Alarmierender WMO-Bericht 2024 könnte noch wärmer werden als 2023

dpa/sda/toko

19.3.2024 - 23:21

Auch in der Schweiz kam es 2023 mehrmals zu Hitzewellen. (Archivbild)
Auch in der Schweiz kam es 2023 mehrmals zu Hitzewellen. (Archivbild)
Keystone

Hitze, Überschwemmungen, Dürren, Waldbrände, tropische Zyklone: Die Liste der verheerenden Wetterereignisse 2023 war lang. Es könnte 2024 noch schlimmer kommen, warnt die Weltwetterorganisation (WMO).

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  • Die Weltwetterorganisation (WMO) zeichnet im Rahmen des Klimaberichts 2023 ein düsteres Bild auch für das aktuelle Jahr.
  • So könnte 2024 das extreme Hitzejahr 2023 noch übertreffen und den aufgestellten Temperaturrekord brechen.
  • Die WMO bestätigte auch ihre zunächst vorläufigen Schätzungen: Die global gemittelte Durchschnittstemperatur lag 2023 rund 1,45 Grad über dem Niveau vor der Industrialisierung (1850-1900). 
  • In der Schweiz war das Jahr 2023 nach Angaben des Bundesamts für Meteorologie (Meteoschweiz) das zweitwärmste seit Messbeginn. Noch wärmer war nur das Jahr 2022.

Der Klimawandel ist im vergangenen Jahr mit alarmierenden Negativ-Rekorden deutlicher denn je sichtbar geworden. Und es könnte noch schlimmer werden, warnte der Leiter der Abteilung für Klimaüberwachung bei der Weltwetterorganisation (WMO), Omar Baddour, am Dienstag.

Es sei gut möglich, dass 2024 den Temperaturrekord von 2023 übertreffe. Der Januar 2024 sei bereits der heisseste Januar seit Beginn der Industrialisierung gewesen, sagte Baddour anlässlich der Veröffentlichung des WMO-Berichts zum Zustand des Weltklimas 2023.

«Die Erde sendet einen Hilferuf aus. Der Bericht (...) zeigt einen Planeten am Abgrund», sagte Uno-Generalsekretär António Guterres. WMO-Chefin Celeste Saulo sprach von «Alarmstufe Rot». «Beim Klimawandel geht es um viel mehr als um Temperaturen. Was wir im Jahr 2023 erlebt haben, insbesondere die beispiellose Erwärmung der Ozeane, den Rückzug der Gletscher und den Verlust des antarktischen Meereises, gibt Anlass zu besonderer Sorge», sagte sie.

Die WMO bestätigte ihre vorläufigen Schätzungen: Die global gemittelte Durchschnittstemperatur lag 2023 rund 1,45 Grad über dem Niveau vor der Industrialisierung (1850-1900). Davor war 2016 das wärmste Jahr, mit rund plus 1,3 Grad.

Zweitwärmstes Jahr in der Schweiz

In der Schweiz war das Jahr 2023 nach Angaben des Bundesamts für Meteorologie (Meteoschweiz) das zweitwärmste seit Messbeginn. Bei den Temperaturen erreichte es eine landesweite mittlere Jahrestemperatur von 7,2 Grad. Noch wärmer war nur das Jahr 2022.

Der europäische Klimawandeldienst Copernicus hatte die Erwärmung 2023 mit plus 1,48 Grad angegeben. Die WMO betrachtet jeweils Datensätze von Copernicus und mehrerer anderer renommierter Institute zusammen. Deshalb ist ihr Bericht über Klimaveränderungen besonders breit abgestützt und gilt als globale Richtschnur.

Ein verlassenes Kanu liegt auf dem rissigen Boden des Sau-Stausees etwa 100 Kilometer nördlich von Barcelona in Spanien. Die nordöstliche Region in Katalonien ist schwer von der Trockenheit betroffen.
Ein verlassenes Kanu liegt auf dem rissigen Boden des Sau-Stausees etwa 100 Kilometer nördlich von Barcelona in Spanien. Die nordöstliche Region in Katalonien ist schwer von der Trockenheit betroffen.
Emilio Morenatti/AP/dpa

Hitzewellen und Gletscherschmelze

Im Laufe des Jahres hätten 90 Prozent der Ozeanregionen eine Hitzewelle erlebt, so die WMO. Zudem hätten die Gletscher mehr Eis verloren als in jedem anderen Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1950, vor allem in Nordamerika und Europa. Auch die Ausdehnung des antarktischen Meereises habe einen Negativ-Rekord erreicht. Die maximale Ausdehnung sei eine Million Quadratkilometer kleiner gewesen als beim vorherigen Negativ-Rekord: Das entspricht einer Fläche etwa so gross wie Deutschland und Frankreich zusammen.

Der global durchschnittliche Meeresspiegel sei im vergangenen Jahr so hoch gewesen wie nie seit Beginn der Satellitenmessungen 1993. In den vergangenen zehn Jahren sei der Meeresspiegel doppelt so schnell gestiegen wie in den ersten zehn Jahren seit Beginn der Satellitenmessungen. Ursachen seien sowohl die Schmelze von Gletschern und Meereis als auch die thermische Ausdehnung des wärmeren Wassers.