Im Halbfinal der Champions League spielten die Inter-Profis gegen Milan ohne Sponsor. Die Geschichte hinter dem ungewöhnlichen Trikot.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Inter spielte in der Champions League im Halbfinal-Hinspiel gegen Milan ohne Sponsor auf der Brust.
- Der Klub kündigte den Vertrag mit «DigitalBits», nachdem keine Zahlungen überwiesen wurden.
- Auch die AS Roma sistierte ihren Deal mit dem Kryptowährungsunternehmen. Neuerdings läuft der Klub mit S.P.Q.R. auf, dem Hoheitszeichen des antiken Roms.
Aufmerksamen Beobachtern stach am Mittwochabend beim Mailänder Derby in der Champions League sofort ein ungewöhnliches Detail ins Auge: Während bei den Milan-Akteuren wie gewohnt der Schriftzug «Emirates – Fly Better» auf der Brust prangte, liefen die Inter-Profis «Oben ohne» auf.
Noch im Viertelfinal gegen Benfica Lissabon machten die Nerazzurri-Stars für «DigitalBits» Werbung. Zumindest bei Fussball-Fans stiessen die unbefleckten Shirts auf grossen Anklang, wie ein Blick in die sozialen Medien zeigt. «Inter-Trikot sieht mal richtig gut aus», hielt ein User stellvertretend fest.
Was ist in der Zwischenzeit passiert, damit bei vielen Fussball-Romantikern nostalgische Gefühle aufkommen?
Das vermeintlich einträgliche Geschäft
Der Grund ist simpel. Seit 2015 ist Inter im Besitz des chinesischen Konzerns Suning. Doch die Holding steckt seit Längerem in finanziellen Schwierigkeiten. Präsident Steven Zhang konnte aber im September 2021 eine Erfolgsmeldung mitteilen. Für das Sponsoring der Kryptowährung «DigitalBits» sollte der Fussball-Klub ab dieser Saison bis 2026 eine stattliche Summe von 85 Millionen Euro einstreichen. Der Vertrag wurde dabei mit dem Finanzunternehmen «Zytara» geschlossen.
Auf dem Papier ein guter Deal. Dummerweise blieb es ein Papiertiger. Denn die Zahlungen kamen offenbar irgendwie nie beim Empfänger an. Um den Sponsor wachzurütteln, liess man zunächst bei den Jugend- und Frauen-Teams die Brustwerbung entfernen. Als die Massnahme nicht fruchtete, setzte der Klub auch beim Aushängeschild der Herren ein Zeichen. So läuft Inter seit Ende April im Retrolook auf.
«DigitalBits», die ihren Sitz in den USA hat, wies gemäss der «Sportschau» die Verantwortung für die ausgebliebenen Zahlungen von sich und teilte mit, dass «Zytara» der vertragliche Partner sei. Klar ist: Der Niedergang der Krypto-Branche hat «Digitalbits» praktisch wertlos gemacht. Am Dienstag betrug der Wert der Kryptowährung mit 0,00079 US-Dollar nur noch rund 0,1 Prozent des Höchstwerts von 2021, wie es im Bericht heisst.
Dabei hätte Inter das Geld gut gebrauchen können. Im vergangenen Jahr musste man einen Verlust von 140 Millionen Euro verkraften, im 2021 waren es gar 246 Millionen Euro.
Ohne Sponsor läuft’s rund
Immerhin sportlich läuft es Inter seit den Zeiten ohne «DigitalBits» auf der Brust – auch im Stadio San Siro wurden die Werbungen der Kryptowährung allesamt entfernt – blendend. Aus den letzten vier Spielen resultierten vier Siege – bei einem Torverhältnis von 13:1.
Die Inter-Verantwortlichen sind derweil wieder auf Sponsorensuche – ein allfälliger Finaleinzug oder gar der Titel in der Champions League würde natürlich helfen, einen Nachfolger für «DigitalBits» zu finden. Gemäss «Tuttosport» sollen Turkish Airlines und Qatar Airways interessiert sein, die jährlich geforderten 30 Millionen Euro zu bezahlen.
Auch die AS Roma betroffen – kreative Lösung gefunden
Das Team von Simone Inzaghi ist dabei nicht das einzige italienische Team, welches von den Zahlungsausfällen der Kryptowährung-Firma betroffen ist. Auch die AS Roma lief in der Vergangenheit mit «DigitalBits» auf. Die Römer erhielten zwar einen Grossteil der Zahlungen in dieser Spielzeit, die letzten Raten blieben aber aus.
Beim letzten Liga-Auftritt – zufälligerweise gegen Inter – trug das Team um Paulo Dybala die Aufschrift «SPQR» (Senat und Volk von Rom), der antike Leitspruch der Stadt. Die Zusammenarbeit hätte den Hauptstädtern 40 Millionen Euro einbringen sollen.