Wie gemacht für die Playoffs Lausanne-Captain Michael Raffl ist Captain und echtes Vorbild

ck, sda

18.4.2024 - 04:30

Wie gemacht für die Playoffs: Lausannes Michael Raffl (li.) im harten Zweikampf mit Yannick Weber von den ZSC Lions.
Wie gemacht für die Playoffs: Lausannes Michael Raffl (li.) im harten Zweikampf mit Yannick Weber von den ZSC Lions.
Bild: Keystone

Michael Raffl ist Captain des Playoff-Finalisten Lausanne, ein Österreicher, der kaum Französisch spricht. Doch der NHL-Veteran ist ein Leader der Taten, nicht der Worte.

ck, sda

Es dauert lange, bis Michael Raffl am Dienstagabend aus der Gästegarderobe in der Eishockey-Arena in Zürich-Altstetten kommt. Er soll kein guter Gesprächspartner sein, wenn er verloren hat, heisst es. Doch dann steht der Österreicher da, und er sagt einen Satz, der ihn charakterisiert wie kein anderer.

Als Captain müsse er in den Playoffs nichts Spezielles tun oder sagen. «Ich spiele mein Spiel», erklärt er gegenüber Keystone-SDA. «Und ich arbeite hart genug, damit die Kollegen sehen, was abgeht und wie man in den Playoffs spielen sollte.» Der 35-jährige Kärntner führt durch Taten, nicht durch Worte. Es ist das erste Mal, dass Raffl in der Schweiz in den Playoffs seine breit gefächerten Qualitäten unter Beweis stellen kann.



Über die zweite schwedische Liga

«Er ist ein sehr polyvalenter Spieler», versprach Lausannes Sportchef John Fust im vorletzten Sommer, als Raffl nach neun Saisons und 629 Partien in der NHL nach Europa zurückkehrte. Lange konnte der Hochgelobte die Vorschusslorbeeren nicht einlösen. Letzte Saison zog er sich bereits im ersten Meisterschaftsspiel eine Unterkörperverletzung zu, die ihn drei Monate ausser Gefecht setzte. Am Ende verpasste Lausanne auch deshalb die Playoffs

In dieser Spielzeit erwischte es Raffl schon in der Vorbereitung am Knie. Erst 14 Partien vor Ende der Qualifikation kehrte er ins Team zurück und trug mit zwölf Skorerpunkten gleich massgeblich dazu bei, dass sich der LHC noch auf den 3. Platz verbesserte. Dabei ist Raffl kein hochtalentiertes Wunderkind; es ist sein eiserner Wille, der ihm eine Weltkarriere ermöglichte. Seine Voraussetzungen waren weniger günstig als die manchen Schweizers.

Raffl stammt zwar aus einer Eishockey-Familie, ist aber keiner der vielen Österreicher aus Vorarlberg, die schon im Juniorenalter in die Schweiz wechseln und damit das Ausländerkontingent nicht belasten. Nach einem Meistertitel mit seinem Stammverein Villacher SV versuchte er sich als 22-Jähriger in der zweiten schwedischen Division bei Leksand, ehe er sich zwei Jahre später bei den Philadelphia Flyers einen Stammplatz sicherte.

Von den Mitspielern zum Captain gemacht

Mit seiner hohen sozialen Kompetenz und seinem ausserordentlichen Arbeitsethos kann Raffl auch in Lausanne begeistern. Selbst als er verletzt fehlte, war er meist der Erste im Stadion, oft schon vor acht Uhr morgens. Und obwohl er letzte Saison nur 25 Partien bestreiten konnte, bestimmten ihn die Mitspieler im Sommer zum Captain. «Das ist natürlich eine Riesenehre», freut er sich.

Nun kann der Österreicher sein Können auch auf Schweizer Eis zeigen, die Playoffs sind sowieso wie geschaffen für ihn. Unter dem Radar fliegt er in keinem Spiel. Selbst am Dienstag war dem nicht so, als er zum Final-Auftakt offensiv ohne grosse Wirkung blieb. Seine auffälligste Aktion war eine unerfreuliche. Er lief in einen fürchterlichen Check des ZSC-Verteidigers Dario Trutmann. Raffls Reaktion darauf sagt aber viel über seine Einstellung aus. Mund abwischen und weiter machen.

Steigerung nötig

Nach dem Spiel darauf angesprochen, kann er die Frage nicht ganz nachvollziehen. «Ich teile ja gerne aus. Und wer gerne austeilt, muss auch einstecken können», meint er unbeeindruckt. «Es war ein harter, fairer Check. Nichts ist passiert. Auf gehts!»

Weiter geht es auch im Playoff-Final, und zwar am Donnerstag in Lausanne. Als schlechter Verlierer zeigt sich Raffl nicht. Dass er aber lieber gewinnt, macht er schon klar. Auch wenn sein Team zum Auftakt dem hohen Favoriten aus Zürich mindestens ebenbürtig war, zeigt er sich nicht zufrieden. «Wir müssen uns steigern – und wir werden uns steigern», verspricht er.