Im Auge des Hurrikans Sandro Schärer und seine Schiri-Kollegen beeindrucken Fussball-Europa

Tobias Benz

27.4.2022

Sandro Schärers (links) Versuch, Pep Guardiola zu beruhigen, schlägt fehl. Der Spanier sieht kurz nach dieser Szene die gelbe Karte.
Sandro Schärers (links) Versuch, Pep Guardiola zu beruhigen, schlägt fehl. Der Spanier sieht kurz nach dieser Szene die gelbe Karte.
Bild: Getty Images

Was für ein Spiel. Doch so gut wie ManCity und Real Madrid am Dienstagabend auftraten, die Leistung von Schiedsrichter Istvan Kovacs war noch besser. Unterstützt wurde der Rumäne von einem exzellenten Sandro Schärer an der Seitenlinie.

Tobias Benz

27.4.2022

Ein lauter Zeidler, ein wilder Croci-Torti, ein rasender Magnin. SFV-Schiedsrichter Sandro Schärer hat sie alle schon gesehen. Spätestens nach den Erlebnissen vom Dienstagabend dürfte der 33-Jährige für die Wutrede eines Super-League-Trainers aber nur noch ein müdes Lächeln übrig haben.

Wer vor dem Fernseher schon dachte, beim irrsinnigen Halbfinal-Hinspiel zwischen ManCity und Real Madrid durchzudrehen, der soll sich mal Pep Guardiolas emotionale Achterbahnfahrt an der Seitenlinie zu Gemüte führen.

Der vierte Offizielle, der das Pulsfeuerwerk des Spaniers aus nächster Nähe miterlebt: Sandro Schärer. Der beste Schweizer Schiedsrichter steht an der Seitenlinie zwischen zwei absoluten Trainer-Legenden und kriegt dementsprechend auch immer wieder sein Fett weg. 

So zum Beispiel in der 55. Minute. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes macht Vinicius Fernandinho nass und schiebt zum 3:2 ein. Für die Zuschauer ein genialer Spielzug, für Guardiola das Ergebnis von etwas, das Schärer offenbar hätte verhindern können. Kaum ist das Tor gefallen, verlangt der wild gestikulierende City-Coach eine Erklärung des Schweizers. Doch Schärer bleibt auch hier cool.

Nach hitzigen dreiundneunzig Minuten beendet Guardiola das Spiel mit einer gelben Karte und einer Entschuldigung ans Schiedsrichter-Gespann. «Das waren einfach Emotionen», so der Spanier. «Ich habe mich beim Schiedsrichter entschuldigt.»

«Sensationelle» Schiedsrichterleistung

Das Gespann um Hauptschiedsrichter Istvan Kovacs wird im Nachgang der Partie völlig zurecht abgefeiert. Vor allem der abgeklärte Rumäne wird mit Lob überschüttet. Der Rumäne lässt vor ManCitys viertem Treffer trotz klaren Fouls überlegt Vorteil laufen und ermöglicht so ein Traumtor durch Bernardo Silva. 

Bernardo Silva ballert das Leder in den Winkel

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«Er wollte schon abpfeifen, hat es aber Gott sei dank nicht getan», schwärmt Ex-Schiri Urs Meier im Studio bei blue. «In so einer Situation so einen Vorteil zu geben, der dann auch noch belohnt wird, das ist etwas vom schönsten, das du als Schiedsrichter erleben kannst. Dieser Entscheid wird ihm das ganze Leben lang bleiben. Super!»

Auch den Rest des Spiels haben der 37-Jährige und seine Kollegen komplett im Griff. Es gibt fast keine Unterbrechungen, lediglich zwei gelbe Karten und kein einziges Mal muss der VAR zuschalten – nicht einmal beim Elfmeter-Entscheid inmitten der hochspannenden Schlussphase. 

«Sensationell, einfach sensationell», ergänzt Meier. «Das war einfach ein wunderbares Fussballspiel.» Auch das Netz stimmt zu.

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