Umdenken in der Klimakrise SBB-Nachtzüge kommen zurück 

tafi

18.8.2020

Die SBB wollen schon im Winter 2021 wieder eigene Nachtzugstrecken betreiben. (Symbolbild)
Die SBB wollen schon im Winter 2021 wieder eigene Nachtzugstrecken betreiben. (Symbolbild)
KEYSTONE/Leandre Duggan

Die Klimakrise macht's möglich: Nach mehr als zehn Jahren wollen die SBB dem eigenen Nachtzugverkehr zu einem Comeback verhelfen und können auf Subventionen durch die Politik hoffen. Schlaf- und Liegewagen sind bereits angemietet.

Die SBB wollen wieder ein eigenes Nachtzugangebot auf die Schiene bringen. Schon im Dezember 2021 sollen die ersten Züge rollen, wie die «Aargauer Zeitung» unter Berufung auf vertraute Quellen berichtet.

Geplant sei demnach zunächst eine Verbindung von Zürich nach Amsterdam. Eine offizielle Bestätigung seitens der SBB für die Strecke gibt es bislang nicht. Konkrete Pläne sollen im Herbst vorgestellt werden.



Gesichert sei laut «Aargauer Zeitung» aber, dass sich die SBB bereits entsprechendes Rollmaterial gesichert haben. Der deutschen Firma RDC Asset GmbH aus Deutschland hätten die SBB den Auftrag für die Bereitstellung und den Unterhalt von Schlaf- und Liegewagen erteilt.

Der Vertrag gelte zunächst von Dezember 2021 bis Dezember 2024 mit der Option auf Verlängerung um zwölf Monate. Zum Einsatz kommen sollen auf dem reaktivierten Nachtzugprogramm der SBB ältere Wagen, die mit Steckdosen, WLAN und Klimaanlagen aufgerüstet wurden.

Abhängig von Fördermitteln

Wirtschaftliche Gründe hat das Comeback des 2009 eingestellten Nachtzugverkehrs nicht. «Ein wirtschaftlicher Betrieb von Nachtverkehren ist ohne zusätzliche Fördermittel nicht möglich», wird SBB-Sprecher Raffael Hirt vom «Blick» zitiert. Über das revidierte CO₂-Gesetz stünden nun aber Subventionen in Aussicht.



Das Gesetz wird im Herbst im Ständerat beraten und sieht unter anderem die Förderung grenzüberschreitender Zugreisen vor, um den Flugverkehr einzudämmen. Dafür stünden dann Gelder aus dem Klimafonds zur Verfügung.

Nachtzüge immer beliebter

Bereits die heute in Kooperation mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) betriebenen Nachtzugverbindungen (nach Graz, Wien, Berlin, Hamburg, Prag, Budapest und Zagreb) sparen laut SBB jährlich 50'000 Tonnen CO₂ ein und damit etwa so viel, wie 30'000 PKW ausstossen. Die Tendenz ist steigend, weil das Angebot von immer mehr Menschen genutzt wird: 2019 habe es einen Passagierzuwachs von 25 Prozent gegeben.

Dass politische Ampeln zunehmend auf Grün schalten, spielt den SBB bei den Nachtverkehrsplänen in die Karten. Sicher ist die Totalrevision der CO₂-Gesetzgebung freilich noch nicht. Weil aber geeignetes Rollmaterial knapp ist, wollen die SBB mit dem Nachtzug-Mietvertrag schon jetzt Fakten schaffen. Auf fabrikneue Züge würde man sonst mindestens vier Jahre warten müssen.

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