«Die Klima-Krise ist da» Mehr als 40 Tote nach Unwetter im Nordosten der USA

dpa/AP/uri

3.9.2021 - 07:05

Ausläufer von Hurrikan Ida haben an der US-Ostküste und der Metropole New York für Sturzfluten und starke Überschwemmungen gesorgt. Dutzende Menschen sind ums Leben gekommen – einige waren in überfluteten Kellern eingeschlossen.

3.9.2021 - 07:05

Vor allem Rekordregenmengen machen den Menschen von Maryland bis New York zu schaffen. Das genaue Ausmass war am Donnerstagabend noch nicht abzusehen. Präsident Biden verspricht Hilfe des Bundes und stellt fest: «Die Klima-Krise hat zugeschlagen.»

Mit zuvor nie gekannten Regenmassen hat der zum Sturmtief abgeschwächte Hurrikan «Ida» im Nordosten der USA Chaos angerichtet und mehr als 40 Menschen den Tod gebracht. Das war der Stand von Mittwochabend bis Donnerstag Ortszeit, aber das ganze Ausmass war da auch noch nicht zu überblicken. Der Gouverneur von New Jersey, Phil Murphy, meldete mindestens 23 Tote allein in seinem Staat. Von Maryland über New York bis Connecticut kamen insgesamt 43 Menschen ums Leben.

US-Präsident Joe Biden sagte den von schweren Überflutungen getroffenen Regionen Hilfe des Bundes zu und stellte fest, dass die «Klima-Krise» zugeschlagen habe. «Diese extremen Stürme, und die Klima-Krise, sind hier», sage er im Weissen Haus. «Wir müssen besser vorbereitet sein. Wir müssen handeln.»

Im New Yorker Central Park fielen binnen einer Stunde 891 Liter Regen pro Quadratmeter – so viel wie noch nie seit Beginn detaillierter Aufzeichnungen, wie der Nationale Wetterdienst der USA mitteilte. Gouverneurin Kathy Hochul verhängte den Notstand über den Staat New York.

Menschen in New York starben in Souterrainwohnungen

Hochul sagte, zwischen 20:50 und 21:50 Uhr am Mittwochabend sei nicht bekannt gewesen, «dass sich der Himmel buchstäblich öffnet und Wasser im Umfang der Niagarafälle auf die Strassen von New York bringt». Das Nationale Hurrikanzentrum hatte vor «potenziell tödlichen flutartigen Überschwemmungen» in der Region Mitte Atlantik und Neuengland gewarnt. Aber es fiel mehr Regen, als erwartet.

Allein die Polizei in der Stadt New York berichtete bis Donnerstagmorgen von 12 Todesopfern: Elf Menschen seien in ihren überfluteten Souterrainwohnungen umgekommen, eine Person in ihrem Auto. Wohnungen im Kellergeschoss werden in New York, einem der teuersten Wohnungsmärkte der USA, oft als bezahlbare Unterkunft genutzt. Der Vorort Westchester County meldete drei weitere Tote. Im benachbarten Staat New Jersey wurden 23 Tote gefunden, Pennsylvania meldete mindestens fünf. In Connecticut kam vermutlich ein Polizist ums Leben, der mit seinem Streifenwagen davon den Fluten mitgerissen wurde.

In der New Yorker Bronx stehen Fahrzeuge auf einer überfluteten Strasse. 
In der New Yorker Bronx stehen Fahrzeuge auf einer überfluteten Strasse. 
Bild: Keystone

Das New Yorker Büro des Nationalen Wetterdienstes rief erstmals in seiner Geschichte sturzflutbedingte Notstände aus – eine für «überaus seltene Lagen» reservierte Alarmstufe, die gilt, «wenn eine ernste Gefahr für menschliches Leben und katastrophaler Schaden durch eine Sturzflut eingetreten ist oder bald eintreten wird». In der Stadt New York galt bis Donnerstagmorgen 5:00 Uhr ein Fahrverbot für alle Fahrzeuge ausser Einsatzwagen von Rettungsdiensten.

Hunderttausende ohne Strom

In der Metropole standen in der Nacht zum Donnerstag Autos sowie U-Bahn-Stationen und -Gleise unter Wasser, Müll trieb durch die überfluteten Strassen. Der U-Bahn-Betreiber MTA stellte den Betrieb komplett ein.

Auch der FDR Drive, eine der grössten Strassen an der Ostseite Manhattans, sowie der Bronx River Parkway standen am Mittwochabend so tief unter Wasser, dass es kein Durchkommen mehr gab. Wegen schwerer Überschwemmungen stellte auch der Betreiber des Flughafens von Newark in New Jersey am Mittwochabend den Betrieb vorläufig ein, Züge zum Flughafen fuhren nicht mehr.

Hunderttausende Menschen in New Jersey und Pennsylvania waren ohne Strom. Mindestens zwei Tornados bildeten sich in der Region. In Rockville in Maryland wurde ein Mensch in einem überschwemmten Wohngebäude tot aufgefunden, eine weitere Person wurde vermisst.

«Ida» war am Sonntag als fünftstärkster Hurrikan in der Geschichte der USA in Louisiana im Süden auf Land getroffen und hatte sich danach als tropisches Tiefdruckgebiet Richtung Norden bewegt und gewaltige Regenmengen niedergehen lassen. In Louisiana und Teilen von Mississippi haben nach wie vor Hunderttausende Haushalte keinen Strom oder kein Leitungswasser.

dpa/AP/uri