Im eigenen ZuhauseKinder sehen Stiefmutter oben ohne – jetzt steht die Frau vor Gericht
AP/tafi
22.11.2019
Zuhause oben ohne herumlaufen – für einen Mann ist das kein Problem. Einer Frau in den USA drohen jetzt allerdings Haft und eine Registrierung als Sexualstraftäterin.
Tilli Buchanan und ihr Ehemann wohnen in einem Vorort von Salt Lake City im US-Staat Utah. Buchanan zufolge bauten sie eines Tages an einer Trockenwand in ihrer Garage: eine staubige Angelegenheit, weshalb beide ihre Kleidung schützen wollten und ihre Oberkörper entblössten. Dann seien die drei Kinder des Mannes hereingekommen – zwischen 9 und 13 Jahre alt. Und nun muss sich Buchanan wegen Sexualverbrechen verantworten.
«Das alles geschah in der Privatsphäre meines Zuhauses», sagte Buchanan am Dienstag nach einer Anhörung im Gericht. «Mein Mann war direkt neben mir, auf die exakt gleiche Art wie ich, und er wird nicht strafrechtlich verfolgt.» Sie sehe sich selbst als Feministin und habe zeigen wollen, dass es für jeden in Ordnung sei, Haut zu zeigen, schrieben ihre Anwälte in einem Gerichtsdokument.
Die Polizei stellte den Vorfall auf Grundlage ihrer Unterlagen etwas anders dar: Ihr zufolge soll Buchanan ihr T-Shirt und ihren BH vor den Kindern ausgezogen haben, während sie «unter dem Einfluss von Alkohol» stand. Wenn ein Mann sein Shirt ausziehen könne, sollte eine Frau das auch dürfen, soll sie gesagt haben.
Dreifache Unzucht
Der 27-Jährigen wird laut Anklage dreifache Unzucht mit Minderjährigen vorgeworfen. Ihr drohen eine Gefängnisstrafe oder ein Bussgeld – und sie muss sich möglicherweise zehn Jahre lang als Sexualstraftäterin registrieren lassen. Eine Richterin will in den kommenden Monaten über den Fall entscheiden.
Buchanans Anwälte argumentieren, dass die Gesetze in Utah zur Unzucht mit Minderjährigen ungerecht sind, weil sie Männer und Frauen und deren Oberkörper unterschiedlich behandeln. Sie fordern von der Richterin, die Anklage fallenzulassen und den Teil des Gesetzes als verfassungswidrig zu erklären. Staatsanwälte kontern, dass unter Nacktheit in der amerikanischen Gesellschaft auch weibliche Brüste verstanden werden, und Gerichte mit Verweis auf die Moral entsprechende gesetzliche Verbote aufrechterhalten haben.
Angeklagt wurde Buchanan bereits im Februar. Die Mutter der Kinder zeigte den Oben-Ohne-Vorfall bei der Polizei an, weil sie «alarmiert» war, wie Behörden mitteilten.
«Free the Nipple»
«Es hat unglaublich ernsthafte Konsequenzen», sagt Leah Farrell, Anwältin der Amerikanischen Bürgerrechtsunion ACLU in Utah, die sich in dem Fall engagiert. Während gesellschaftlich wahrscheinlich unterschiedliche Gefühle gegenüber männlichen und weiblichen Körpern bestünden, sei das Strafverfolgungssystem für derartige Fälle nicht geeignet.
Die globale Bewegung «Free the Nipple», die sich dafür einsetzt, dass Frauen oben ohne sein dürfen, hat ähnliche Rechtsverordnungen in anderen Teilen des Landes erfolgreich bekämpft. Unterstützer feierten im Februar, als das 10. Bezirksberufungsgericht in Colorado ein Gesetz blockierte, das Frauen verbieten sollte, in der Öffentlichkeit oben ohne zu sein.
Die Richter folgten der Argumentation der Aktivisten, die besagte, ein Verbot behandle Frauen und Männer unterschiedlich. Das Gericht ist für Prozesse auf Bundesebene verschiedener Staaten zuständig, darunter Utah. Doch Behörden zufolge wirkt sich das Urteil nicht unmittelbar auf anderes lokales Recht aus.
Nacktheit bleibt verboten
Oben-Ohne-Verbote wurden anderswo jedoch aufrechterhalten. Das oberste Gericht in New Hampshire bestätigte im Februar die Verurteilung von drei Mitglieder der Bewegung «Free the Nipple», die festgenommen wurden, weil sie oben ohne am Strand waren. Auch in Missouri wurde 2017 ein Unanständigkeitsgesetz aufrechterhalten, und ein anderes Gericht erlaubte 2013, dass das Verbot von Nacktheit in San Francisco auf dem Papier bestehen bleibt.
Brit Hoagland zufolge, die an der Klage des Falles in Colorado beteiligt war, ist der Fall in Utah besonders unfair, da Buchanan sich in ihrem eigenen Zuhause befand. «Frauen sollten nicht als grundsätzlich sexuell angesehen werden, geschweige denn kriminell, wenn sie etwas tun, was Männer die ganze Zeit beiläufig machen», sagte Hoagland.
Touris aufgepasst – was auf Reisen alles verboten sein kann
Kaffee kochen für 1'000 Euro: Das gönnten sich zwei Backpacker kürzlich unter einer Brücke in Venedig. Mit der saftigen Strafe zum Heissgetränk hatten die beiden nicht gerechnet. Was sie nicht wussten: Picknicken an historischen Plätzen in Italien ist verboten. Auch in anderen Ländern kann Unkenntnis für Touristen teuer werden, wie unsere Galerie zeigt.
Bild: Keystone
Dass in Singapur Kaugummikauen unter Strafe steht, hat sich herumgesprochen. Aber auch wer seine Mitmenschen mit Musik oder anderen Geräuschen nervt, läuft Gefahr, ein Bussgeld bis zu 1'000 Singapur-Dollar (ca. 725 Euro) zahlen zu müssen. Wer auch noch «obszöne Lieder oder Balladen» von sich gibt, riskiert gar drei Monate Haft.
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In England ist es nicht ratsam, betrunken in der Öffentlichkeit angetroffen zu werden. Unter diese Vorschrift fallen auch alle «licensed premises» – also Pubs, Kneipen oder Restaurants, wo Alkoholkonsum ja eigentlich dazugehört. Am besten in Massen, sonst droht ein Bussgeld.
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Wie ein Zombie aufs Handy zu starren und die Strasse zu überqueren, kann in manchen Ländern nicht nur gefährlich, sondern auch teuer werden. Zum Beispiel in Litauen, hier müssen Fussgänger mit bis zu zwölf Euro rechnen, wenn sie die Fahrbahn überqueren und dabei ein mobiles Gerät nutzen.
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Wer mit Softdrinks im Gepäck nach Nigeria reist, der verstösst gegen das Gesetz. Auch Kugelschreiber und Seife stehen dort auf der umfangreichen Verbotsliste des Zolls.
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Reiseratgeber im Internet haben auch für Deutschland-Touristen einen Tipp: Vor Fahrten auf der Autobahn immer auf ausreichend Sprit achten. Tatsächlich drohen bei Halten oder Parken Bussgelder – und ein leerer Tank, den man ja vermeiden kann, wird nicht als Panne anerkannt.
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In Trinidad und Tobago ist militärähnliche Tarnkleidung jeglicher Art und Farbe (Camouflage) laut Gesetz dem Militär vorbehalten. Wer sie mitbringt, kauft oder trägt, muss mit einer Geldstrafe rechnen - und die Klamotten werden beschlagnahmt, warnt das Auswärtige Amt.
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Ganz ohne Klamotten lässt man sich besser nicht im Kanton Appenzell Ausserrhoden erwischen. Dort darf - nach höchstrichterlichem Urteil von 2014 – die kantonale Vorschrift über «grobe Verletzung von Sitte und Anstand in der Öffentlichkeit» auch auf Nacktwanderer angewandt werden.
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