Will nur noch weg Drmic rechnet mit Norwich ab: «Sie haben mir alles weggenommen»

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2.1.2021

Josip Drmic will im Januar einen neuen Verein finden.
Josip Drmic will im Januar einen neuen Verein finden.
Bild: Getty

Josip Drmic spielt bei Premier-League-Absteiger Norwich City keine Rolle mehr. In einem Interview spricht der 28-Jährige nun Klartext und sagt, wie er es rechtzeitig zur EM wieder zurück in die Nati schaffen will.

Es ist Sommer 2019. Der Vertrag von Josip Drmic bei Gladbach ist ausgelaufen, seinen neuen Klub findet er aber schnell: Mit dem frischen Premier-League-Aufsteiger Norwich City will der Stürmer angreifen. «Jetzt kann ich mich in der besten Liga der Welt beweisen», sagt er bei seiner Ankunft. Und er fühlt sich von Beginn an pudelwohl: «Das erste, was mir in Norwich aufgefallen war, ist wie nett hier alle sind.»

18 Monate später ist von dieser Euphorie nicht mehr viel übrig. Norwich ist als Letzter direkt wieder abgestiegen und Drmic trotz Vertrag bis 2022 auf dem Abstellgleis gelandet. «Mir wurde im Sommer mitgeteilt, dass ich nicht mehr mit der ersten Mannschaft spielen und trainieren darf, weil sie nicht mehr mit mir planen», sagt Drmic nun in einem Interview mit der «Bild»

Der Kontakt zu den Teamkollegen sei ihm untersagt worden. «Ich musste mich sogar in einer separaten Kabine für die aussortierten Spieler umziehen. Dort sass ich oft ganz alleine.» Der 32-fache Nati-Spieler wird in die U23 abgeschoben, macht da zu Saisonbeginn noch zwei Spiele und schiesst sogar noch zwei Tore, wird dann aber komplett aussortiert. 

«Es hiess: ‹Du sollst keinem Jungen den Platz wegnehmen›. Damit haben die Verantwortlichen mir alles weggenommen. Nur noch trainieren zu können, war verdammt hart und irgendwann habe ich diese Situation nicht mehr ausgehalten», sagt Drmic. «Ich war nur noch der Unerwünschte, wurde als Profi nicht mehr akzeptiert. Das fühlt sich so an, als wenn du in ein Restaurant gehst und wirst an der Tür wegen deiner Klamotten abgewiesen. Deshalb wollte ich einfach nur weg von allem.»



Warum man so mit ihm umgeht, kann sich der Ex-FCZ-Profi nicht erklären. «Ich war immer korrekt, pünktlich beim Training, professionell, habe Extraschichten geschoben. Und ich habe auch wichtige Tore geschossen, zum Beispiel im FA-Cup, wo wir Tottenham rausgeschmissen haben», sagt er. Der Grund für das Verhalten des Vereins liegt aber auf der Hand. Drmic: «Sie wollen mich von der Lohnliste kriegen.»

«Fühle mich wie ein Boxer»

Sein Vertrag in England läuft zwar noch, an ein Happy-End scheint Drmic aber nicht mehr zu glauben. Seit Monaten ist er wieder in der Schweiz und schuftet für sein Comeback. «Ich trainiere zweimal pro Tag, mit Ball und ohne Ball, im Gym und auf der Tartanbahn. Mal quälte ich mich die Berge hoch, mal laufe ich im Wald.» Unterstützt wird er von einem Team mit Personaltrainern und Ärzten.

Aufgeben kam für Drmic nie infrage. Im Gegenteil: «Ich fühle mich wie ein Boxer, der sich auf einen grossen Kampf vorbereitet. Mein ganzer Fokus ist auf den Moment ausgerichtet, an dem ich bei einem neuen Klub wieder angreifen und mich zeigen kann. Diesen Augenblick sehne ich herbei.»

«Will zeigen, dass ich in die Nati gehöre»

Sein Ziel sei es jetzt, schnell einen neuen Verein zu finden. Eine Präferenz habe er dabei nicht. Eine Rückkehr zu Gladbach wäre «ein Traum, aber ich bin realistisch und sage ganz klar: Egal, ob Deutschland, England, Italien, ich will einfach nur zurück auf den Rasen, will mich wieder mit anderen messen.»

Sein grosses Ziel ist die Rückkehr in die Nationalmannschaft. «Ich will zeigen, dass ich in die Nati gehöre», sagt Drmic, der im Oktober 2019 zum letzten Mal für die Schweiz zum Einsatz kam. Einen guten Draht zu Vladimir Petkovic habe er nach wie vor. «Ich schätze an ihm, dass er sich auch meldet, wenn es schlecht läuft, um dich aufzubauen oder einfach nur zu quatschen.»

Drmic hat für die Nati in 32 Spielen 10 Tore geschossen.
Drmic hat für die Nati in 32 Spielen 10 Tore geschossen.
Keystone
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