Neuer Lack auf altem Leid Zehn Jahre danach: Wie Fritzls düsteres Horror-Haus heute aussieht

phi

31.7.2018

Das Haus hat seinen grauen Look verloren, doch das Grauen wirkt nach Fritzls Untat nach.
Das Haus hat seinen grauen Look verloren, doch das Grauen wirkt nach Fritzls Untat nach.
Bilder: Keystone

24 Jahre hielt Josef Fritzl seine Tochter hier gefangen: Sein Haus im Amstetten ist frisch gestrichen, der alte Horror aber nicht übertüncht. Fritzl selbst jedoch vergisst, was war.

Im April ist es zehn Jahre her, dass ans Tageslicht kommt, was Josef Fritzl am liebsten im Dunkeln gelassen hätte. Ein akuter Notfall zwingt den damals 73-Jährigen, zu handeln. Seine Tochter hat Krämpfe und die 19-Jährige verliert immer wieder das Bewusstsein. Die Mutter kann schliesslich durchsetzen, dass der Teenager ins Spital eingeliefert wird. Als dort die Ärzte ob der familiären Verhältnnisse stutzig werden, fliegt ein Verbrechen auf, das weit über den deutschsprachigen Raum für fassungsloses Entsetzen sorgt.

Das Horror-Haus von Josef Fritzl

10 Jahre danach: So sieht Fritzls-Horrorhaus heute aus

10 Jahre danach: So sieht Fritzls-Horrorhaus heute aus

Er sperrte seine eigene Tochter in ein Kellerverliess und zeugte mit ihr sieben Kinder. Der Fall von Josef Fritzl schockierte 2008 die Welt. Das einstige Horrorhaus läuchtet heute in der Farbe rosa.

31.07.2018

«Bluewin» hat den Ort des Schreckens zehn Jahre nach der Tat besucht: Wer Fritzls einstiges Horror-Haus in Amstetten heute sieht, käme nicht auf die Idee, dass hier im August 1984 für einen Teenager ein unvorstellbares Martyrium begann.  Fritzls damals 18-Jährige Tochter wird betäubt, im Keller eingemauert und als vermisst gemeldet. Immer wieder wird das Opfer missbraucht, dass in den 24 Jahren Gefangenschaft sieben Kinder zur Welt bringen muss. Die ältesten drei, die heute zwischen 30 und 16 Jahren alt sind, wurde wie die Mutter eingesperrt. 1992 und 1993 kommen insgesamt zwei Töchter hinzu, von 1996 geborenen Zwillingen überlebt nur einer der Söhne.

Das Horror-Haus von Amstetten. Hier sperrte Josef Fritzl seine Tochter 26 Jahre lang im einem Kellerverlies ein.
Das Horror-Haus von Amstetten. Hier sperrte Josef Fritzl seine Tochter 26 Jahre lang im einem Kellerverlies ein.
Bluewin

«Inzwischen kommt kaum noch jemand»

Als die Polizei die Tochter und die sechs inzestuös gezeugten Kinder befreit, fügt sich das Haus in das Bild des Schreckens nahtlos ein: Der graue Klotz sieht schon äusserlich wie ein trostloser Kerker aus, doch erst  als das Ausmass der Untat bekannt wird, rückt der schmucklose Klotz in den Fokus der Öffentlichkeit. «Früher sind fast täglich Leute in meinen Laden gekommen und haben gefragt: Na, wo ist das Haus denn jetzt?», sagt eine Ladenbesitzerin der «Süddeutschen Zeitung». Heute sei der Spuk jedoch vorbei: «Inzwischen kommt kaum noch jemand.»

Ordnung im Chaos: Fritzls Keller-Gefängnis haben Ermittler als sauber und aufgeräumt beschrieben.
Ordnung im Chaos: Fritzls Keller-Gefängnis haben Ermittler als sauber und aufgeräumt beschrieben.
Keystone

Fritzl sei ein höflicher Mann gewesen, sagt die Amstettenerin weiter. «Immer Küss die Hand und Grüss Gott». 24'000 Menschen leben in dem kleinen Ort: Man kennt einander – oder glaubt es wenigstens. Dass hinter der grauen, vermeintlich heilen Fassade von Fritzls Haus eine derart düstere, weltweit Aufsehen erregende Tat begangen worden ist, macht die Einwohner auch ein Jahrzehnt später offenbar sprachlos: Kein Passant will über Fritzl sprechen, der den Behörden weismachte, seine Tochter sei drogenabhängig, untergetaucht und habe ihm die letzgeborenen drei Kinder auf die Türschwelle gelegt.

Amstetten 2008: Weltweites Medieninteresse am «Inzest-Monster».
Amstetten 2008: Weltweites Medieninteresse am «Inzest-Monster».
Keystone

Neuer Hausbesitzer: «95 Prozent des Traumas verarbeitet»

Amstetten will abschliessen. Nach Fritzls Verurteilung zu lebenslanger Haft wurde ein Konkursverwalter bestellt, der den Keller des Hauses zubetonieren liess. Ein Gastwirt hat die Immobilie übernommen und an Angestellten seines Lokals und seiner Striptease-Bar vermietet. «Es dürfte so ziemlich das letzte Mal sein, dass diese Causa auf den Tisch kommt», sagt der Betreiber, was auch bloss Wunschdenken sein kann. Seine Begründung: «95 Prozent des Traumas sind verarbeitet.»

Eine aktuelle Diagnose, die womöglich schon lange feststeht: Der neue Besitzer behauptet bereits umittelbar nach dem Kauf , sein Neuerwerb werde «in zwei Jahren wieder ein normales Haus sein». Doch rosa Farbe und fromme Wünsche kratzen bloss an der Oberfläche des Problems. Sie können nicht verdecken, dass Amstetten von einer Normalisierung immer noch weit entfernt ist. Der Ort bleibt mit den Taten des «Inzest-Monsters», wie ihn die Presse nannte, verbunden. 

Und während Amstetten gerne diesen Fall vergessen würde, kann einer mit der Tat abschliessen: Der heute 84-jährige Fritzl soll in der Haft in St. Poelten an Demenz erkrankt sein. Er ist der Letzte, der es verdient hätte, die Tragödie hinter sich zu lassen.

Das Verbrechen des Josef Fritzl ist nur eines in einer Reihe von Horror-Fällen
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