Lange liefert Bayer Leverkusen im Europa-League-Achtelfinale gegen Qarabag die schlechteste Saisonleistung ab. Am Ende rettet der Bundesliga-Leader im Hinspiel immerhin noch ein Remis. Einen grossen Anteil am Mini-Comeback: Joker Granit Xhaka.
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- Beim 2:2 (0:2) im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League bei Qarabag Agdam in Aserbaidschan retteten die Einwechselspieler um Granit Xhaka nach der mit Abstand schlechtesten Halbzeit der Saison noch das Unentschieden und damit eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am Donnerstag in Leverkusen.
- Auch Coach Xabi Alonso gestand hinterher, dass seine Rotation sich nicht ausbezahlte und die Einwechslung der arrivierten Stammkräfte um Granit Xhaka der Schlüssel war, um die Serie der Ungeschlagenheit zu bewahren.
Ausgerechnet in Baku hätte Bayer Leverkusen fast die erste Niederlage im 35. Pflichtspiel der Saison kassiert. Nicht in München, Dortmund oder Leipzig, sondern im fernen Aserbaidschan schwamm bei garstigen Bedingungen im nasskalten Hexenkessel im Tofiq-Bəhramov-Stadion dem Team von Coach Xabi Alonso in der ersten Halbzeit fast die Felle davon.
Die Gastgeber versuchten die Leverkusener mit einer druckvollen und körperlichen Spielweise zu überraschen. Das gelang, die Werkself fand lange überhaupt nicht ins Spiel. Alonso missfiel das augenscheinlich. Der Spanier gestikulierte ungewöhnlich wild am Spielfeldrand herum.
Alonso hatte nach der langen Anreise in den Kaukasus mit Blick auf die Belastung der kommenden Wochen zahlreiche Stars geschont. Unter anderem hatten mit Granit Xhaka, Florian Wirtz und Jeremie Frimpong zu Beginn drei Eckpfeiler der laufenden Spielzeit auf der Bank gesessen. Agdam nutzte die Absenz des Nati-Stars und seinen arrivierten Kollegen eiskalt aus. In der 26. Minute brachte Yassine Benzia das Heimteam in Führung – bei 6:0 Torschüssen für Qarab ein mehr als verdienter Lohn. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit liess sich Bayer dann auch noch auskontern.
Alonso: «Mut, Stolz und Härte» gefragt – Xhaka kommt rein
«Ich weiss nicht, ob es die schlechteste Halbzeit war», so Alonso. «Wir wussten, dass wir es besser machen können, aber wir wussten auch, dass es kein Bundesligaspiel, sondern ein K.o.-Spiel war. Wir wussten, dass wir intelligent sein müssen, um nicht mit einem 0:3 oder 0:4 schon auszuscheiden.» Sein Fazit: «Es ist ein Prozess, die erste Halbzeit war nicht gut, das war mein Fehler – ich weiss, warum. Wir versuchen, das für die Zukunft zu verbessern.»
Die einfache Lösung, um ein Debakel in Baku zu verhindern, lag für Alonso auf der Hand: «Wir haben dann ein paar Mal gewechselt, um auch ein wenig Mut, Stolz und Härte zu zeigen, zu kämpfen und einfach ein bisschen mehr Gas zu geben.»
Und wer personifiziert diese Attribute mehr als Granit Xhaka? Der Schweizer Ideengeber kam nach knapp einer Stunde – gemeinsam mit Kreativspieler Florian Wirtz – ins Spiel. Die logische Folge: Leverkusen wurde unter der Führung von Xhaka endlich besser und fand zu seinem gewohnten Spiel zurück. Wirtz verkürzte in der 70. Minute mit Leverkusens 100. Pflichtspiel-Tor der Saison – und Patrik Schick – ebenfalls Joker – glich in der Nachspielzeit (92.) noch aus.
Captain Jonathan Tah brachte es nach dem Spiel auf den Punkt: «Wir hatten schon viele Spiele, in denen es die Einwechselspieler überragend gemacht haben. Aber natürlich sind Granit und Flo Unterschiedsspieler, die uns zu jeder Zeit helfen.»
«Es war wichtig, dass wir auch in diesem schlechten Moment ein Comeback schaffen konnten und gezeigt haben, dass wir es besser können», resümiert Alonso.
Xhaka als Bayers Erfolgsgarant
Der frühere Weltklassespieler zu seiner Rotation: «Ich weiss nicht, ob es ein Fehler war, vielleicht. Aber wir brauchen jeden Spieler. Wir sind noch in drei Wettbewerben. Es ist unmöglich, die Aufstellung nicht zu wechseln.»
Doch will Alonso auf Nummer sicher gehen, sollte er Dauerbrenner Xhaka bei Spielbeginn auf den Platz schicken. Seit seinem Wechsel im Sommer von Arsenal hat der 31-Jährige nie das bittere Gefühl einer Niederlage im Leverkusen-Trikot erleben müssen. Aktuell hat der 121-fache Internationale schon 2750 Minuten absolviert, ohne jemals seine Mannschaft bei Spielende trösten zu müssen. Nur zweimal kam Xhaka gar nicht zum Einsatz – in der Vorrunde der Europa League, als Bayer Leverkusen sich schon für die K.o.-Phase qualifiziert hatte.
«Ich habe keine grosse Angst vor der ersten Niederlage», betonte Alonso. Und sein Schützling beziehungsweise Glücksbringer Xhaka erläuterte kürzlich gegenüber dem «Tages Anzeiger»: «Die Überzeugung, dass wir ein Spiel gewinnen können, ist grösser als das Gefühl, dass wir es verlieren – vor allem, wenn man so einen Lauf hat wie wir.»