Lebende HautDieser Roboterfinger heilt sich selbst
toko
10.6.2022
Japanische Forscher*innen haben einen künstlichen Finger mit lebender Haut entwickelt — und wollen damit das Verhältnis zwischen Menschen und Robotern revolutionieren.
toko
10.06.2022, 18:01
11.06.2022, 07:47
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Forscher*innen aus Japan haben einen Finger mit lebender Haut entwickelt. «Die Hautabdeckung führt nicht nur zu einem menschenähnlichen Aussehen, sondern ermöglicht auch Selbstheilungsfunktionen», heisst es im Forschungsbericht der Universität Tokio.
Das Team aus verschiedenen Fachrichtungen sieht die Innovation als ersten Schritt auf dem Weg zu Robotern, die komplett mit lebender Haut überzogen sind.
«Wir sind überrascht, wie gut sich das Hautgewebe an die Oberfläche des Roboters anpasst», sagt der Leiter des Projekts, Shoji Takeuchi von der Universität Tokio.
Haut aus Kollagen-Lösung
Dreidimensionale Hautmodelle werden schon seit einiger Zeit in der Kosmetik- und Arzneimittelforschung eingesetzt. Zum ersten Mal jedoch werden solche Materialien auch bei einem Arbeitsroboter verwendet.
In diesem Fall besteht die synthetische Haut aus einer leichten Kollagen-Lösung, einem so genannten Hydrogel, in dem verschiedene Arten von lebenden Hautzellen, Fibroblasten und Keratinozyten, gezüchtet werden, heisst es in einer Mitteilung der Universität.
Schon früher hatten Forschende Hautschichten hergestellt , die etwa in der rekonstruktiven Chirurgie zusammengenäht werden können. Es gab jedoch Schwierigkeiten, lebende Haut auf dreidimensionalen, dynamischen Objekten zu erzeugen. Die künstliche Haut, die um den Finger gelegt wurde, sei dehnbar, so dass sie bei Bewegungen nicht reisst, sagt Takechui.
«Neue Beziehung zwischen Menschen und Robotern»
Das Team argumentiert, lebensechte Humanoide könnten in einer Reihe von Bereichen wie etwa der Pflege und dem Dienstleistungssektor auf natürlichere Art mit Menschen interagieren.
Takeuchi glaubt, dass lebende Haut die «ultimative Lösung» sei, um Robotern das Aussehen und die Berührung von Lebewesen zu geben, «da es sich um das genau gleiche Material handelt, das auch die Körper von Tieren bedeckt». Fortschritte wie diese hätten das Potenzial, «eine neue Beziehung zwischen Menschen und Robotern aufzubauen», sagt Takeuchi.
Künftig will der Forscher zusammen mit seinen Kolleg*innen noch weiter gehen. Hierzu wollen sie einige der in der Haut vorkommenden Organe, wie Sinneszellen, Haarfollikel und Schweissdrüsen nachbilden.