SP-Politiker Cédric Wermuth lässt Grünen-Kandidatin Ruth Müri im Kampf um den Aargauer Ständeratssitz den Vortritt. Damit bestätigt sich ein Bild von früheren Wahlen: Linke haben es im zweiten Wahlgang oft schwer.
Der Aargauer SP-Nationalrat Cédric Wermuth tritt nicht zur Ständerats-Stichwahl an. Dafür steigt Ruth Müri (Grüne) erneut ins Rennen. Darauf einigten sich die Parteien. FDP und SVP lagen im ersten Wahlgang vorne.
Kräfte bündeln
Er habe diesen Entscheid persönlich getroffen, sagte Wermuth am Dienstag vor den Medien in Aarau. Nicht seine politische Karriere stehe im Vordergrund, sondern es gehe um die Verantwortung für das Ganze. Die Kräfte für die soziale und ökologische Wende müssten gebündelt werden.
Es sei Zeit für eine grüne Aargauer Ständerätin, sagte Müri. Es könne nicht sein, dass zwei rechtsbürgerliche Männer den Aargau im Ständerat vertreten würden. Die grüne Grossrätin und Stadträtin von Baden erhält für den zweiten Wahlgang die Unterstützung der SP.
Schwierige zweite Wahlgänge
Im Aargau zeigt sich, was auch für andere Kantone gilt: Im zweiten Wahlgang für die noch offenen Sitze im Ständerat dürften es die linken und grünen Kandidatinnen und Kandidaten eher schwer haben, wie der Berner Politologe Marc Bühlmann die Lage einschätzt. Realistische Chancen hätten vier Frauen in vier Kantonen.
Historisch gesehen sei es häufig so, dass die linken und grünen Kandidierenden bei kantonalen Regierungs- und Ständeratswahlen im ersten Urnengang relativ gut abschnitten, sagte Bühlmann in einem Interview mit Radio SRF News.
Vier mit realistischen Chancen
In einem zweiten Wahlgang könnten sie jedoch ihre Klientel weniger gut an der Urne mobilisieren. Den Sprung in die kleine Kammer traut Bühlmann vier grünen Frauen zu: Regula Rytz in Bern, Maya Graf in Baselland, Lisa Mazzone in Genf und Adèle Thorens in der Waadt.
«Diese Frauen haben eine reiche politische Erfahrung und sind national bekannt», sagte Bühlmann weiter. Weil die Grünen häufig mit einem rot-grünen Ticket anträten, bleibe es aber schwierig, gegen ein starkes bürgerliches Duo zu bestehen.
Den Einzug in den Ständerat auf Anhieb geschafft haben bisher zwei Grüne: der Glarner Mathias Zopfi und die Neuenburgerin Céline Vara. Für den zweiten Wahlgang in 14 Kantonen sind noch 22 Sitze zu besetzen, knapp die Hälfte der Mandate.
Gewinner und Verlierer der Wahlen 2019
Gewinner und Verlierer der eidgenössischen Wahlen
Sie ist die strahlende Siegerin der Wahlen: Grünen-Präsidentin Regula Rytz. Ihre Partei kann den Wähleranteil mit 13,2 Prozent verdoppeln, sie ist erstmals stärker als die CVP.
Auch GLP-Chef Jürg Grossen gehört zu den grossen Gewinnern: Seine Partei gewinnt ebenfalls massiv Wähleranteile hinzu und voraussichtlich neu Sitze zusätzlich erhalten.
SVP-Präsident Albert Rösti ist der grösste Verlierer der Wahlen vom Sonntag: Seine Partei büsst zwölf Sitze im Nationalrat ein. Und auch Petra Gössis FDP muss Verluste hinnehmen, wenn auch in geringerem Mass: minus vier Sitze im Nationalrat.
Immerhin ein kleiner Trost für Rösti: Er wurde mit den meisten Stimmen in den Nationalrat gewählt. 128'252 Stimmen konnte der landesweite Stimmenkönig auf sich vereinen.
Christian Levrat muss gleich zwei Niederlagen verkraften: Zum einen büsst seine SP Wähleranteile und damit vier Sitze im Nationalrat ein, zum anderen kann er seinen Ständeratssitz im Kanton Freiburg nicht im ersten Anlauf verteidigen.
Zu den grossen Verlierern zählt die BDP – im Kanton Graubünden hat Duri Campell seinen Sitz verloren, und auch in anderen Kantonen büsste die Partei Sitze ein. Damit kommt die Partei, die sich einst von der SVP abgespaltet hat, künftig nicht mehr auf Fraktionsstärke.
Eine eigentliche Sensation schaffte Mathias Zopfi im Kanton Glarus: Der 35-jährige Grüne gewinnt das Rennen um einen Sitz im Ständerat gegen den amtierenden SVP-Politiker Werner Hösli.
Und gleich noch eine Überraschungssiegerin der Grünen: Céline Vara zieht für den Kanton Neuenburg in den Ständerat ein. Der Sitzgewinn der 35-Jährigen Politikerin geht zulasten der SP.
Freuen kann sich auch Magdalena Martullo-Blocher: Die SVP-Frau kann ihren Bündner Nationalratssitz problemlos verteidigen. Ihr Parteikollege Heinz Brand dagegen verliert sein Mandat in der grossen Kammer.
Monika Rüegger heisst die strahlende Siegerin der SVP im Kanton Obwalden: Sie holt für ihre Partei nach acht Jahren den Sitz im Nationalrat zurück, zudem ist sie die erste Frau, die der Innerschweizer Kanton nach Bern schickt.
Mit Hans-Ulrich Bigler, hier ein Archivbild, verpasst ein prominenter FDP-Vertreter die Wiederwahl: Der Präsident des Gewerbeverbands fällt nach vier Jahren wieder aus der grossen Kammer.
Auch bei der SP hat der Sitzverlust bekannte Namen getroffen, allem voran Gewerkschafter Corrado Pardini. Der Nationalrat, auch hier auf einem Archivbild, hat die Wiederwahl verpasst.
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