Justiz Witzwil und Prêles als neue Gefängnisstandorte im Rennen

hn, sda

19.8.2021 - 10:07

Für den Neubau eines Gefängnisses im Raum Berner Jura-Seeland will der Kanton zwei Standorte im Witzwil und in Prêles vertieft abklären. Entscheiden will er Anfang 2022.

hn, sda

Das Grundstück in Witzwil liegt bei der bereits bestehenden Justizvollzugsanstalt, was ein «erhebliches Synergiepotenzial eröffnet», wie der bernische Baudirektor Christoph Neuhaus (SVP) am Donnerstag vor den Medien in Bern sagte.

Weitere Vorteile von Witzwil sieht Neuhaus auch bei der Verkehrsanbindung des Standorts. Ausserdem sei er nicht zu nahe am Siedlungsgebiet, aber auch nicht «weit ab vom Schuss», was einen effizienten Betrieb ermögliche. Der Neubau soll insgesamt 250 Plätze für die Untersuchungs- und Sicherheitshaft, aber auch für den geschlossenen Vollzug bieten.

Sicherheitsdirektor Philippe Müller strich ebenfalls die Vorteile von Witzwil hervor, wo eine modulare Nutzung des Baus möglich sein würde.

Endlich eine Nachnutzung

In Prêles handelt es sich um die Liegenschaft des leer stehenden ehemaligen Jugendheims. Als Vorteil des Standorts Prêles hoben die beiden Regierungsräte hervor, dass man damit endlich eine Nachnutzung für das vom Kanton teuer sanierte und dann wenig später aufgegebene Jugendheim finden könnte. Das leer stehende Jugendheim koste den Kanton jedes Jahr erkleckliche Summen, sagte Neuhaus.

Allerdings liessen Neuhaus und Müller durchblicken, dass der Umbau des ehemaligen Jugendheims zum Gefängnis für Verbrecher und schwere Straftäter nicht ganz ohne sein werde. Für Prêles zeichneten sich zudem auch anderweitige Nutzungsmöglichkeiten ab.

Laut Müller wurde jüngst in Westschweizer Medien über einen Bedarf an Plätzen für Jugendliche im geschlossenen, halboffenen und offenem Vollzug in der Romandie berichtet. Hier könnte Prêles sich einbringen und damit zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurückkehren.

Eine weitere Option ortet Müller im Zusammenhang mit dem Wechsel der bernjurassischen Stadt Moutier zum Kanton Jura. Damit werde dereinst das Regionalgefängnis von Moutier wegfallen. Heute sind dort Ausschaffungshäftlinge untergebracht. Auch hier könnte sich Prêles als Ersatz positionieren. Die baulichen Anpassungen für ein Ausschaffungsgefängnis wären weniger umfangreich als für den geschlossenen Vollzug.

Geprüft hat der Kanton auch gegen 40 weitere Standorte, etwa in Biel, Pieterlen oder Tavannes. Diese Liegenschaften befinden sich aber nicht in Kantonsbesitz und wurden verworfen.

Ersatz für Biel

Der Neubau soll dereinst das Regionalgefängnis Biel ersetzen. Der Kanton rechnet mit Kosten von gut 280 Mio. Franken. Aufnehmen soll das neue Gefängnis den Betrieb im Jahr 2032. Geplant sind insgesamt 250 Plätze für die Untersuchungs- und Sicherheitshaft sowie 150 Plätze für den geschlossenen Vollzug.

Parallel zur Planung des Neubaus laufen im Kanton Bern Instandhaltungs- und Sanierungprojekte in den bestehenden Justizvollzugsanstalten Witzwil, St. Johannsen und Hindelbank.

In Hindelbank wird ein neuer Sicherheitszaun gebaut und ein Teil der Gebäude erneuert, erweitert oder ersetzt. Auf eine angedachte Ergänzung des Regionalgefängnisses in Thun will der Kanton hingegen verzichten. In St. Johannsen sind zwischen 2029 und 2035 Erneuerungsarbeiten in mehreren Etappen vorgesehen. In Witzwil wird seit 2010 in Etappen modernisiert.

Zukunft des «Thorberg» noch offen

Auch die Zukunft der Justizvollzugsanstalt auf dem Thorberg bei Krauchtal wird ein Thema. Der Sanierungsbedarf ist gross. Eine Gesamtsanierung würde wohl ebenso teuer wie ein Neubau, sagte Müller am Donnerstag in Bern. Er rechnet mit einem Grundsatzentscheid ab dem Jahr 2030. Bis auf Weiteres wird der «Thorberg» so weit instand gestellt, dass der Betrieb aufrecht erhalten werden kann.