AntisemitismusKomitee beharrt auf Umbenennung des Raiffeisenplatzes in St. Gallen
ka, sda
8.5.2024 - 16:38
Ein St. Galler Komitee hat die Kritik an der Benennung des Raiffeisenplatzes in St. Gallen erneuert. Damit werde an einen Antisemiten erinnert. Raiffeisen Schweiz wollte nach der Aufarbeitung der eigenen Geschichte am Namen festhalten. Für die Bezeichnung von Plätzen ist die Stadt St. Gallen zuständig.
Keystone-SDA, ka, sda
08.05.2024, 16:38
SDA
Die Kritik am Namen des Raiffeisenplatzes gibt es schon länger. Ein Komitee hatte die Stadt St. Gallen im Juni 2021 aufgefordert, den Namen zu ändern. Im Mai 2023 wurde die Forderung an einer Medienkonferenz wiederholt.
Konkret kritisiert das Komitee, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der Gründer der Raiffeisenbewegung in Deutschland, sei ein Antisemit gewesen. Nach ihm wurde der Platz beim Hauptsitz von Raiffeisen Schweiz benannt, wie eine dort angebrachte Tafel zeigt.
Raiffeisen Schweiz hatte damals erklärt, man wolle zuerst die eigene Geschichte aufarbeiten. Das Ergebnis wurde Mitte April vorgestellt. Die Studie des Archivs für Zeitgeschichte an der ETH illustrierte an Beispielen, dass Friedrich Wilhelm Raiffeisen zahlreiche antisemitische Stereotypen – wie etwa jüdischer Wucher – verwendete.
Die Untersuchung zeigte auch, dass Antisemitismus im Bankgeschäft der Raiffeisenkassen in der Schweiz keine Rolle gespielt hatte. Als Fazit aus der Studie hiess es von Raiffeisen Schweiz, der Platz könne weiterhin Raiffeisenplatz heissen. Zuständig für die Benennung sei aber die Stadt St. Gallen.
«Beschönigende Interpretation»
Für das Komitee sind die Schlussfolgerungen der Bank «eine einigermassen beschönigende Interpretation», wie es in der Mitteilung vom Mittwoch heisst. Der Bericht belege, dass Friedrich Wilhelm Raiffeisen «ein prononcierter Antisemit war». Diese Einstellung habe er nicht zuletzt für die Propagierung seiner Ideen genutzt.
Das Komitee will nun mit dem St. Galler Stadtrat besprechen, «wie die Umbenennung in die Wege geleitet und mit einem würdigen öffentlichen Anlass vollzogen werden könnte». Als Alternative wird Recha-Sternbuchplatz vorgeschlagen. Das ist der Name einer jüdischen Fluchthelferin aus St. Gallen, die zur Zeit des Nationalsozialismus Leben rettete.
Im Komitee dabei sind unter anderem die Historiker Hans Fässler und Stefan Keller, der ehemalige SP-Ständerat Paul Rechsteiner, die Künstlerin Pipilotti Rist oder Batja Guggenheim-Ami als Vertreterin der jüdischen Gemeinde.
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