Weil er zum Arzt musste Senior wird von Kreuzfahrt ausgeschlossen – 27'000 Franken futsch

phi

21.3.2024

Die Aida Sol verlässt den Hamburger Hafen – ohne Hans und Angelika Heger.
Die Aida Sol verlässt den Hamburger Hafen – ohne Hans und Angelika Heger.
Bild: Keystone

Sie wollten einmal mit der Aida Sol um die Welt reisen, doch dann muss Hans Heger auf Gran Canaria zum Arzt. Als er schliesslich wieder an Bord will, winkt die Reederei ab: Die gut 27'000 Franken sind auch noch futsch.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein deutsches Rentner-Paar beginnt im Oktober eine 177-tägige Weltreise auf der Aida Sol.
  • Nach nicht mal einer Woche muss Hand Heger mit Frau Angelika wegen einer eitrigen Fuss-Verletzung in Gran Canaria von Bord.
  • Nach fünf Tagen Behandlung in Gran Canaria und einem Besuch beim Arzt in Deutschland schreibt der ihn wieder reisefähig.
  • Die Reederei will Hans' Krankenakte einsehen – und spricht ihm dann mit Verweis auf Vorerkrankungen die Fähigkeit ab, die Kreuzfahrt fortzuführen.
  • Wegen der medizinischen Verhinderung erstattet die Reederei von 27'990 nur 1327 Euro. Die Hegers wollen nun klagen.

Ein deutsches Rentner-Paar macht Ferien in Ägypten: Das Paar winkt beim Velo-Fahren in die Kamera und lässt sich beim Tanzen in der Disco und beim Zappeln im Pool filmen. Das Ganze sind aber keine Urlaubsgrüsse an die deutsche Verwandtschaft. Es sollen Beweisbilder sein – für eine Klage gegen den Betreiber des Kreuzfahrtschiffes Aida Sol.

Das Ferien-Drama nimmt scheinbar im Oktober seinen Lauf: Hans und Angelika Heger besteigen in Hamburg die Aida Sol. Mit dem Kreuzfahrtschiff wollen sie eine 117-tägige Reise einmal um die Welt machen. Das ist nicht ganz billig: Gut 27'000 Franken lässt sich das Paar den Spass kosten.

Die Aida Sol (links) im Hafen von Hamburg.
Die Aida Sol (links) im Hafen von Hamburg.
Bild: KEYSTONE

Doch wie RTL berichtet, ist nach nicht einmal einer Woche Schluss: «Kurz vor Gran Canaria hat er einen etwas dickeren Fuss bekommen», sagt Angelika Heger dem Sender. Der Schiffsarzt habe ihr beschieden, ihr Mann und sie müssten zwecks Behandlung auf der Kanaren-Insel von Bord gehen. Fünf Tage verbringt Hans Heger wegen der eitrigen Fuss-Entzündung im Spital, bevor er nach Deutschland fliegt, um einen Arzt zu sehen.

Der bescheinigt ihm am 16. November in Stuttgart, ab dem 24. November wieder reisefähig zu sein. Die Reederei bittet das Paar daraufhin um Hans' Krankenakte, die das Duo bereitwillig preisgibt. Das Problem: Mehr als zehn Jahre zuvor hatte der 82-Jährige einen Infarkt und eine Krebserkrankung

«Wir kamen uns vor wie so richtige Loser»

Die Offenheit sei den Rentnern zum Verhängnis geworden, heisst es bei RTL: Die Reederei verweigert den Hegers die Weiterfahrt. «Für uns ist eine Welt zusammengebrochen», sagt Angelika Heger. «Es hat sich so schrecklich angefühlt. Wir kamen uns vor wie so richtige Loser. Ich hätte heulen können.»

Das Problem: Unter Verweis auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen lehnt es die Reederei laut RTL ab, den Reise-Preis von 27'990 Euro zu erstatten, obwohl Hans' Fuss geheilt sei. Der Deutsche sei wegen der «Vielzahl der aufgelisteten Diagnosen aus medizinischer Sicht» untauglich für die Schiffsreise. Wer aus medizinischem Grund die Reise abbrechen muss, bekommt kein Geld erstattet.

Dabei hatten die Hegers eine behindertengerechte Kabine gebucht, was keime Nachfragen nach sich gezogen habe. «Würde man [von allen Vorerkrankungen] bei allen anderen Kreuzfahrt-Passagieren auch wissen, wären die Schiffe auf die Hälfte reduziert, glaube ich», kommentiert Medizin-Journalist Christoph Specht bei RTL.

Hans wegen Handtuch-Fauxpas auf der schwarzen Liste

Aida erstattet schliesslich doch noch Geld – aber nur 1327 von 27'990 Euro. Zwei Reiseabbruch-Versicherungen spülen immerhin noch 5500 und 2000 Euro in die Ferienkasse. Mit 8891 Euro ist jedoch nicht einmal ein Drittel der Unkosten gedeckt: Deshalb zieht das Paar vor Gericht, so RTL.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass die Hegers mit einer Kreuzfahrt baden gehen. Im Dezember 2022 fliegen die Hegers nach Barcelona, um an Bord der Wonder of the Seas zu gehen. Doch obwohl die Reise bezahlt ist, wird ihnen der Zugang verwehrt – weil Hans auf einer schwarzen Liste steht.

Die Wonder of the Seas im Hafen von Barcelona. 
Die Wonder of the Seas im Hafen von Barcelona. 
Bild: IMAGO/ZUMA Wire

Der Grund: Dem Deutschen war zuvor bei einer Kreuzfahrt in Indonesien beim Wechseln der Badehose ein Fauxpas passiert, so dass kurzzeitig mehr zu sehen war, als erlaubt ist. «Wir mussten dann abends beim Chef der Security antanzen und der sagte uns, dass es nicht mehr vorkommen darf. Ist dann auch wirklich nicht mehr vorgekommen», erklärt seine Frau RTL. Royal Caribbean Cruises erstattete den Hegers das Geld für die Reise.