Kaderschnitt Jogi Löw: «Ich wollte keinen Eiertanz, sondern Ehrlichkeit»

pat

15.3.2019

Mit drei Neulingen geht Jogi Löw in die ersten Länderspiele des Jahres. An der Pressekonferenz dreht sich allerdings fast alles um die Ausbootung der drei Weltmeister: Mats Hummels, Thomas Müller und Jérôme Boateng.

Zehn Tage nach der überraschenden Ausmusterung der Münchner-Fraktion (zusammen 246 Länderspiele) nominierte der Bundestrainer Hertha-Verteidiger Niklas Stark, den Leipziger Abwehrspieler Lukas Klostermann und den Bremer Mittelfeldspieler Maximilian Eggestein in sein 23-köpfiges Aufgebot. Die Nomination der Neulinge interessiert nur am Rande. Bei der Pressekonferenz vor den Länderspielen gegen Serbien (Test) und Holland (EM-Quali) muss Bundestrainer Jogi Löw den Rauswurf seiner arrivierten Spieler erklären.



Sie hätten sich viele Gedanken gemacht und überlegt, wie die Mannschaft 2020 aussehen sollte, eklärt Löw: «Das war ein Prozess, solche Entscheidungen trifft man nicht von heute auf morgen.» Dass Veränderungen nötig seien, das sei klar gewesen. «Wir haben unvergessliche Momente miteinander erlebt. Sie haben meine allergrösste Wertschätzung und es ist mir emotional sehr schwer gefallen. Aber wir müssen Entscheidungen für die Zukunft treffen.»

Grundsätzlich wolle man weiter viel Ballbesitz haben und Dominant auftreten. «Aber ich will mehr Dynamik und mehr Zielstrebigkeit. Spieler, die handlungsschneller sind. Wir wollen uns den Gegner wieder so zurechtlegen, wie wir das brauchen. Unser Spiel ist zuletzt immer berechenbarer geworden und war von einer gewissen Langsamkeit geprägt», so Löw.

Löw zum Kaderschnitt

Die Endgültigkeit seiner Entscheidung erklärt Löw wie folgt: «Ich wollte keinen Eiertanz, sondern Ehrlichkeit. Ich habe sie nicht aus der Nationalmannschaft verbannt. Ich plane nur Quali und EM ohne sie, weil ich möchte, dass sich unsere jungen Spieler weiterentwickeln können.» Grundsätzlich könne er nachvollziehen, dass die Enttäuschung bei Müller, Hummels und Boateng gross sei. «Das haben sie mir auch zum Ausdruck gebracht, denn sie haben immer gern für Deutschland gespielt.»

Der Zeitpunkt für den Kaderschnitt sei jetzt der richtige, ist Löw sicher. Denn «andere müssen jetzt in die Verantwortung reinwachsen», damit an der EM klar ist, wer welche Rolle zu erfüllen hat.

Die Kritik an seiner Person, prallt an Löw ab: «Mich persönlich belastet die ständige Berichterstattung über mich nicht. Ich treffe die Entscheidungen aus Überzeugung, nicht wie die Leute das gerne hätten. Da lasse ich mich nicht beeinflussen.»

Neuer bleibt die Nummer eins

Zuletzt forderten immer mehr Stimmen, dass Marc-André ter Stegen, der bei Barcelona überragend hält, die neue Nummer eins werden sollte in der DFB-Elf. Kommt hinzu, dass Neuer zuletzt nicht über alle Zweifel erhaben war, im Achtelfinal-Rückspiel gegen Liverpool leitete er mit seinem Mega-Bock den Untergang ein.



Löws erste Wahl bleibt aber Manuel Neuer. Klar sei aber, dass der Kapitän mit Leistungen überzeugen müsse. Auch auf der Torhüterposition gebe es einen Konkurrenzkampf: «Marc-André ter Stegen, der mittlerweile genauso auf Weltklasseniveau agiert, wird seine Chancen bekommen. Die werde ich ihm einräumen, dann wird man sehen», so Löw.

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