Rücktritt aus der Nati Behrami: «Es war nicht Petkovics Entscheidung»

S10B

19.10.2018

Valon Behrami läuft für Udinese als Captain auf. Hier im Zweikampf mit Juves Mario Mandzukic.
Valon Behrami läuft für Udinese als Captain auf. Hier im Zweikampf mit Juves Mario Mandzukic.
Bild: Getty Images

Valon Behrami erklärt in einem Interview, wieso er als 33-Jähriger immer noch blonde Haare trägt, welcher Captain ihm besonders Eindruck machte und was zu seinem Nati-Ende führte.

Valon Behrami kam schon sehr früh nach Italien. Als knapp 18-Jähriger wechselt er von Lugano nach Genua. In den letzten fünfzehn Jahren ist aus dem temperamentvollen Jüngling ein gestandener Profi geworden. Bei Udinese trägt der 33-Jährige sogar die Captain-Binde. In einem Interview mit DAZN gewährt Behrami einen kleinen Einblick:

Behrami über ...

… andere Captains, welche er in seiner Karriere erlebt hat

Ich kam mit Di Canio zu Lazio. Er hatte Leute, ja fast eine Armee von Fans hinter sich. Derjenige, der mir vielleicht am meisten in meiner Karriere geholfen hat, ist Napolis Paolo Cannavaro. Er hat mich einerseits auf dem Platz diszipliniert, etwa wenn ich im Training zu wenig Einsatz zeigte. Andererseits hat er mich vor allem für das richtige Leben draussen vorbereitet. Wie man zum Beispiel in einer Stadt wie Neapel zu leben lernt. Neapel ist kompliziert.

... seine blonden Haare

Bei den Haaren bin ich absolut abergläubisch. Als ich 2009 verletzt wurde, war es das einzige Mal, dass ich nicht blond war. Alle fragen mich ständig, wieso ich als 33-Jähriger noch blondierte Haare habe.

... seine Tätowierung auf dem rechten Bein, welche Stacheldraht, Patronenhülsen und zerbombte Häuser zeigt

Ich bin in Mitrovica geboren, was ein ganz besonderer Ort ist. Wir sind durch eine Brücke getrennt, auf der einen Seite sind die Serben und auf der anderen Seite die Kosovaren. Ich bin dort geboren, ich denke immer an alles, was meine Verwandten ertragen mussten. Sie haben die echten Narben. Wenn wir verletzt werden, kommen wir wieder auf die Beine und können irgendwann wieder spielen. Doch wenn ich meine Verwandten besuche, sehe ich in den Augen derer, die etwas erlebt haben, was nicht gelöscht werden kann. Wenn du als Kind oder Teenager nachts in die Berge rennen musst, oder du eine Granate hörst und nicht weisst, wo sie hinfällt, ist es unvermeidlich, dass dein Leben verändert wird. Das was sie erlebt haben, lässt mich in meiner Heimat jedes Mal ans wirkliche Leben erinnern.

... die Ankunft in der Schweiz

Als wir in die Schweiz gingen, war es vor allem zu Beginn schwierig. Wir kannten die Sprache nicht. Aber dann haben wir uns integriert und es wurde unser Alltag. Ihre Kultur ist zu meiner Kultur geworden.

Das WM-Achtelfinalspiel gegen Schweden war Behramis letztes Spiel für den SFV.
Das WM-Achtelfinalspiel gegen Schweden war Behramis letztes Spiel für den SFV.
Bild: Keystone

... die guten und schlechten Zeiten in der Nati

Ich war enttäuscht, dass ich in so vielen Momenten, in denen du verloren hast, wieder zum Albaner wurde, während wir alle Schweizer waren, wenn du gewonnen hast. Es gab kleine Dinge, die mich verletzt haben. Aber ich kann keine negativen Dinge für ein Land fühlen, das mir im Fussball und als Mann alles gegeben hat.

... das abrupte Ende in der Nati

Nach der Weltmeisterschaft habe ich mit dem Trainer gesprochen. Wir haben uns entschieden, dass ich weitere zwei Jahre anhängen werde. Ich fühlte mich als wichtiger Bestandteil und sie haben mir immer versichert, wichtig zu sein. Im Training haben sie mich jeweils um Rat gefragt, und ob ich ihnen helfen könne. Ich war immer bereit, offen über meine Zukunft zu reden, auch als ich körperlich nicht hundertprozentig fit war. Nach drei Wochen, als ich gerade aus den Ferien zurückkehrte, rief mich der Coach an und sagte, er wolle mich nicht mehr aufbieten. Hätte er es mir vorher gesagt, wäre die ganze Sache besser herausgekommen. Aber ich habe damit kein Problem. Es war nicht seine Entscheidung. Ansonsten würde es bedeuten, dass ich die Menschen nicht einschätzen kann, dass ich nicht weiss, was gut und was böse ist.

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