Bei Argentiniens WM-Triumph spielte Lautaro Martinez nur eine Nebenrolle. Nun hat der Stürmer sein Team im Mailänder Derby in den Final der Champions League geschossen. Der neue Inter-Captain beweist seine wichtige Rolle für den Klub.
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- Nach 13 Jahren steht Inter wieder im Champions-League-Final. Lautaro Martinez ist gegen Milan goldener Torschütze.
- Der Argentinier gewann bereits die WM und könnte nun auch den wichtigsten europäischen Titel holen.
- Der 25-jährige Stürmer erzählte vor der Partie seinen Teamkollegen, wie wichtig eine geeinte Gruppe ist.
Beim ersten WM-Spiel von Argentinien darf Lautaro Martinez noch von Beginn wegstürmen. Nach der Pleite gegen Saudi-Arabien entzieht Trainer Lionel Scaloni ihm das Vertrauen, bis in den Final kommt er höchstens noch als Joker zum Einsatz. Ein Treffer gelingt Martinez nicht, vielmehr lässt der sonst so torgefährliche Mittelstürmer in seinen insgesamt 238 Einsatzminuten teils hochkarätige Chancen liegen.
Seine schwachen Auftritte waren aber kein Zufall. Der 25-Jährige hatte bereits vor WM-Start körperliche Beschwerden, wie er festhielt: «Als ich bei der Weltmeisterschaft ankam, konnte ich nicht einmal den Ball schiessen, da mein Knöchel mir unerträgliche Schmerzen bereitete.»
Das Spiel gegen Saudi-Arabien habe er mithilfe von schmerzstillenden Injektionen bestritten, aber er habe trotzdem nicht regelmässig trainieren können. Er sei glücklich, dass sein Stellvertreter Julian Alvarez sich im Turnier in toller Form präsentierte, meint Martinez und hält fest: «Er konnte der Mannschaft etwas geben, was ich zu diesem Zeitpunkt nicht vermochte.»
Martinez weiter: «An einem bestimmten Punkt kam Leo (Messi) zu mir und sagte, ich solle mich auf meine Genesung konzentrieren, weil ich der Mannschaft in den letzten Minuten der Spiele sehr nützlich sein würde.» Am nützlichsten wurde er, als Martinez im WM-Viertelfinal gegen die Niederlande den entscheidenden Elfmeter verwertete.
Bei Inter an alte Form angeknüpft
Nach dem süssen Triumph in Katar kehrte der frischgebackene Weltmeister mit neuer Energie nach Mailand zurück. Nachdem Abwehrboss Milan Skriniar seinen Abschied im Sommer ankündigt, gibt Trainer Simone Inzaghi Ende Januar die Captainbinde an Lautrao Martinez weiter. Der Argentinier bestätigt das Vertrauen seines Vorgesetzten – nach seiner erstmaligen Ernennung markiert er gleich sechs Treffer in den ersten acht Pflichtspielen.
Die Captainrolle wird bei Inter aber flexibel gehandhabt. So trugen diese Saison neben Skriniar und Martinez auch schon Samir Handanovic, Danilo D'Ambrosio, Stefan de Vrij und Marcelo Brozovic die Binde.
In den beiden Halbfinal-Spielen der Champions League gegen Milan durfte aber wieder Martinez sein Team als Captain aufs Feld führen. Der Südamerikaner sichert Inter im Rückspiel mit seinem Tor in der 74. Minute den Final-Einzug. Kein Wunder: Lautaro traf in seiner Karriere gegen kein Team öfter als gegen Milan (acht Tore).
Damit stellte Lautaro Martinez auch seine Formstärke unter Beweis – der 1,74 Meter grosse und 72 Kilogramm schwere Stürmer erzielte acht Tore in seinen letzten neun Pflichtspiel-Einsätzen. Seine tolle Form ist wohl auch auf seinen privaten Höhenflug zurückzuführen. Der Weltmeister erwartet mit seiner Frau sein zweites Kind – am vergangenen Wochenende heiratete das Paar.
Teamgedanke im Vordergrund – auf den Spuren von Milito?
Kurz vor Schluss wird der Bräutigam im San Siro unter frenetischem Applaus ausgewechselt. Nach der Partie wird Martinez als «Man of the Match» ausgezeichnet. Anschliessend erzählt El Toro (der Stier) gegenüber «Sky Sport Italia»: «Vor dem Spiel habe ich den Jungs gesagt: ‹Wir haben einen tollen Job gemacht.›»
Die Geschlossenheit der Mannschaft sei das Wichtigste, das habe er bei der Weltmeisterschaft gesehen. «Wenn die Gruppe geeint ist und in die gleiche Richtung geht, wird es einfacher. Inter hat es verdient, diese Spiele zu gewinnen», meint Martinez.
Nach der Weltmeisterschaft könnte er nun mit den Nerazzurri auch in der Königsklasse den Pokal holen. «Das wäre ein Traum, ich will gar nicht daran denken», betonte der Angreifer, der sich bei seiner Familie für die Unterstützung bedankte.
Bedanken kann sich auch Inter, schliesslich hat der Argentinier in dieser Saison in 52 Spielen stolze 25 Tore erzielt. An Interessenten mangelt es Lautaro Martinez, der seit 2018 in der Lombardei auf Torejagd geht (in 238 Spielen 98 Tore und 34 Assists) sicher nicht, sein Vertrag läuft noch bis im Sommer 2026.
Der Fokus gilt jetzt aber sowieso dem 10. Juni, wo im Endspiel in Istanbul entweder Real Madrid oder Manchester City warten. Zuletzt konnte Inter 2010 die Champions League gewinnen. Matchwinner beim 2:0-Erfolg gegen Bayern München war mit Diego Milito ein Argentinier. Ein gutes Omen für Lautaro Martinez & Co.