Serie A Corona-Wirrwarr: Lazio Rom droht im schlimmsten Fall der Zwangsabstieg

Patrick Lämmle

9.11.2020

Positiv, negativ, positiv, negativ: Ciro Immobile und die Corona-Tests.
Positiv, negativ, positiv, negativ: Ciro Immobile und die Corona-Tests.
Bild: Keystone

Lazio Rom wird verdächtigt, Corona-Regeln mit Füssen getreten zu haben. Ermittlungen wurden eingeleitet, den Römern droht Ungemach.

Am 28. Oktober fehlen Thomas Strakosha, Lucas Leiva und Ciro Immobile im Champions-League-Spiel gegen Brügge (1:1), da sie vom Labor Synlab positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Am 30. und 31. Oktober lässt Lazio die ganze Mannschaft erneut testen, nun aber vom selbst beauftragten Labor Futura Diagnostica fernab von Rom. Alle Tests fallen negativ aus, die Tage zuvor positiv getesteten Spieler dürfen in der heimischen Meisterschaft wieder eingesetzt werden. Und so schiesst Immobile am 1. November ein Tor im Spiel gegen Torino (4:3). Auch Leiva wird in diesem Spiel eingewechselt, Torhüter Strakosha sitzt auf der Bank.

Und jetzt wird es richtig dubios. Am 2. November meldet Synlab der UEFA wieder drei positive Fälle bei Lazio: Strakosha, Leiva und Immobile. Gegen Zenit St. Petersburg fallen sie aus.

Am 3. November wiederum werden die drei von Futura Diagnostica allesamt negativ getestet. Darauf angesprochen, ob er sicher sei, dass die drei nicht infiziert seien, meint Lazio-Präsident Claudio Lotito gegenüber «La Repucclica»: «Aber was heisst schon positiv? Positiv heisst ansteckend, oder?» Eine äusserst kuriose Aussage.

Lazio-Präsident Claudio Lotito überreicht im Jahr 2013 dem emeritierten Papst Benedikt XVI. ein Lazio-Shirt.
Lazio-Präsident Claudio Lotito überreicht im Jahr 2013 dem emeritierten Papst Benedikt XVI. ein Lazio-Shirt.
Bild: Keystone

Ein Fall für die Justiz

Am 7. November vor dem Spitzenspiel gegen Juventus Turin (1:1), das Misstrauen ist inzwischen gross, wird Lazio aufgefordert, Schnelltests in einem Drittlabor in Rom durchzuführen. Drei Spieler werden positiv getestet: Strakosha, Leiva, Immobile. Das Gesundheitsamt schreitet ein.

Es riecht nach einem handfesten Skandal. Der italienische Fussballverband FIGC hat inzwischen eine Untersuchung gegen Lazio Rom wegen möglicher Verstösse gegen die Hygienemassnahmen eingeleitet. Auch die Polizei ist involviert, sie beschlagnahmte in den Vereinsbüros von Lazio Computer und Gesundheitsakten. Gleichzeitig werden die Labors von Futura Diagnostica auf den Kopf gestellt.

Sollten Verstösse bei der offiziellen Mitteilung positiver Fälle unter Lazio-Spielern festgestellt werden, drohen dem Klub eine saftige Geldstrafe, Punktabzüge und im schlimmsten Fall gar der Zwangsabstieg in die Serie B. Aber nicht nur der Fussballverband ist an der Sache dran, auch die ordentliche Justiz untersucht den Fall auf Fälschung und Betrug. Für Einzelpersonen könnte dies Haftstrafen nach sich ziehen.

Lazio-Coach Simone Inzaghi weist die Anschuldigungen zurück. Der Klub habe sich immer an die Anti-Covid-Vorschriften gehalten, die Vorwürfe seien «haltlos». Und: «Jeder der unseren Klubchef Claudio Lotito kennt, weiss, wie rigoros er sich an die Regeln hält.» Stellt sich die Frage, ob die Justiz zum gleichen Schluss kommt. Ansonsten wird es ungemütlich …

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