LiteraturBachmann-Preis-Wettleser in den Startlöchern
SDA
25.6.2019 - 12:28
Um die Jahrtausendwende sorgte er mit seinen erfundenen Interviews für einen Medienskandal, diese Woche nimmt er am renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt teil: der Berner Autor Tom Kummer. (SRF)
Source:SRF/Matthias Willi
Der Bachmann-Preis gehört zu den wichtigsten Literatur-Preisen im deutschsprachigen Raum. Frauen sind bei den Teilnehmern dieses Jahr erstmals in der Überzahl – und auch sonst gibt es Überraschungen.
Einer hat noch gar nichts Literarisches veröffentlicht, einige andere reisen mit der Erfahrung von mehreren Romanen nach Klagenfurt. Das Wettlesen um den Bachmann-Preis bei den 43. Tagen der deutschsprachigen Literatur verspricht dieses Jahr eine grosse Bandbreite.
14 Autorinnen und Autoren treten ab Donnerstag an, darunter auch drei Schweizer, die auf einen der fünf Preise hoffen. Eine weitere Besonderheit: Dieses Jahr sind erstmals mehr Frauen bei dem renommierten Wettbewerb dabei als Männer.
Besonders viele Blicke richteten sich in den vergangenen Tagen schon auf den 22-jährigen Daniel Heitzler, der bisher nicht einen einzigen Satz publiziert hat. «Der Wunsch zu schreiben kam Hand in Hand mit der Lust am Lesen», erzählte Heitzler der dpa. «Ich war nicht nur von den Helden selbst angetan, sondern auch von den Autoren.» Heitzler tritt unter anderem gegen den 58-jährigen Berner Schriftsteller Tom Kummer an, der in seiner Karriere Promi-Interviews erfunden hat und sich zuletzt 2016 mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert sah.
Eröffnet werden die Literaturtage am Mittwochabend mit einer Rede des österreichischen Schriftstellers Clemens J. Setz, der 2008 selbst beim Bachmann-Preis antrat und sich mit der Novelle «Die Waage» den Ernst-Willner-Preis sichern konnte. Sein Text damals handelte vom «Grundhorror des Vermessen-Werdens», wie einer der Juroren befand.
Das Wettlesen beginnt am Donnerstagmorgen. Die Kandidaten haben jeweils 25 Minuten Zeit, um ihre Texte vorzutragen. Aus der Schweiz treten neben Tom Kummer auch die in Freidorf TG lebende Andrea Gerster sowie die Zürcherin Silvia Tschui an. Die Entscheidung über den neuen Träger des mit 25'000 Euro dotierten Bachmann-Preises fällt am Sonntag.
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