Seiner Zeit voraus Der Erfinder der Klimaanlage galt einst als «verrückt»

AFP

8.6.2019

Im Gorrie Museum in Apalachicloa/Florida erklären Parkranger die Funktionsweise der ersten Klimaanlage des Erfinders John Gorrie (Bild im Hintergrund).
Im Gorrie Museum in Apalachicloa/Florida erklären Parkranger die Funktionsweise der ersten Klimaanlage des Erfinders John Gorrie (Bild im Hintergrund).
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Aus Bürogebäuden und Hotels in heissen Regionen sind sie nicht mehr wegzudenken: Klimaanlagen. Doch ihr Erfinder wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von seinem Umfeld für «verrückt» erklärt. 

«Ein Verrückter, der glaubt, mit seiner Maschine Eis herstellen zu können, wie der allmächtige Gott», spottete ein Journalist der Zeitung «Boston Globe» über den Arzt Gorrie aus Florida. Der Bundesstaat wurde damals in den Sommermonaten wegen schwüler Hitze und Stechmücken quasi geschlossen. Noch bis 1940 machten Hotels über den Sommer zu.

Gorrie sah eine Verbindung zwischen der Hitze und der durch die Mücken aus den Sumpfgebieten verbreiteten Gelbfieberepidemie in diesen Breiten. Gorrie, der in dem kleinen Ort Apalachicola im Norden Floridas lebte, folgerte: eine Kühlung der Krankenzimmer würde die Epidemie eindämmen. Also baute er seine Eismaschine.

Der Apparat in einem Holzkörper verfügte über eine Dampfmaschine und eine Reihe von Kurbeln. Die Mechanik erlaubte es, Luft zu kondensieren und danach ausströmen zu lassen, bis sich am Ende dank unterschiedlicher Temperaturen Eis bildete. Ab 1849 konnte Gorrie so pro Tag zwölf Eisblöcke produzieren. Die lagerte er auf den Krankenzimmerdecken. Da warme Luft nach oben steigt, kühlte sie sich dort ab und sank wieder herab. Auch das Fieber der Patienten sank.

Seiner Zeit voraus

Gorrie, der später auch Bürgermeister seiner Stadt wurde, war seiner Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts voraus. Doch er musste sich zeitlebens Anfeindungen seiner tief gläubigen Mitmenschen erwehren. Diese sahen in seiner Maschine «Satanswerk», denn Eis zu erschaffen, war aus ihrer Sicht Gott vorbehalten. Gorrie verkaufte daher bis zu seinem Tod keine einzige seiner Maschinen. Er starb schliesslich 1855, ohne je für seine bahnbrechende Erfindung Geld gesehen zu haben.

Heute werde Gorrie vor allem als der «Vater der Kühlung» angesehen, sagt Jeremy Roundtree, der im kleinen Gorrie-Museum in Apalachicola die Besucher führt. Dabei sei er auch ein «sehr guter Arzt» gewesen. Es sollte bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts und bis zum weltweiten Siegeszug der Klimaanlagen dauern, bis es sich in Gorries Heimat ganzjährig gut leben liess. Heute werde Gorrie daher nicht nur in seiner kleinen Heimatstadt von vielen «verehrt», sagte Roundtree.

Heute sind Klimaanlagen vor allem in den USA und in südlichen Ländern Normalität. Im 19. Jahrhundert galt ihr Erfinder noch als verrückt.
Heute sind Klimaanlagen vor allem in den USA und in südlichen Ländern Normalität. Im 19. Jahrhundert galt ihr Erfinder noch als verrückt.
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