Bahnverkehr Österreichs Erfolg mit den internationalen Nachtzügen

SDA/tpfi

7.3.2020

Der Riecher der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zahlt sich zunehmend aus: Die Klimadebatte beschert ihren internationalen Nachtzügen wachsenden Zulauf — besonders gerne fahren Schweizer mit.

Der Riecher der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zahlt sich zunehmend aus: Die Klimadebatte beschert ihren internationalen Nachtzügen wachsenden Zulauf. Besonders gerne fahren Schweizer mit. Trotzdem verzichten die SBB vorerst auf die Wiedereinführung eigener internationaler Nachtverbindungen.

«Unser Zug ist ziemlich gut belegt heute», stellt Zugchef Haytham Mohamed an einem Sonntagabend im Februar zufrieden fest. Der «Nightjet» steht im Hauptbahnhof Zürich und verlässt den zweitgrössten Nachtzug-Hub nach Wien bald in Richtung Salzburg und österreichischer Hauptstadt. Rund zehn Stunden und 13 Zwischenhalte später wird er dort eintreffen.

Die Zugskomposition umfasst sowohl Schlaf- wie Liege und Sitzwagen. Das günstigste Sitzplatz-Billett gibt es für 29 Euro. Am anderen Ende der Preis-Skala für rund 270 Euro die Deluxe-Schlafwagen-Variante, in der es neben Betten auch eine Toilette und Dusche gibt, dies allerdings nicht auf allen Strecken.

Womit wir bei einem der stärksten Verkaufsargumente für den Nachtzug wären: «Wer im Nachtzug schläft, kommt am nächsten Morgen ausgeruht an und spart eine Übernachtung im Hotel», sagt ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder. Liegewagen haben die beste Auslastung und werden oft schon Wochen im Voraus reserviert. Ab Schweizer Bahnhöfen gibt es derzeit elf Nachtzüge.

Start der Offensive im Jahr 2016

Lanciert haben die ÖBB die Marke «Nightjet» im Jahr 2016. Damals hatten die ÖBB fast die Hälfte des Angebots der Deutschen Bahn (DB) übernommen. Die DB ihrerseits stellte ihre Nachtzüge aus wirtschaftlichen Gründen komplett ein. In der Schweiz entschieden die SBB bereits 2009, wegen ungenügender Nachfrage ganz auf die Nachtzüge zu verzichten.

Unterdessen hat der Wind gedreht, wie Rieder erfreut feststellt: «Wegen der Diskussionen um den Klimawandel sehen wir in den letzten Jahren einen enormen Zuwachs an Fahrgästen in ganz Europa, besonders aber auch in der Schweiz.» Der Nachtzug sei heute sehr oft eine Alternative zum Flugzeug. Die bestnachgefragten Verbindungen des «Nightjet» seien die Verbindungen ab Zürich.

Den Umschwung respektive Gesinnungswandel hat man auch bei den SBB zur Kenntnis genommen. Trotzdem: «Für den Moment haben die SBB nicht im Sinn, Nachtzüge wieder einzuführen», sagt SBB-Mediensprecherin Ottavia Masserini. Man habe jedoch die Kooperation mit den ÖBB verstärkt, und werde dies auch weiterhin tun.

SBB wartet auf Politik

Der Anstoss für eine allfällige Wiedereinführung muss laut Masserini ohnehin von anderswoher erfolgen: «Sollte der Auftrag aus der Politik allerdings kommen, die Nachtzüge wieder einzuführen, und das entsprechende Budget zur Verfügung gestellt werden, dann schauen wir das selbstverständlich nochmals an.»

Solange fahren die Schweizerinnen und Schweizer noch auf österreichische Nachtzüge ab. Wie Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Ihre erste Reise als Bundespräsidentin führte sie Ende Januar nach Wien — im Nachtzug.

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