Hilfe für die UkraineZürcher Selfmade-Millionär sammelt Geld für Panzer
taich
6.10.2022
Steff Fischer (66), ein Zürcher Immobilien-Unternehmer, sammelt Geld, um der Ukraine einen T-72-Panzer zu finanzieren.
taich
06.10.2022, 14:09
06.10.2022, 16:22
taich
Mit der Meldung in einem Ukraine-Ticker des «Tages-Anzeiger» fing am vergangenen Montag alles an: Steff Fischer las, dass in Tschechien 11'288 Bürgerinnen und Bürger insgesamt rund 1,3 Millionen Dollar gespendet hatten, um für die ukrainische Armee einen Kampfpanzer zu finanzieren. Die tschechische Verteidigungsministerin bedankte sich bei den Beteiligten – sie hätten mit ihren Spenden Putin «ein ordentliches Geschenk» zu seinem 70. Geburtstag am 7. Oktober gemacht.
Mittlerweile läuft in Tschechien eine zweite Spendenaktion für die Ukraine. Diesmal soll Geld für Munition gesammelt werden.
Schweizer Spendenaktion auf Facebook angekündigt
Fischer war so begeistert, dass er spontan beschloss, in der Schweiz eine ähnliche Aktion zu starten. «Ab morgen Dienstag steht das Spendenkonto der Zürcher Kantonalbank bereit. Die Schweiz wird das zweite Land sein», verkündet er auf seiner Facebook-Seite.
Quelle: Facebook
Das Spendenkonto ist laut Fischer bei der ZKB mittlerweile eröffnet. Betreff: «Ein Panzer für die Ukraine». Die Kontonummer wurde allerdings noch nicht bekannt gegeben. Wie viel Geld Fischer selbst zum Panzerkauf beitragen will, steht ebenfalls noch nicht fest.
Finanzierung statt Waffenexport
Lieferungen von Kriegsgerät aus der Schweiz an die Ukraine sind aufgrund des internationalen Neutralitätsrechts und des Schweizer Kriegsmaterialgesetzes verboten. Deshalb plant Fischer, die eingehenden Spenden an die ukrainische Regierung zu überweisen, damit diese einen sowjetischen T-72-Panzer anschaffen kann. Sollte die Spendensumme ausreichen, liesse sich damit auch ein moderner deutscher Kampfpanzer finanzieren.
So zeigt sich der Zürcher Millionär Steff Fischer auf Facebook.
«Der Ukraine alle nur erdenkliche Hilfe zukommen lassen»
Natürlich ist sich Fischer bewusst, dass für die Ukraine mit der Lieferung eines Panzers der Krieg noch nicht gewonnen ist. Ihm geht es vielmehr darum, mit der Panzer-Aktion auch in der Schweiz eine Debatte anzustossen: «Wie verhält sich die Schweiz in dieser Krise – ist sie neutral oder halb neutral, und was heisst das eigentlich? Ist es zeitgemäss, sich zurückzulehnen und zuzuschauen, wie sich andere für uns aufopfern?», fragt Fischer im «Tages-Anzeiger».
Er ist der Meinung, dass die Menschen in der Ukraine auch für uns leiden und sterben. Deshalb möchte er ihnen «alle nur erdenkliche Hilfe zukommen lassen, damit sie sich schützen und verteidigen können».
Fischer sieht in der russischen Autokratie ausserdem eine Bedrohung für die Demokratie, die es auch in der Schweiz zu verteidigen gelte.
Wurzeln in der linken Szene – trotzdem kein reiner Pazifist
Steff Fischer ist in Zürich vor allem als Immobilien-Unternehmer bekannt, der beispielsweise mit der Europaallee das Stadtbild massgeblich mitgeprägt hat. Zuletzt setzte er sich für das Kulturhaus Kosmos ein.
Trotz seines enormen wirtschaftlichen Erfolgs sieht sich Fischer immer noch als Linker. In den 1980er-Jahren beteiligte er sich selbst an Hausbesetzungen und tritt auch heute noch für bezahlbare Mieten ein.
Fischer kritisiert, dass viele Linke sich zwar gegen Putins völkerrechtswidrigen Angriffskrieg positionieren, aber Waffenlieferungen an die Ukraine pauschal ablehnen würden. Er selbst versteht sich nicht als reiner Pazifist. Er billigt den Angegriffenen zu, sich mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen.