NeuschneeUnfälle nach Wintereinbruch – mehr Schneechaos erwartet
SDA/dpa/uri/tmxh
7.1.2019
Der Winter hat die Schweiz endgültig erreicht. Insbesondere in den östlichen Alpen fielen grosse Mengen Neuschnee. In Österreich und Bayern starben zwei Menschen. Die neue Woche soll noch mehr Schnee bringen.
Mit bis zu 70 Zentimetern Neuschnee in den östlichen Alpen hat der Winter Teile der Schweiz seit Samstag fest im Griff. Am Sonntag ging mit fünf bis zehn Zentimetern weit weniger Schnee nieder. Während der Westen und Süden kaum betroffen waren, war in den Zentralschweizer Alpen auch die Lawinengefahr gross und erreichte im Glarnerland, am Alpstein AR und in Nord- und Mittelbünden die Stufen 4 bis 5.
Anfang der neuen Woche beruhigt sich das Wettergeschehen dank eines westlich der Schweiz aufziehenden Hochdruckgebiets zunächst. Doch dann soll der Winter wieder richtig loslegen: Erwartet werden schon ab Dienstag wieder Niederschläge, wobei die Schneefallgrenze bis Mittwoch wieder bis ins Flachland sinken soll.
Laut MeteoNews werden bis zum Sonntag in den Alpen insgesamt 80 bis 130 Zentimeter Neuschnee erwartet. Demnach kommt es «vor allem auf den Bergen der Zentral- und Ostschweiz zu einem weiteren massiven Neueschneezuwachs, die Lawinensituation bleibt angespannt». Besonders von Dienstag bis Mittwoch rechne man mit Neuschnee.
Nach kurzer Atempause soll das Wetter dann am Wochenende wieder an Dynamik gewinnen: «Aus heutiger Sicht erwarten uns auffrischender Wind und neue Niederschläge». Vor allem Autofahrer sollten im Berufsverkehr Vorsicht walten lassen, ebenso wie Tourengänger und Variantenfahrer angesichts der Lawinengefahr in den Bergen.
Wintereinbruch sorgt für Chaos
Feuchte, doch kalte Luftmassen hatten seit Samstag für Schneemengen von 20 Zentimetern in den zentralen Alpen gesorgt, in Nord- und Mittelbünden gar von 40 bis 70 Zentimetern. Den Rekordwert erzielte mit 73 Zentimetern Neuschnee St. Antönien GR. In Arosa in Graubünden mussten aufgrund der Schneemassen am Sonntag sogar die Skilifte und Bergbahnen im Skigebiet abgestellt werden.
Schnee gab es jedoch auch in den Tälern und im Flachland, etwa in Chur (25 Zentimeter) und in Glarus (20 Zentimeter). In der Folge kam es am Wochenende zu zahlreichen Unfällen auf den Strassen.
Vor allem Selbstunfälle
So verunglückte in Hägglingen im Kanton Aargau ein Salzstreuwagen, der ins Rutschen geriet und anschliessend in einen Weidezaun, einen Strassenkandelaber und eine Steinmauer prallte. Die beiden Insassen kamen mit leichten Verletzungen davon. Insgesamt gingen im Aargau 20 Unfallmeldungen ein.
In Rüfenach in Richtung Riniken kam eine 79-jährige Schweizerin mit ihrem Auto ins Schleudern, kam von der Strasse ab und geriet gegen ein Bachbett. Die Lenkerin blieb unverletzt, der Schaden beträgt zirka 5'000 Franken. Laut Kantonspolizei handelte es sich meist um Selbstunfälle mit Blechschäden.
Auch im Kanton Schwyz wurden zahlreiche Unfälle gemeldet. So ereigneten sich in Lauert am Samstag innert weniger Stunden zwei Unfälle, in die Kleinbusse involviert waren. Insgesamt wurden bei den schweren Kollisionen vier Menschen verletzt.
