Zehnter Rekordmonat in Folge Der März war wärmer als jeder vorherige

SDA

9.4.2024 - 14:37

Menschen geniessen einen warmen Märztag im Parc de Mon Repos in Lausanne (14. März 2024).
Menschen geniessen einen warmen Märztag im Parc de Mon Repos in Lausanne (14. März 2024).
Bild: Keystone/Laurent Gillieron

Rekorde in Serie: Mit dem wärmsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist den zehnten Monat in Folge ein weltweiter Temperaturrekord erreicht worden.

9.4.2024 - 14:37

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach 2023 wartet auch 2024 bereits mit neuen Temperaturrekorden auf.
  • Zum zehnten Mal in Folge ist ein Monat im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten am wärmsten ausgefallen.
  • Der März war laut Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus der wärmste seit Aufzeichnungsbeginn.

Während die Schweiz vor dem Europäischen Gerichtshof dafür verurteilt wurde, zu wenig für den Klimaschutz zu tun, gibt es nach dem Wärmerekordjahr 2023 auch in diesem Jahr bereits neue Klimahöchstwerte zu vermelden: Zum zehnten Mal in Folge ist ein Monat im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten am wärmsten ausgefallen. Auch der März war nach Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus weltweit wärmer als jeder vorherige März seit Aufzeichnungsbeginn.

Die von Copernicus genutzten Daten gehen zurück bis auf das Jahr 1950, teilweise sind auch frühere Daten verfügbar. «Der März 2024 setzt die Reihe der Klimarekorde fort, die sowohl für die Luft- als auch für die Meeresoberflächentemperaturen gebrochen werden, mit dem zehnten Rekordmonat in Folge», erklärte Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess.

Die Lufttemperatur an der Erdoberfläche habe im März durchschnittlich 14,14 Grad betragen, teilte der Dienst am Dienstag mit. Das seien 0,73 Grad mehr als im Schnitt des Referenzzeitraums von 1991 bis 2020 und 0,10 Grad mehr als im bisher wärmsten gemessenen März im Jahr 2016.

Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900, dem vorindustriellen Referenzzeitraum, war der Monat 1,68 Grad wärmer, wie es weiter hiess. Die globale Durchschnittstemperatur für die vergangenen zwölf Monate (April 2023 bis März 2024) ist die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen und liegt 1,58 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt.

«Das ist unglaublich ungewöhnlich»

Auch die Temperaturen an den Meeresoberflächen hätten einen «schockierenden» neuen Höchststand erreicht, teilte das EU-Erdbeobachtungsprogramm mit. So wurde der im Februar aufgestellte Höchstwert mit nun durchschnittlich 21,07 Grad – ohne polnahe Gebiete – noch einmal übertroffen. «Das ist unglaublich ungewöhnlich», sagte Burgess.

Wärmere Ozeane führen zu einer höheren Luftfeuchtigkeit und zunehmenden Wetterextremen wie starkem Wind und heftigen Regenfällen. Durch eine Überhitzung der Weltmeere ist auch ihre Klimaschutzfunktion bedroht. Bislang haben sie die Erde bewohnbar gehalten, indem sie seit der industriellen Revolution 90 Prozent der überschüssigen Hitze absorbiert haben, die die Menschheit insbesondere durch die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Öl und Kohle verursacht hat.

Zu den gegenwärtigen hohen Temperaturen trägt seit Juni 2023 das Wetterphänomen «El Niño» bei, das zu einer Erwärmung der Meeresoberfläche im südlichen Pazifik führt. «El Niño» kann laut Burgess aber nicht allein die Temperatur-Rekordwerte der vergangenen Monate erklären. 

Wärmstes Jahr 2023

Das heisst aber noch nicht, dass das Pariser 1,5-Grad-Ziel verfehlt ist, da dafür auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut wird. Sollte sich der Temperaturtrend der vergangenen 30 Jahre fortsetzen, werde dies im Jahr 2033 geschehen, schreibt der Klimawandeldienst. 

Angesichts der ungewöhnlich hohen Temperaturen diskutieren Klimawissenschaftler derzeit über die Zuverlässigkeit ihrer Voraussagen. «Ist das Klimasystem kaputt? Wir wissen noch nicht wirklich, warum wir diese zusätzliche Hitze in den Jahren 23/24 erleben», sagte Burgess.

«Wir können das meiste davon erklären, aber nicht alles.» Die aktuellen Temperaturen lägen zwar noch innerhalb der Bandbreite der Klimavorhersagen, allerdings «am äussersten Rand des Spektrums und nicht im Mittel oder Median, wie man es erwarten würde».

Das vergangene Jahr war nach Copernicus-Daten von Februar 1,48 Grad wärmer als im weltweiten vorindustriellen Mittel und das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1850. «Es ist wahrscheinlich, dass die Temperaturen 2023 wärmer waren als in den vergangenen 100'000 Jahren», hatte Burgess Anfang Januar erklärt. Europa hatte das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt.

Der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union veröffentlicht regelmässig Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche, zur Meereisdecke und zu Niederschlägen. Die Erkenntnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, in die Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt einfliessen.

SDA