Detailhandel unter Druck Preiskampf bei Lebensmitteln – wer zahlt die Zeche?

jfk

9.1.2019

Schweizer Detailhändler müssen sich im aggressiven Preiskampf mit Discountern wie Aldi und Lidl behaupten. (Archiv)
Schweizer Detailhändler müssen sich im aggressiven Preiskampf mit Discountern wie Aldi und Lidl behaupten. (Archiv)
Bild: Keystone

Die brutale Preisschlacht im Detailhandel sorgt bei Coop zwischenzeitlich für Lücken im Sortiment. Den Tarif geben deutsche Discounter und Online-Riesen durch. Während sich Konsumenten über tiefere Preise freuen, wächst der Druck auf die Angestellten.

Internationale Onlinehändler erobern den einheimischen Markt. Wegen des hohen Preisgefälles tätigen immer mehr Schweizer ihre Einkäufe im virtuellen Ausland. Im Bereich Kleider und Schuhe bauen der deutsche Online-Versandhändler Zalando, der US-Gigant Amazon und die chinesische Online-Einzelhandelsplattform Aliexpress ihre Marktanteile in rasantem Tempo aus. Ein gewaltiges Problem für die Schweizer Detailhändler. Um ihre Kunden nicht zu verlieren, drehen sie immer weiter an der Preisschraube. Doch diese Strategie muss auch gegenfinanziert werden.

Auch im Lebensmittelverkauf ist der Unterbietungswettbewerb in vollem Gang. Über die Produkthersteller versucht man, die Preise zu drücken. Bereits im Frühjahr 2018 hatte Coop zusammen mit europäischen Verbündeten wie Edeka und Intermarché monatelang mit dem Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé über Konditionen gestritten und zeitweise fast 200 Produkte des Herstellers boykottiert. Dabei habe das Händlerbündnis dem Schweizer Riesen deutlich verbesserte Bedingungen abgerungen, berichtete die «Lebensmittel Zeitung».

Aldi und Lidl wachsen

Aktuell führt Coop einen erbitterten Kampf gegen den US-Nahrungsmittelkonzern Mars Incorporated, was auch die Konsumenten in der Schweiz zu spüren bekommen: Mars-Riegel, Uncle Ben's Reis und Whiskas-Katzenfutter sucht man in den Regalen des Detailhändlers vergeblich. Durch diese Strategie wird versucht, Preissenkungen herbeizuführen, ohne die eigene Marge zu verringern.

Die Schweizer Unternehmen mit dem besten Image

Druck kommt nicht nur durch die Auslandskonkurrenz im Internet. Auch die deutschen Discounter Aldi und Lidl bauen auf Kosten der etablierten Grossverteiler ihre Marktposition aus, wie Blick berichtet. Demnach hatten die Billigketten im Jahr 2005 einen Marktanteil von sechs Prozent am Schweizer Lebensmittelhandel, der bis 2017 bereits auf 16 Prozent gestiegen ist. Auch in den Augen der Konsumenten gelten die deutschen Discounter inzwischen als etablierte Preisführer.

Weniger Angestellte

Bis 2005 wurde die Migros laut «Blick» als günstigster Lebensmittelhändler betrachtet. Mit tieferen Preisen als Lockmittel bauten Aldi und Lidl in der Schweiz ihr Filialnetz aus und verschärften damit zusätzlich den Preisdruck. Der Umsatz bei den etablierten Händlern sinkt «Blick» zufolge oder steigt weniger rasant als bei den deutschen Konkurrenten.

Was Konsumenten, die für Lebensmittel nicht viel Geld ausgeben wollen oder können, freut, mag für die Angestellten eine Belastung bedeuten. Ende 2018 arbeiteten laut «Blick» noch knapp 234'000 Personen im Detailhandel, rund 16'000 weniger als noch vor zehn Jahren. Während die Zahl der Detailhandelsangestellten in den meisten westeuropäischen Ländern stieg, nahm sie demnach allein im letzten Jahr in der Schweiz um drei Prozent ab. Es scheint also, dass die Preisschlacht auch auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird.

Bilder aus der Schweiz
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