Droht der «Grexit»? «Der griechische Fussball steht vor dem Abgrund»

DPA

22.3.2018

Skandal erster Güte: PAOK-Präsident Ivan Savvidis stürmt bewaffnet den Platz.
Skandal erster Güte: PAOK-Präsident Ivan Savvidis stürmt bewaffnet den Platz.
Bild: Getty Images

Der griechische Fussball wird überschattet von Fehden und kriminellen Machenschaften, die immer wieder in Gewalt ausarten. Nach dem Abbruch der 1. Liga macht die FIFA nun immer mehr Druck. Tiefgreifende Veränderungen müssen her – und zwar schnell.

Der überraschende EM-Erfolg 2004 ist gerade einmal 14 Jahre her – doch seitdem geht es mit dem griechischen Fussball steil bergab. Wettskandale, Gewalt, Spielabbrüche, zuletzt ein Vereinsbesitzer, der mit einem Revolver bewaffnet auf den Platz stürmt – fast an jedem Spieltag kommt es zu merkwürdigen Zwischenfällen. Der Weltverband FIFA ist entschlossen: Wenn nicht rasch Massnahmen getroffen werden, droht der «Fussball-Grexit».

Allein die Tatsache, dass das Testspiel der Nationalmannschaft gegen die Schweiz an diesem Freitag nicht wie geplant in der Arena von PAOK Saloniki sondern im Athener Olympiastadion stattfindet, verdeutlicht die brenzlige Situation. Der griechische Fussballverband und die Regierung befürchten Ausschreitungen seitens der PAOK-Fans angesichts der harten Strafen, die ihrem Verein nach dem Pistolen-Auftritt des Besitzers drohen.

Skibbe äussert sich nur ausweichend zum Skandal

Vor rund zwei Wochen war PAOK-Präsident Iwan Savvidis bewaffnet auf den Platz gestürmt – weil ihm eine Abseitsentscheidung nicht passte. Das Top-Spiel zwischen PAOK Saloniki und AEK Athen wurde abgebrochen, der Spielbetrieb der ersten griechischen Liga von der Regierung auf unbestimmte Zeit eingestellt.

Seitdem suchen die Verantwortlichen nach Ideen und Lösungen, die die Situation verbessern könnten. So traf sich etwa Nationalspieler Sokratis Papastathopoulos von Borussia Dortmund mit dem für Sport zuständigen Vizeminister Giorgos Vasiliadis. Inhalte des Gesprächs wurden aber nicht bekannt.

Michael Skibbe, Nationaltrainer der Griechen, äusserte sich nur ausweichend zum Liga-Skandal. Auf seine Arbeit habe die Meisterschafts-Unterbrechung eher keinen Einfluss. «Die meisten meiner Spieler sind ja im Ausland engagiert. Und für die wenigen, die hier spielen, gibts am Wochenende eben frei. Das ist für die Nationalmannschaft ja nicht schlecht», sagte Skibbe dem «Blick».

Leere Stadien sind die Regel, nicht die Ausnahme

Der griechische Fussball wird seit Jahrzehnten von Streitigkeiten zwischen Reedern und Unternehmern erschüttert, die ihre Fehden auch im Fussball austragen. Gegen den Besitzer von Olympiakos Piräus und 28 weitere Personen liegt etwa eine Anklage wegen Spielmanipulation vor, der Besitzer von AEK Athen ist gleichzeitig auch Wett- und Glücksspielunternehmer. Die Fans haben sich bereits zu grossen Teilen vom Liga-Fussball abgewandt, die Stadien bleiben oft leer.

Die FIFA will noch einige Tage warten, bis die Griechen ein glaubwürdiges Sanierungsprogramm vorlegen. In der griechischen Presse wird spekuliert, dass nach der zweiten Spielunterbrechung binnen einer Saison der verantwortliche Verein künftig absteigen muss. Ohne konkrete Massnahmen sei ein «Fussball-Grexit», ein möglicher Ausschluss des Landes vom internationalen Fussballgeschehen, nicht mehr weit entfernt, warnte der Sondergesandte der UEFA und der FIFA, Herbert Hübel, nach einem Besuch in Athen vergangene Woche. Der Österreicher betonte: «Der griechische Fussball steht vor dem Abgrund.»

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