Öffentlicher Verkehr Selbstfahrender Kleinbus von Bernmobil nimmt bald Betrieb auf

SDA

28.6.2019 - 14:18

Berns autonomer Kleinbus beim Befahren des Dalmazikreisels im Marziliquartier.
Berns autonomer Kleinbus beim Befahren des Dalmazikreisels im Marziliquartier.
Source: KEYSTONE/ADRIAN REUSSER

Übernächste Woche nimmt in Bern der selbstfahrende Kleinbus von Berns städtischen Verkehrsbetrieben den Betrieb auf. Bernmobil hat vom Bund die Betriebsbewilligung für den Versuchsbetrieb erhalten.

Der rote, achtplätzige Bus ist in den letzten Monaten auf einem Testgelände ausgiebig geprüft worden. Ab dem 8. Juli wird er zwischen der Talstation der Berner Marzilibahn und dem Bärenpark hin und her fahren, auf der neu geschaffenen Linie 23 von Bernmobil. Die Benützung ist gratis. 18 Minuten dauert eine Fahrt.

Der Begriff «selbstfahrender Bus» ist dabei etwas hoch gegriffen, wie am Freitag eine Testfahrt für Medienschaffende aufzeigte. Im Bus fährt stets ein Bernmobil-Angestellter mit, welcher bei Problemen eingreift.

Er hat immer wieder zu tun, wie sich auf der Testfahrt zeigte. Ragt beispielsweise das Ästchen einer Hecke auch nur ein klein wenig ins Strassenraumprofil, bremst der Bus vorsichtshalber ab. Soll es rasch weitergehen, braucht es eine Intervention des Operateurs.

Dieser muss auch eingreifen, wenn der Bus von der vorgegebenen Route abweichen soll – wie eben anlässlich der Testfahrt. Sie führte nur rund 150 Meter weit.

Für Bernmobil und weitere am Test Beteiligte geht es aber nicht ums Geldverdienen oder um Geschwindigkeit, sondern darum, im Testbetrieb Erfahrungen zu sammeln. Das ist das Hauptziel des Versuchs.

Reservefahrzeug steht bereit

Der Bus wird mit einer Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h unterwegs sein. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt angesichts von mehreren Halten 5,5 km/h. Fussgänger sind also etwa gleich schnell oder nur unwesentlich langsamer.

Bernmobil will die neue Linie gut in das bestehende Angebot des öffentlichen Verkehrs integrieren: Ausser bei der Marzilibahn und beim Bärenpark wird der neue, selbstfahrende Bus demnächst auch beim sogenannten Mattelift einen Halt einlegen. Beim Bärenpark besteht Anschluss an die Bernmobil-Buslinie 12.

Beim Mattelift hält der Bus allerdings erst ab zirka Dezember, wenn dort Bauarbeiten zu Ende gehen. Der Lift führt vom Mattequartier hinauf zur Münsterplattform.

Schon klar ist für Bernmobil und seine Partner, dass der Bus bei starkem Regen, dichtem Nebel oder Schnee nicht verkehren wird. Zu sensibel reagieren die Sensoren des in Frankreich hergestellten Fahrzeugs. Für diesen Fall steht ein konventionelles Reservefahrzeug bereit.

Der Bus wird von Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 17 Uhr im Stundentakt verkehren. Ab der Talstation Marzilibahn fährt er jeweils zur vollen Stunde, ab der Haltestelle Bärenpark jeweils zur halben Stunde.

Oberstes Ziel Sicherheit

Die Stadtberner Verkehrsdirektorin Ursula Wyss sagte am Freitag vor den Medien, sie freue sich, dass sich Bernmobil auf dieses Experiment einlasse. Bernmobil hole so einen Teil der Zukunft nach Bern. Ein selbstfahrendes Fahrzeug sei weder gut noch schlecht.

Entscheidend an dieser Technik sei, wie sie genutzt werde. Aus ihrer Sicht könne es nicht sein, so Wyss, dass künftig viele kleine selbstfahrende Gefährte herumkurvten.

Bernmobil-Direktor René Schmid sagte, bei einem Versuch könne auch einmal etwas schief gehen. Dessen sei sich sein Unternehmen bewusst. Oberstes Ziel sei gewesen, das Fahrzeug sicher zu betreiben.

Vorerst ein Jahr lang wird nun getestet. Dann wird eine Zwischenbilanz gezogen, wie Bernmobil-Mediensprecher Rolf Meyer sagte. Der Versuch ist aber für zwei Jahre bewilligt. Ausser Bernmobil tragen ihn die Stadt Bern, Energie Wasser Bern und die Genossenschaft Migros Aare.

In mehreren Schweizer Ortschaften sind in letzter Zeit solche autonomen Fahrzeuge getestet oder in Betrieb genommen worden. Auch vom selbstfahrenden Postauto von Sitten VS ist überliefert, dass es stoppte, wenn der Trieb einer Rebe ins Lichtraumprofil der Strasse ragte.

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