Industrie Dätwyler 2020 in den roten Zahlen – Ausbau im Werk Schattdorf

SDA

9.2.2021 - 13:33

Der Hauptsitz der Dätwyler Holding in Altdorf UR: Das Werk in Schattdorf UR profitiert vom Kaffeekapselboom. (Archivaufnahme)
Der Hauptsitz der Dätwyler Holding in Altdorf UR: Das Werk in Schattdorf UR profitiert vom Kaffeekapselboom. (Archivaufnahme)
Keystone

Der Industriekonzern Dätwyler hat im Geschäftsjahr 2020 deutlich weniger Umsatz erzielt und einen hohen Verlust eingefahren, dies wegen der Veräusserung der Marken Distrelec und Nedis. Für das Werk in Schattdorf UR kündigte der Urner Konzern am Dienstag einen Kapazitätsausbau an.

Dätwyler hatte Ende 2019 eine strategische Neuausrichtung mit Fokus auf den Bereich Dichtungslösungen (Sealing Solutions) beschlossen und die Distributionsunternehmen Distrelec und Nedis mit grossem Verlust verkauft. Ein Vergleich der Zahlen von 2020 mit denen des Vorjahrs ist nur bedingt möglich. Der Fokus liegt deshalb auf dem fortgeführten Geschäft, zu dem neben der Sparte Sealing Solutions noch der Online-Distributor Reichelt gehört, der allerdings dereinst auch verkauft werden soll.

Der Umsatz insgesamt reduzierte sich um gut 21 Prozent auf 1'069 Millionen Franken, wie der Konzern mitteilte. Dies entsprach in etwa den Erwartungen der Analysten. Im fortgeführten Geschäft ergab sich ein Minus von 3,7 Prozent auf 1'012 Millionen. Ohne Währungseinflüsse ergab sich gar ein Plus von 1,2 Prozent.

Dank Corona zusätzliche Umsätze

Insbesondere die Geschäftsfelder Gesundheit (Healthcare Solutions) und Ernährung (Food & Beverage) sowie der Onlinedistributor Reichelt hätten dank der Pandemie zusätzliche Umsätze erzielt und auch für 2021 bereits starke Auftragseingänge, teilte Dätwyler mit.

Im Healthcare-Geschäft hat die zusätzliche Nachfrage für die Bereitstellung von Covid-Impfstoffen im zweiten Halbjahr das Umsatzwachstum beschleunigt. Bei Food & Beverage sowie beim Onlinedistributoren Reichelt wurde das Geschäft durch die verstärkte Heimarbeit gestützt, was zu einer verstärkten Nachfrage nach Kapselkaffee sowie nach elektronischen Geräten geführt hat.

Weniger gut lief es dagegen wegen der Pandemie in den Geschäftseinheiten Mobilität, generelle Industrie sowie Öl und Gas.

Hoher Verlust wegen Veräusserungen

Aus dem Verkauf von Distrelec und Nedis resultierte wie bereits früher kommuniziert ein hoher Buchverlust von 670 Millionen Franken, der sich allerdings nicht auf die Barmittel ausgewirkt hat. Ein Teil dieser Kosten wurde bereits mit dem Geschäftsabschluss 2019 verbucht, 465 Millionen fielen aber auf das Ergebnis 2020.

Entsprechend präsentieren sich die Gewinnziffern für das vergangene Jahr rot. Der operative Verlust (EBIT) lag bei 316 Millionen Franken und der Reinverlust bei 346 Millionen.

Für das operative Ergebnis sind allerdings um die genannten Effekte bereinigte Werte aussagekräftig. So wurde mit dem fortgeführten Geschäft ein bereinigter EBIT-Gewinn von 148 Millionen Franken erzielt. Der Reingewinn erreichte 119 Millionen.

Den Aktionären soll eine um 20 Rappen auf 3,20 Franken erhöhte Dividende je Inhaberaktie ausgeschüttet werden. Je Namenaktie sollen 0,64 Franken bezahlt werden. Dätwyler begründete die Erhöhung mit der gesteigerten Ertragskraft.

Zusätzliche Mitarbeiter in Schattdorf UR

Für 2021 zeigte sich der Konzern trotz der pandemiebedingten Unsicherheiten recht zuversichtlich und stellte ein Umsatzwachstum von 9 Prozent oder mehr in Aussicht. «Die Bestellungseingänge in der Geschäftseinheit Healthcare und im Zielmarkt Food & Beverage stimmen uns optimistisch», sagte CEO Dirk Lambrecht an einer Telefonkonferenz.

So verlängerte Dätwyler erst im Dezember den Vertrag zur Herstellung von Kaffeekapseln für Nespresso bis 2030. Wegen dieses Vertrags, der laut Lambrecht auf steigende Umsätze ausgerichtet ist, und wegen neuer Kunden würden auch die Kapazitäten im Werk in Schattdorf UR erhöht und dort zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.

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