Städtebau30 Millionen für das Berner Gaswerkareal – Volk hat das letzte Wort
SDA
16.9.2019 - 12:43
Berns Gemeinderat will vorwärts machen mit der Überbauung des Gaswerkareals. Für 30,76 Mio Franken will er die Industriebrache dem stadteigenen Unternehmen Energie Wasser Bern (ewb) abkaufen, wie er am Montag mitteilte.
Im Kaufpreis enthalten ist auch eine Entschädigung von 1,95 Millionen Franken für die Losinger Marazzi AG. Sie hatte mit ewb einst vereinbart, das Areal exklusiv planen und überbauen zu dürfen. Nach Kritik im Parlament entschied die Stadt, das Areal lieber selber zu entwickeln.
Das Kaufgeschäft kommt nun zunächst in den Stadtrat. Die Stimmberechtigten entscheiden voraussichtlich am 9. Februar 2020 über die Vorlage.
Sagen sie Ja, kann die Stadt anschliessend ihre Pläne für den Bau eines «urbanen und vielseitig genutzten Quartiers» vorantreiben. Vorgesehen sind nebst Wohnungen Raum für Gewerbe, Kultur und öffentliche Freiräume in bester Lage, nahe des Zentrums.
Auf dem Weg dorthin wird es allerdings weitere Volksentscheide brauchen – namentlich zur nötigen Zonenplanänderung, zu einer allfälligen Abgabe von Land im Baurecht sowie zu Investitionen der Stadt Bern.
Zuerst die Altlasten-Sanierung
Auf dem Gaswerkareal wurde fast ein Jahrhundert lang aus Kohle Gas hergestellt. In den 1970er-Jahren wurden die Anlagen zurückgebaut. Seither liegt das Areal weitgehend brach und wird vorwiegend als Lagerfläche und für Parkplätze genutzt.
Eine Überbauung ist seit langem in der Diskussion. Allerdings ist der Boden stark mit Schadstoffen belastet. Unabhängig vom Kaufgeschäft ist ewb verpflichtet, die Altlasten zu sanieren. Das kostet ewb – ein öffentlich-rechtliches Unternehmen im Besitz der Stadt Bern – knapp 20 Millionen Franken.
Für den Gemeinderat liegen die Vorteile des Kaufgeschäfts auf der Hand, wie er in seinem Vortrag an den Stadtrat deutlich macht. Die Stadt würde die Zügel in der Hand behalten, sie könnte neuen Wohnraum mit mehrheitlich Kostenmiete schaffen und das Areal langfristig der Spekulation entziehen.
Rücksicht auf «Chessu»
Die «urbane Mischnutzung» muss allerdings aufs Jugendzentrum Gaskessel abgestimmt werden. Der «Chessu» sollte ursprünglich verlegt werden, doch entsprechende Pläne hat der Gemeinderat im vergangenen Mai begraben. Zur Begründung hiess es damals, ein überzeugender neuer Standort sei nicht gefunden worden.
Risikofrei ist der Kauf des Gaswerkareals nicht, wie der Gemeinderat einräumt. Weil das Grundstück noch nicht umgezont ist, liegt der Kaufpreis über dem aktuellen Wert des Areals. Ob der Landwert künftig steigt, hängt wesentlich von einer Umzonung ab.
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