Tote in Bayern und Österreich
Stärker betroffen sind indes Deutschland und Österreich. Noch immer gibt es in Bayern Behinderungen auf den Strassen und beim Bahnverkehr, obwohl der Schneefall in der Nacht zum Montag etwas abflaute. Hinzu kommen Strassensperrungen wegen Lawinengefahr. Überall in den deutschen Alpen herrscht die zweithöchste Lawinenwarnstufe. Für die nächsten Tage sind weitere Schneefälle angekündigt.
Im Laufe des Montags seien etwa im Landkreis Berchtesgadener Land bis zu 20 Zentimeter, im Allgäu bis zu fünf Zentimeter Neuschnee möglich, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes in der Nacht. Er warnte vor Lawinen und Schneebrüchen wie herabbrechenden Ästen.
Freuen dürften sich Schulkinder im Süden Bayerns: In mehreren Landkreisen sowie in Lindau fällt am Montag an vielen Schulen der Unterricht aus. Behörden, Feuerwehr und Hilfskräfte dürften im Laufe des Tages vor allem versuchen, den Betrieb des öffentlichen Nah- und Regionalverkehrs wieder auf die Beine zu stellen. Wegen Bäumen, die unter der Schneelast auf die Oberleitungen gefallen waren, war es am Wochenende zu zahlreichen Ausfällen und Sperrungen gekommen.
Im oberbayerischen Wackersberg bei Bad Tölz wurde ein 44 Jahre alter Skitourengänger von herabfallenden Ästen erschlagen. Der Mann sei von einer Baumkrone getroffen worden, die unter der Schneelast abgebrochen sei, hiess es in der Nacht zum Montag von der Polizei. Der Mann war demnach sofort tot. Er war nach Polizeiangaben alleine unterwegs. Nachfolgende Tourengänger fanden ihn und alarmierten die Einsatzkräfte.
In Österreich wurden am Wochenende zwei deutsche Skifahrer von Lawinen getötet. Beide starben am Sonntag in Vorarlberg. In dem westlichen Bundesland herrschte wie in weiten Teilen der österreichischen Alpen nach heftigen Schneefällen grosse Lawinengefahr.
Trotzdem wagte sich in Schoppernau ein 26-Jähriger aus dem bayerischen Landkreis Dachau in den Tiefschnee abseits der gesicherten Pisten und wurde von einer Lawine verschüttet. Seine 25-jährige Begleiterin konnte den Mann sofort lokalisieren, weil seine Beine aus dem Schnee ragten. Mit Hilfe von Bergrettern grub sie ihn aus. Er konnte jedoch nicht mehr wiederbelebt werden. Der Skifahrer starb, obwohl er mit einem Lawinen-Airbag ausgestattet war.
Mehr Schnee erwartet
Bei einem zweiten Lawinenunglück starb ein 32-Jähriger aus der Nähe von Heilbronn. Er war am Nachmittag mit einer 25-jährigen Skifahrerin im Gebiet von Damüls unterwegs, als er bis zum Hals verschüttet wurde. Die zwei Wintersportler trugen ebenfalls Lawinen-Notfallausrüstung. Doch bevor der Mann gerettet werden konnte, gingen weiterer Schnee über ihn nieder und begrub ihn vollständig.
Auch im Berchtesgadener Land am Teisenberg starb eine junge Frau in den Schneemassen. In Lenggries hingegen konnte ein 31-Jähriger lebend gerettet werden. Er wurde nach Polizeiangaben am Sonntagmittag am Brauneck von einer Lawine mitgerissen.
Spannend bleibt, wie es in den nächsten Tagen mit dem Wetter weitergeht. Die Meteorologen erwarten, dass es nördlich der Donau meist regnerisch-nass bleibt, während es in Richtung Alpen auch in den kommenden Tagen immer wieder Schnee geben wird. Denn das nächste Tief steht schon in den Startlöchern.
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