Zentralschweiz Kunsthaus Zug zeigt Werke eines bahnbrechenden Expressionisten

rl, sda

11.8.2022 - 10:01

Ein Selbstbildnis, das Richard Gerstl in seinem Todesjahr malte.
Ein Selbstbildnis, das Richard Gerstl in seinem Todesjahr malte.
Keystone

Der österreichische Maler Richard Gerstl war genial und schwierig, seiner Zeit voraus und unverstanden. Das Kunsthaus Zug widmet dem Expressionisten, der zum Vorbild vieler Kunstschaffenden wurde, aber einem grossen Publikum eher unbekannt blieb, eine Sonderausstellung.

Keystone-SDA, rl, sda

Das Kunsthaus Zug kooperierte für die Ausstellung «Inspiration – Vermächtnis» (14. August bis 4. Dezember) mit dem Leopold Museum in Wien. Die zwei Institutionen besitzen die beiden grössten Sammlungen mit Gerstl-Werken, Zug dank der Stiftung Sammlung Kamm.

Das Leben von Richard Gerstl dauerte nur kurz. 1908 nahm er sich, erst 25 Jahre alt, das Leben. Wenige Monate zuvor war die Liebe zu Mathilde Schönberg, der Gattin des Komponisten Arnold Schönberg, zu Ende und die künstlerisch fruchtbare Freundschaft zu Schönberg in die Brüche gegangen. Dazu fühlte sich Gerstl als Künstler unverstanden.

Tatsächlich war Gerstl das Enfant terrible des Wiener Kunstbetriebs. Mit seinen Lehrern überwarf er sich, die Kunst des Jugendstils lehnte er ab. Stattdessen experimentierte er und schuf innerhalb weniger Jahre ein Werk voller stilistischer Neuerungen, die den damaligen Konventionen radikal widersprachen.

«Ungebrochene Sprengkraft»

Gerstl gilt deswegen als erster österreichischer Expressionist. Das Kunsthaus Zug beschreibt seine Malweise als ausdrucksstark, roh und gleichzeitig differenziert. Sein Werk habe noch heute eine ungebrochene Sprengkraft.

Gerstel zerstörte vor seinem Suizid ein Teil seines Werks. Erhalten sind nur rund 70 seiner Arbeiten. Nach seinem frühen Tod wurden diese kaum wahrgenommen. Erst in den frühen 1930er-Jahren wurde die Bedeutung des Österreichers entdeckt, vor allem nach 1960 wurde er für Kunstschaffende zum Vorbild.

Das Kunsthaus Zug zeigt in seiner Ausstellung deswegen nicht nur 40 Werke von Gerstl, sondern auch von den Aktionskünstlern Günter Brus und Hermann Nitsch oder der Malerin Martha Jungwirth. Auch Zeitgenossen von Gerstl, so Gustav Klimt, Oskar Kokoschka oder Egon Schiele, werden berücksichtigt.