Explodierende Strompreise Teils sind die Unterschiede sogar im selben Dorf riesig

amo

7.9.2022

Drohender Strommangel: «Ich schalte die Geräte immer aus»

Drohender Strommangel: «Ich schalte die Geräte immer aus»

Der Bundesrat hat Klartext geredet: Reicht das freiwillige Energiesparen nicht, wird die Schraube angezogen. blue News wollte wissen, ob Passant*innen nun vermehrt Strom sparen. Eine Umfrage aus Zürich.

01.09.2022

Nächstes Jahr steigen in vielen Schweizer Gemeinden die Strompreise. Im Schnitt bezahlen wir voraussichtlich 27 Prozent mehr für Strom. In einzelnen Gemeinden werden die Einwohner aber deutlich stärker zur Kasse gebeten. 

amo

7.9.2022

Energie wird teurer. Nächstes Jahr bezahlen wir in der Schweiz im Schnitt 27 Prozent mehr für Strom. Davon geht die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) gemäss ihren Berechnungen aus. Lokal sind die Unterschiede jedoch deutlich grösser. Grund sind laut der Elcom vor allem die grossen Unterschiede bei der Energiebeschaffung und dem Anteil der Eigenproduktion.

Die Karte der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) zeigt, in welchen Gemeinden der Strom nächstes Jahr am teuersten ist.
Die Karte der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) zeigt, in welchen Gemeinden der Strom nächstes Jahr am teuersten ist.
Screenshot Elcom

Wohnst du beispielsweise im Ortsteil Richigen in Worb BE, bezahlst du nächstes Jahr voraussichtlich satte 70,78 Rappen mehr pro Kilowattstunde. Der Berner Netzbetreiber Licht- und Kraftgenossenschaft Richigen führt die Rangliste mit den höchsten Energiepreisen im nächsten Jahr an. Viel günstiger ist der Strom dagegen von der BKW Energie AG, welche die restlichen Teile von Worb versorgt.

Ebenfalls deutlich stärker zur Kasse wirst du gebeten, wenn du Energie von der politischen Gemeinde Gaiserwald im Kanton St. Gallen mit 58,76 Rappen pro Kilowattstunde beziehst. Fast gleich teuer werden die Energiekosten bei der aargauischen Elektra-Genossenschaft Oberlunkhofen. Allerdings verzeichnet Oberlunkhofen schweizweit gar den höchsten Aufschlag. Während der Preis pro Kilowattstunde aktuell bei 15,11 Rappen liegt, steigt er im nächsten Jahr auf satte 58,11 Rappen. 

In Richigen, Gaiserwald und Oberlunkhofen steigen die Energiepreise am meisten.
In Richigen, Gaiserwald und Oberlunkhofen steigen die Energiepreise am meisten.
Screenshot Elcom

Wenn du dagegen in Gondo-Zwischbergen VS wohnst, kommst du am günstigsten davon. Die Stromversorgung Gondo verrechnet im nächsten Jahr 8,49 Rappen pro Kilowattstunde. Am zweitgünstigsten ist der Strom in Brusio GR, gefolgt von Simplon VS

In Gondo-Zwischbergen, Brusio und Simplon bezahlst du nächstes Jahr am wenigsten für Energie.
In Gondo-Zwischbergen, Brusio und Simplon bezahlst du nächstes Jahr am wenigsten für Energie.
Screenshot Elcom

Elcom-Website hält Ansturm nicht stand

Ein typischer Haushalt bezahlt im nächsten Jahr gemäss Berechnungen der Elcom im Schnitt 26,95 Rappen pro Kilowattstunden. Auf das Jahr gerechnet, ergibt sich gemäss der Elcom eine Stromrechnung von 1'215 Franken oder 261 Franken mehr als im Vorjahr.

Für die Bürgerinnen und Bürger richtete die Elcom online einen Strompreisvergleich ein, der Kantone, Gemeinden und Stromanbieter berücksichtigt. Wegen des Ansturms der Nutzer*innen auf die Seite nach Bekanntgabe der massiven Preiserhöhungen am Dienstagmittag war die Internetseite vorübergehend nicht mehr erreichbar, wie eine Elcom-Sprecherin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Ukraine-Krieg und Trockenheit treiben Preise in die Höhe

Ein Grund für die gestiegenen Strompreise liegt in den rekordhohen Tarifen am Grosshandelsmarkt, an dem Strom beschafft wird. Diese sind laut dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) bereits Ende des vergangenen Jahres stark gestiegen aufgrund von höheren Brennstoff- und CO2-Preisen sowie Kraftwerksausfällen, insbesondere in Frankreich. Der Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Energiekrise mit weniger Gas- und Kohleimporten aus Russland und die Trockenheit verschärften die Preissituation an den Märkten zusätzlich.

Die Strompreise setzen sich aus mehreren Teilen zusammen: den Netznutzungstarifen, den Energietarifen, den Abgaben an die Gemeinwesen sowie dem Netzzuschlag. Massgebend sind damit etwa die Entstehungskosten durch den Betrieb von Kraftwerken und langfristige Bezugsverträge des Verteilnetzbetreibers. In den Preis miteingerechnet werden aber auch der Verwaltungsaufwand und erlaubte Gewinne der Stromunternehmen.

Im kommenden Jahr schlagen vor allem die höheren Energietarife (+64 Prozent) pro Kilowattstunde zu Buche. Aber auch die Abgaben und Leistungen an die Gemeinwesen steigen (+11 Prozent) und die Netzkosten werden höher (+7 Prozent). Dagegen bleibt der Netzzuschlag stabil.

Für die kleinen und mittleren Unternehmen ergibt sich ein ähnliches Bild. Den Angaben zufolge steigen die Netzkosten, der Netzzuschlag und die Energiepreise sowie die Abgaben auch für sie.

(Mit Material der SDA)