impfung zu bewegen, die bisher gezögert haben. Das BAG will mit der neuen Kampagne «Nicht verpassen: impfen lassen» vor allem Junge und Unentschlossene ansprechen. «Jetzt ist der Moment, sich impfen zu lassen», sagte Mathys.



Mehreren Fragen von Journalisten, ob dies ausreiche oder ob man nicht etwa durch eine Ausweitung der Zertifikatspflicht den Druck erhöhen müsste, wurde ausgewichen. Jede Massnahme habe Vor- und Nachteile, das Gesamtpaket müsse dabei stimmen – und darüber entscheide der Bundesrat, sagte etwa Tanja Stadler.