Am vergangenen Wochenende konnte aufgrund vieler Coronafälle in der Super League nur ein Spiel bestritten werden. Warum klappt in der Schweiz nicht, was in anderen Ligen fast ohne Probleme funktioniert? Im Fussball-Talk «Heimspiel» geht man der Sache auf den Grund.
Corona rüttelt den Spielplan der Super League mächtig durch. Immer mehr Spiele müssen verschoben werden. Ob der nächste Spieltag wie geplant durchgeführt werden kann, steht noch in den Sternen. Trotzdem müssen sich die Teams – ob in Quarantäne oder nicht – möglichst normal vorbereiten. Und hoffen, dass sich kein (weiterer) Spieler oder Teambetreuer infiziert.
«Intern sind langsam alle etwas müde wegen dieser Ungewissheit», sagt Luzern-Sportchef Remo Meyer im Fussball-Talk «Heimspiel» auf «blue Zoom». Er appelliert an die Eigenverantwortung, an die Disziplin, sich so zu verhalten, dass das Risiko einer Infektion klein bleibt.
Die Vereine haben zwar umfangreiche Schutzkonzepte erarbeitet. Trotzdem zeigen die letzten Wochen, dass Corona auch vor dem Schweizer Fussball nicht Halt macht. Dutzende Spieler und Staffmitglieder wurden seit Saisonstart positiv aufs Virus getestet, aktuell stehen vier Teams unter Quarantäne, weshalb alleine am vergangenen Wochenende vier der fünf geplanten Spiele verschoben werden mussten.
Liga droht mit Strafen
Bislang hat die Liga die Anträge der Klubs auf eine Verschiebung der Spiele gutgeheissen. Dass es so nicht weitergehen kann, ist aber auch klar. «Wir werden jetzt auch Strafen aussprechen», kündigt SFL-CEO Claudius Schäfer an. Und hebt den Mahnfinger: «Es ist ganz wichtig, dass auch die Spieler ihren Teil dazu beitragen.» Schäfer hat erkannt, dass die Schutzkonzepte bei den einen Vereinen besser umgesetzt werden als bei den anderen.
Er appelliert an die Profis, auch bei emotionalen Momenten wie einem Siegestreffer in der Nachspielzeit «umzuschalten» und etwa auf die Umarmung zu verzichten. «Das ist eine Herausforderung. Aber wir sind in schwierigen Zeiten und jeder muss seinen Teil dazu beitragen», so Schäfer.
Remo Meyer sieht den Torjubel weniger problematisch als die Disziplin jedes einzelnen Spielers. «Unsere Spieler pendeln zwischen ihrem Zuhause und dem Stadion. Die Eigendisziplin ist sehr hoch. Aber jeder hat ja noch eine Familie zu Hause. Eine Frau und Kinder. Man kann schon Acht geben, aber es kann immer etwas passieren», so der FCL-Sportchef.
Quarantäne-Regel sorgt für Kopfschütteln
Coronafälle gibt es nicht nur in der Super League. Auch absolute Topstars wie Cristiano Ronaldo, Zlatan Ibrahimovic oder Serge Gnabry hat es schon erwischt. Im Gegensatz zur Schweizer Liga können die europäischen Topligen aber fast ohne Einschränkungen weiterspielen. In der Bundesliga und der Premier League etwa musste noch keine einzige Partie verschoben werden.
Auch in Frankreich und Spanien wurde der Spielplan bislang nur marginal beeinträchtigt. Einzig in Italien, wo das Virus schon in mehreren Klubs grassierte, war die Situation vorübergehend unübersichtlich, mittlerweile hat man aber auch da die Situation mehr oder weniger im Griff.
Warum klappt im Ausland, was im Schweizer Fussball nicht funktioniert? Für «blue Sport»-Experte Rolf Fringer ist klar, dass das an der strengen Quarantäne-Regel liegt: Wird ein Spieler positiv getestet, muss sich die ganze Mannschaft in Isolation begeben, sofern mehrere Profis mit dem Infizierten in Kontakt kamen. «Das Ziel muss sein, dass der Infizierte in Quarantäne muss und die anderen weiterspielen können», fordert Fringer.
Schnelltests für Klubs als Lösung?
Während die Profiteams aktuell noch mehr oder weniger uneingeschränkt trainieren und spielen können, wurde der Betrieb bei den Nachwuchs-Fussballern (ab 16 Jahren) komplett eingestellt. Beim FC Luzern hat man bereits auf diese Massnahme reagiert und sechs Talente in die 1. Mannschaft integriert, wie Remo Meyer verrät.
Der FCL-Sportchef hofft, dass es bald eine einheitliche Lösung gibt in Sachen Coronatests. Zum Beispiel, dass jeder Klub Schnelltests machen kann und die Kosten dafür (rund 150'000 Franken pro Klub bis Ende Saison) – wie bei Privatpersonen – vom Bund übernommen werden.
«Oder dass zumindest ein Teil davon übernommen wird», sagt Fringer, der sich sicher ist, dass das Quarantäne-Problem dann behoben wäre. «Je mehr du testen kannst, desto mehr weisst du, wer nicht infiziert ist. Wenn du diese Sicherheit hast, kannst du dann auch mit gutem Gewissen weiterspielen.»