Tourismus DER Touristik Suisse erleidet Umsatzeinbruch und massiven Verlust

jb

20.11.2020 - 10:31

DER Touristik-Firmenchef Dieter Zümpel erlebt das schwärzeste Jahr für das Unternehmen seit sehr langer Zeit. (Bild DER Touristik)
DER Touristik-Firmenchef Dieter Zümpel erlebt das schwärzeste Jahr für das Unternehmen seit sehr langer Zeit. (Bild DER Touristik)
SDA

DER Touristik-Chef erwartet massiven Verlust

Die Coronapandemie hat auch den Reiseveranstalter DER Touristik Suisse (Ex-Kuoni) voll erwischt. Der Umsatz ist auf ein Viertel zusammengeschmolzen. Unter dem Strich steht ein happiger Verlust.

2020 sei das schwärzeste Jahr seit ganz langer Zeit, wie Firmenchef Dieter Zümpel im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP sagt: «Ich gehe davon aus, dass wir im Kalenderjahr 2020 einen Umsatzrückgang von 75 Prozent im Vergleich zu 2019 haben werden. Bei uns kann sich niemand erinnern, jemals so einen Einbruch in den letzten 40 bis 50 Jahren erlebt zu haben.»

«Das ist die Tragik», sagte Zümpel: Denn DER Touristik Suisse hatte 2019 nach langen Jahren in der Verlustzone den Turnaround geschafft und bei einem Umsatz von 644 Millionen Franken wieder einen Betriebsgewinn geschrieben.

Blitzschlag Corona

Man habe gehofft, dass es weiter aufwärts gehe: «Wir waren Anfang Januar zweistellig im Plus beim Buchungseingang. Da haben wir uns bestätigt gefühlt auf dem Weg nach oben. Dann hat uns der Blitzschlag erwischt. Wir werden dieses Jahr massive Verluste erleiden», sagte Zümpel.

Damit ist DER Touristik Suisse nicht alleine: Konkurrentin Hotelplan Suisse hat wegen der Coronapandemie ebenfalls das schlechteste Geschäftsjahr (per Ende Oktober) ihrer 85-jährigen Geschichte erlebt. Der Umsatz stürzte um zwei Drittel ab, nachdem er sich im Vorjahr noch auf 572,9 Millionen Franken belaufen hatte. Zudem erlitt die Migros-Tochter den grössten Verlust ihrer Geschichte.

Einbruch unheimlich breit

Wie bei Hotelplan ist auch bei DER Touristik Suisse der Einbruch unheimlich breit und betrifft alle Flugziele in der Kurz-, Mittel- und Langstrecke. «Früher waren die Einbrüche destinationsspezifisch wie etwa beim Sars-Ausbruch im 2003 in Asien oder beim Tsunami im indischen Ozean im Jahr 2004», sagte Zümpel. Jetzt gebe es keinen Bereich, der zugelegt habe.

Während die Einnahmen wegbrachen, stiegen die Kosten: Im März und April habe DER Touristik Suisse mehrere tausend Reisende repatriiert, und seither mehrere zehntausend Umbuchungen und Stornierungen vorgenommen.

«Wir mussten viele Dossiers mehrmals in die Hand nehmen, weil wir die Kunden auf andere Destinationen oder Termine umgebucht hatten, die dann doch nicht bereist werden konnten», sagte Zümpel: Für ausgefallene Reisen habe man einen hohen zweistelligen Millionen-Betrag an die Kunden zurückgezahlt.

Auf der anderen Seite habe DER Touristik Suisse selber noch Rückforderungen in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags bei den Anbietern wie Fluggesellschaften, Kreuzfahrtreedereien oder Hotels ausstehend, sagte Zümpel.

Bisherige Sparmassnahmen sollten reichen

Mit den bisherigen Sparmassnahmen hofft Zümpel durch die Krise zu kommen. Der Abbau von 140 der 810 Vollzeitstellen sei umgesetzt. Die Hälfte davon durch Entlassungen.

«Wir sind schlanker geworden, so dass wir glauben, im wesentlichen damit durchzukommen. Wir schliessen knapp zehn Filialen, aber voraussichtlich nur eine ohne Alternativpräsenz in der unmittelbaren Nähe des bisherigen Standortes», sagte Zümpel. Andere Filialen würden verkleinert. Insgesamt habe DER Touristik Suisse noch gut 70 Reisebüros.

Nach dem rabenschwarzen 2020 soll es wieder aufwärts gehen. «Wir gehen im Kalenderjahr 2021 davon aus, dass wir um die 60 Prozent des Umsatzes von 2019 erzielen. Ich glaube, dass wir gestärkt aus dieser Krise herauskommen. Der Nachholbedarf für Reisen wird kommen. Der Winter wird noch schwierig. Ich glaube aber, dass wir im Sommer wieder Umsätze haben, die in die richtige Richtung gehen», sagte Zümpel.

Er hoffe, dass DER Touristik Suisse 2022 wieder über 80 Prozent des Umsatzes von 2019 erreiche, sagte der Firmenchef: «Und ich gehe davon aus, dass wir 2023 wieder auf einem Vor-Krisenniveau sind», sagte Zümpel.

Die Gewinnschwelle solle in zwei Jahren wieder erreicht werden. «Aufgrund unserer massiven Kosteneinsparungen gehen wir davon aus, dass wir ab 2022 keine Verluste mehr schreiben werden», sagte Zümpel.

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jb