Hitlers «Wüstenfuchs» So schnell seine Erfolge, so schnell war auch Rommels Ende besiegelt

Von Philipp Dahm

13.5.2023

Mit schnellen Erfolgen halten Erwin Rommel und sein Afrikakorps die Welt in Atem. Doch die Achsenmächte kämpfen von Anfang an auf verlorenem Posten: 275'000 Soldaten kapitulieren vor 80 Jahren am 13. Mai 1943.

Von Philipp Dahm

13.5.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am 13. Mai vor 80 Jahren ergibt sich das Afrikakorps In Tunesien den Allierten.
  • Über 250'000 Soldaten gehen n Kriegsgefangenschaft.
  • Zuvor macht sich der deutsche Feldmarschall Erwin Rommel bei Freund und Feind einen Namen.

Als sich am 12. und 13. Mai 1943 die Heeresgruppe Afrika ergibt, ist Erwin Rommel schon über alle Berge. Der Generalfeldmarschall des Deutschen Reichs hat sich auf dem Nachbarkontinent einen Namen als «Wüstenfuchs» gemacht, der von Freund und Feind geschätzt und gefürchtet wird.

Doch erst als sich das Afrikakorps in Tunesien ergibt, erfährt das Volk, dass Rommel schon am 9. März abberufen worden ist und Hans-Jürgen von Arnim das Kommando übertragen wurde – in einer aussichtslosen Situation.

Nur wenige Monate nach dem Debakel in Stalingrad gehen 150'000 deutsche und 125'000 italienische Soldaten in Kriegsgefangenschaft. In der Heimat wird deswegen von Tunisgrad gesprochen: Die Niederlage in Afrika ermöglicht es den Alliierten, zwei Monate später in Sizilien zu landen und eine zweite europäische Front zu eröffnen.

«Geführt wird von vorne»

Dank des Afrikakorps geht Rommel in die Geschichtsbücher ein, doch schon vor der Entsendung deutscher Truppen nach Libyen im Februar 1942 feiert der Heidenheimer als Kommandant Erfolge in Polen und Frankreich mit der 7. Panzer-Division, die auch Gespensterdivision genannt wird.

In Afrika setzt sich Rommel durch, weil er unkonventionell handelt. Er pfeift auf Hierarchien und Befehle, wenn es sein muss. Er glaubt: «Geführt wird von vorne.» Mit einer leichten Fieseler Storch geht er selbst in die Luft, um die Front zu inspizieren. Dass er vorangeht, kommt bei seiner Truppe gut an.

Rommel täuscht seinen Gegnern eine grössere Truppenstärke vor, indem er Flugzeugmotoren auf Lastwagen installiert, die jede Menge Staub aufwirbeln, und plündert die Reserven der Briten, wo er kann – siehe obige Bildergalerie.

Montgomery zerstört Rommels Mythos

Das muss er auch, denn das Vereinigte Königreich hat zwei Trümpfe in der Hand, die London das Mittelmeer sichern – und dadurch die Nachschubwege nach Afrika abklemmen: Gibraltar und Malta sind die Stützpunkte, von denen aus die Royal Navy und die Royal Air Force Flugzeuge und Schiffe abfangen, die Rommels Männer unterstützen sollen.

Tote auf am 17. Mai 1943 in Tuns: Über 250'000 deutsche und italienische Soldaten ergeben sich vier Tage zuvor.
Tote auf am 17. Mai 1943 in Tuns: Über 250'000 deutsche und italienische Soldaten ergeben sich vier Tage zuvor.
Bild: KEYSTONE

Der Mangel an Nachschub macht Rommels Mission in Afrika dann auch unmöglich: Mit zunehmendem Kriegsverlauf rückt ein Vorstoss zum Suezkanal in weite Ferne. Adolf Hitler zieht ihn einige Wochen vor der Kapitulation des Afrikakorps ab, um ihn nicht mit der Niederlage gegen den britischen General Bernard Montgomery in Verbindung zu bringen.

Rommel wird im Folgenden mit der Defensive in Italien und dann in Frankreich betraut. Montgomery, der in der zweiten Schlacht von El Alamein Rommels Ruf der Unbesiegbarkeit zerstört, steht ihm quasi wieder gegenüber, als er die Landung der Alliierten in der Normandie mit befehligt.

Rommels erzwungener Suizid

Montgomery erlebt das Ende des Krieges als Feldmarschall und Volksheld. Er stirbt 1976 im Alter von 88 Jahren in seiner Heimat. Rommel hingegen gerät nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 ins Visier der Nazi-Führung. Offenbar wusste er von dem geplanten Anschlag, doch wie weit er in den Widerstand involviert war, wird von Historikern heute noch diskutiert.

Generalfeldmarschall Bernard Montgomery, im Februar 1948 in Zürich.
Generalfeldmarschall Bernard Montgomery, im Februar 1948 in Zürich.
KEYSTONE

Am 14. Oktober 1944 besuchen ihn drei ranghohe Militärs in seinem Wohnort in Herrlingen, das 90 Kilometer nördlich des Bodensees liegt. Sie konfrontieren ihn mit gefälschten Beweisen: Wenn Rommel seiner Frau, seinem Sohn und seiner unehelichen Tochter einen Prozess ersparen will, muss er sich das Leben nehmen. Er nimmt das Zyankali.

Seiner Frau sagen sie, er sei plötzlich an einer Embolie gestorben. Dem Volk wird mitgeteilt, ein Unfall mit resultierender Kopfverletzung habe den beliebten General getötet. Die Trauerfeier wird von der NS-Propaganda ausgeschlachtet: «Sein Herz gehörte dem Führer», endet die Trauerrede.