Dürre in Spanien Wenn versunkene Dörfer wieder auftauchen

AP/toko

22.3.2023 - 20:58

Der Sau-Stausee, rund 100 km nördlich von Barcelona beim Wasserstand von neun Prozent der Gesamtkapazität.
Der Sau-Stausee, rund 100 km nördlich von Barcelona beim Wasserstand von neun Prozent der Gesamtkapazität.
AP Photo/Emilio Morenatti/Keystone

Früher war es eine Attraktion, wenn die Kirchturmspitze eines gefluteten Dorfes aus einem Stausee in Katalonien ragte. Nach jahrelanger Dürre liegt heute sogar das Fundament frei.

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Die mittelalterliche Kirche von Sant Romá verschwand in den 1960er Jahren von der Bildfläche. Denn das Dorf Vilanova de Sau wurde gezielt geflutet, um einen Stausee zu schaffen. In den vergangenen drei Jahrzehnten ragte ab und zu gespenstisch der Glockenturm aus dem Wasser – und erinnerte so an Spaniens fragile Wasservorkommen.

Doch heute liegen der ganze Turm, das Kirchenschiff und die Grundfesten des Gotteshauses frei, denn der Wasserpegel des Stausees ist dramatisch gesunken.

Dessen Tiefstand legt Zeugnis davon ab, wie weit die Trockenheit fortgeschritten ist. Um verbliebene Wasserlachen trotten Touristen, die sich von dem wundersamen Schauspiel eines wieder aufgetauchten Geisterdorfes locken lassen.

Die Dürre im Nordosten Spaniens hat im Februar «ausserordentliche» Ausmasse erreicht, wie Behörden erklärt haben. Die Folge: die Trinkwasserversorgung von sechs Millionen Menschen im Grossraum Barcelona ist bedroht.

Aktuell entspricht der Wasserpegel des Sau-Stausees neun Prozent seiner Gesamtkapazität, wie aus Daten der katalanischen Wasserbehörde hervorgeht.

Daher haben sich die Verantwortlichen entschieden, Fische schleunigst aus dem Wasser zu holen, um sie vor dem Ersticken zu retten. Doch der Wettlauf mit der Zeit könnte schon verloren sein, viele tote Fische treiben bereits auf der Wasseroberfläche.

Ausgetrocknet: der Sau-Stausee nördlich von Barcelona.
Ausgetrocknet: der Sau-Stausee nördlich von Barcelona.
AP Photo/Emilio Morenatti/Keystone

In einem weiteren Schritt wird das übrig gebliebene Wasser in einen anderen, volleren Stausee in der Nähe geleitet. So soll verhindert werden, dass die Qualität des Wassers sich so sehr verschlechtert, dass es untrinkbar wird.

Ganz Spanien sei offiziell in eine Phase der langfristigen Dürre eingetreten, verkündete die Wetterbehörde Aemet erst vergangene Woche. Ursache seien hohe Temperaturen und wenig Niederschlag in den vergangenen drei Jahren. Besonders brisant ist die Lage jedoch in Katalonien, die Pegel von Wasserreservoirs verharren dort bei rund 27 Prozent ihrer Kapazität.

Längst gibt es Beschränkungen für Industrie und Landwirtschaft bei der Wassernutzung. Mit Trinkwasser Autos zu waschen ist ebenso untersagt wie das Auffüllen von Swimmingpools.