EZB erhöht Zinsen – und kündigt weitere Steigerung an
Die EZB hat den Leitzins in der Eurozone um 0,5 Punkte auf 2,5 Prozent erhöht und plant für März eine weitere Steigerung in dieser Grössenordnung. Grund ist die weiterhin hohe Inflation. Die Wirtschaft sei aber widerstandsfähiger als gedacht, sagt
02.02.2023
0,5 und 0,25 Prozentpunkte – die Europäische Zentralbank und die Amerikanische haben nochmals die Zinsschraube nach oben gedreht. Muss und soll die Schweiz jetzt nachziehen?
Zwei Prozent und nicht mehr. Das ist das erklärte Inflationsziel sowohl der amerikanischen Zentralbank Fed als auch der Europäischen, der EZB.
Angesichts der weit darüberliegenden Teuerungsraten (USA: 6,5 Prozent und Euro-Raum: 8,5 Prozent) haben die weiteren Zinsschritte der obersten Währungshüter nicht überrascht.
Bereits gestern Abend kündigte Fed-Chef Jerome Powell die Anhebung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent. Die Teuerung hat sich in der USA zuletzt abgeschwächt, weshalb der achte Zinsschritt in Folge moderater ausfällt. Folgt bald das Ende der Zinserhöhungen? Laut Powell werde man den Schlüsselzins so lange anheben, bis «die Aufgabe erledigt ist», also die zwei Prozent.
Wie von den Märkten erwartet, ist am Donnerstagnachmittag die EZB nachgezogen und hat den Euro-Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 3 Prozent angehoben.
Auch wenn Powell und Lagarde weitere Zinsschritte in Aussicht stellen, könnten die nicht einfach beliebig erhöht werden. Zinserhöhungen können auch klar zu hoch sein. Weil die Veränderungen des Leitzinses aber immer erst verzögert spürbar sind, wisse man noch nicht, wann eine Zinserhöhung zu hoch gewesen ist, sagt Alexander Koch, Konjunktur- und Zinsanalyst von Raiffeisen Schweiz.
SNB ist nicht in Bedrängnis
Und was macht die Schweizer Nationalbank? Wird sie ebenfalls nachziehen und den Leitzins erhöhen? Die Inflationsrate kam in der Schweiz Ende Jahr bei 2,8 Prozent zu liegen – gut ein Prozent über dem erklärten Ziel der SNB.
Laut dem Raiffeisen-Ökonom Koch sei die SNB momentan nicht unter Zugzwang. Die bereits getätigten Zinsschritte haben den Inflationsanstieg in der Schweiz zu brechen vermögen. Bei den vergleichsweise tiefen Inflationswerten muss die SNB demnach auch weniger drastisch eingreifen, so Koch.
Dass die EZB, aber auch das Fed die Zinsen nochmals erhöhte und weitere Schritte in Aussicht stellen dürften sich beispielsweise der Euro gegenüber dem Franken erstarken.
Aber auch diese Entwicklung dürfte momentan keine grosse Herausforderung darstellen, erklärt Koch. Die SNB hat die Möglichkeit, auf ein zweiteres Instrument zurückzugreifen, um die Preisstabilität zu gewährleisten: Der Verkauf von fremden Devisen: «Jetzt bietet sich für die SNB die Gelegenheit, in den Jahren zuvor aufgekaufte schwache Fremdwährungen wieder loszuwerden.»