Universität Bericht benennt Probleme bei den Urban Studies an der Uni Basel

scmi, sda

26.1.2024 - 12:29

Eine Doktorarbeit behauptet, im Nahostkonflikt würden Wildschweine als Form von niederschwelliger Gewalt eingesetzt. Das Promotionsvorhaben wird vorübergehend zwecks Überprüfung ausgesetzt, wie es im Bericht des Dekanats heisst. (Archivbild)
Eine Doktorarbeit behauptet, im Nahostkonflikt würden Wildschweine als Form von niederschwelliger Gewalt eingesetzt. Das Promotionsvorhaben wird vorübergehend zwecks Überprüfung ausgesetzt, wie es im Bericht des Dekanats heisst. (Archivbild)
Keystone

Ein umstrittenes Promotionsprojekt an der Uni Basel zum Nahostkonflikt wurde zur Überprüfung ausgesetzt. Zudem müssen gerade bei politisch heiklen Themen Kommunikations-Richtlinien eingehalten werden. Unter anderem zu diesen Schlüssen ist ein am Freitag veröffentlichter Dekanatsbericht zum Fachbereich Urban Studies gekommen.

Keystone-SDA, scmi, sda

Es seien Probleme erkannt worden, doch es beständen «keine systematischen Mängel im institutionellen Qualitätsmanagement von Fakultät und Universität», heisst es im Bericht des Dekanats der Philosophisch-Historischen Fakultät.

Nach Kritik in mehreren Artikeln der «Sonntagszeitung» wurde im November 2023 die Untersuchung eingeleitet. Dabei wurde unter anderem die Einhaltung wissenschaftlicher Standards überprüft. Im Fokus stand etwa ein Promotionsvorhaben, das unter anderem einen angeblichen Einsatz von Wildschweinen durch israelischer Siedler in palästinensischen Gebieten thematisiert.

Das Projekt wurde gemäss Bericht vorübergehend sistiert, um zu überprüfen, ob im Rahmen der üblichen Überarbeitung der Doktorarbeit zwischen Abgabe und Veröffentlichung Zweifel an der Einhaltung der Standards ausgeräumt werden können. Der Prozess sei unterbrochen worden, um zu schauen, ob man die Kritikpunkte in die Dissertation aufnehmen könne, sagte Dekan Martin Lengwiler auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Mittlerweile sei das Promotionsvorhaben wieder im Gange.

Mehr Sorgfalt bei öffentlichen Statements

Kritisiert wurde in den Medien ein Beitrag des gleichen Doktoranden zum selben Thema in einem Sammelband. Hier hält der Bericht fest, dass der Autor «Anschuldigungen ohne empirische Belege» erhebe. Allerdings verfolge das Buch keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern richte sich an ein breiteres Publikum, weswegen auf ein Anmerkungsapparat verzichtet worden sei. Dennoch will die Uni Basel diesen Sammelband nicht mehr länger als Werbematerial auf offiziellen Kanälen verwenden.

Ein weiterer Kritikpunkt waren gewisse politische Statements auf offiziellen Uni-Websites und in den sozialen Medien zum Nahostkonflikt. Diese sind mittlerweile gelöscht oder überarbeitet. Bei der Autorisierung von Webseiten-Inhalten im Departement Gesellschaftswissenschaften soll ein Vier-Augen-Prinzip gelten – eine bereits umgesetzte Massnahme.

Dabei rügt das Dekanat den leitenden Professor der Urban Studies, seine Leitungs- und Führungsverantwortung «nicht immer in der erforderlichen Weise wahrgenommen zu haben». Wie Lengwiler gegenüber Keystone-SDA sagte, bezieht sich dies vor allem auf die die Trennung von Politik und Forschung bei der Kommunikation. Der Dekan sagte aber auch, dass der Professor die Korrektur der entsprechenden Fehler stets mitunterstützt habe.

Zur Diskussion stand unter anderem ein Statement von Doktorierenden auf der einer Uni-Webseite zehn Tage nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023. Es rief zur Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung auf, ohne den Terroranschlag zu erwähnen. Auf Intervention des Rektorats wurde der Beitrag entfernt.

Rektorin ist zufrieden mit der Aufarbeitung

Bei den Lehrveranstaltungen und Vorträgen stellt das Dekanat keine «systematische Politisierung» von Lehrveranstaltungen fest. Das Dekanat hat auch nichts Problematisches bei der finanziellen Unterstützung von nicht-akademischen Organisationen gefunden. Es handelt sich um Beiträge von insgesamt 14'700 Franken, meist um kleinere Honorare für Gäste von Referate und Lehrveranstaltungen wie das Architekturmuseum und den Verein Surprise.

Das Dekanat beantragt beim Rektorat, den «Code of Conduct» zu überarbeiten. Dabei sollen ethische Standards der Geistes- und Sozialwissenschaften, etwa der Umgang mit antisemitischen Aussagen, darin einfliessen. Zudem sollen Veranstaltungen organisiert werden, um Angehörige der Uni für das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik zu sensibilisieren.

«Ich bin erleichtert, dass es sich dabei um Einzelfälle handelt», lässt sich Uni-Rektorin Andrea Schenker-Wicki in der Medienmitteilung zum Bericht zitieren. Sie begrüsse es, dass die Fakultät bereits Massnahmen ergriffen habe. Der Bericht zeige auf, dass die Uni die Kritik aus den Medien ernst genommen und die Vorwürfe vertieft überprüft habe.