Borussia Dortmund Lucien Favre: «Das ist der grösste Skandal der Fussball-Geschichte»

lbe

27.4.2019

Lucien Favre war nach der Partie gegen Schalke kaum zu bremsen. 
Lucien Favre war nach der Partie gegen Schalke kaum zu bremsen. 
Bild: Keystone

Dortmund verliert am Samstag gegen Schalke das Revierderby 2:4 und damit möglicherweise das Meisterrennen. Ein frustrierter Lucien Favre hadert nach der Partie mit der Regelauslegung.

In einem turbulenten Spiel verliert Borussia Dortmund gegen Schalke nicht nur das Revier-Derby mit 2:4, sondern auch Captain Marco Reus und Verteidiger Marius Wolf, die nächste Woche in Bremen gesperrt fehlen werden. Die beiden sorgten nach einer Stunde mit zwei üblen Fouls an Schalkes Suat Serdar innert fünf Minuten für zwei rote Karten und doppelte Unterzahl für Schwarzgelb. Der von Reus verursachte Freistoss verwertete Daniel Caligiuri mit seinem zweiten persönlichen Treffer ausserdem zum vorentscheidenden 3:1 für die Gäste – verheerende Minuten für den BVB.

Zwei rote Karten gab es für Dortmund in der Bundesliga noch gar nie. In beiden Situationen ist der Entscheid von Schiedsrichter Felix Zwayer aber korrekt, der bemitleidenswerte Serdar wird sowohl von Reus als auch von Wolf durch eine überharte Grätsche von hinten gestoppt. ARD-Experte Christoph Metzelder: «Reus wollte ein Zeichen setzen, aber es war die falsche Entscheidung. Er wollte ihn sicher nicht verletzen, aber er trifft ihn so, dass es rot ist.»

Gleicher Meinung ist der Schalker Matchwinner, Daniel Caligiuri. «Da ist natürlich auch Frust dabei, wenn wir 3:1 in Führung liegen. (…) Wenn man die Bilder sieht, zweimal ganz klar rote Karte.»

Ein Elfmeter aus dem Nichts

Das dürfte auch Lucien Favre eingesehen haben. «Ich habe die Szenen noch nicht gesehen, aber das müssen wir vermeiden, das ist klar», sagt er gegenüber «Bild». Dem Romands stösst allerdings eine andere Schiedsrichterentscheidung sauer auf. «Es ist sehr sehr schwer, das zu verdauen. Das hab ich so nie erlebt. Wir fangen sehr gut an, schiessen ein Super-Tor. Dann muss der Schiedsrichter plötzlich etwas analysieren.»

Aus dem Nichts gibt es Elfmeter für Schalke – wegen einem auf Video überführten Handspiel von Julian Weigl. Ein umstrittener Entscheid, der das Spiel in Schalker Bahnen lenkt. Schiedsrichter Zwayer erklärt nach der Partie: «Weil der Arm auf Schulterhöhe waagrecht abgespreizt ist, ist es eine Vergrösserung der Körperfläche. Damit wird der Ball abgeblockt, insofern ist es ein strafbares Handspiel.»

«Der grösste Skandal der Fussball-Geschichte

Eine Erklärung, die Lucien Favre keineswegs besänftigt. «Diese Regel ist für mich so lächerlich, es ist der grösste Skandal der Fussball-Geschichte. Diejenigen, die diese Regel erfunden haben, können sich nicht mehr im Spiegel anschauen, finde ich. Sie haben keine Ahnung von Fussball und nie eine Sekunde Fussball gespielt, das ist klar für mich», wettert der 61-Jährige auf der Pressekonferenz. So hat man Favre nur selten gesehen. «Wollen Sie, dass die Spieler ihre Arme abschneiden? Du hast kein Gleichgewicht. Du brauchst deine Arme», legt er auf «Sky» nach.

Unterstützung erhält Favre von seinem Pendant beim Gegner, Huub Stevens. «Ich sehe oft die Verteidiger mit den Händen auf dem Rücken. Das ist doch kein Verteidigen. Da muss eine klare Linie kommen», sagt der Schalke-Trainer. «Ich finde es schade, dass da ein Elfmeter gegeben wird.»

Vorentscheidung in der Meisterschaft?

Dank Dortmunds Niederlage hat Bayern München am Sonntag die Chance, den Vorsprung auf den ersten Verfolger auf vier Punkte auszubauen – bei drei verbleibenden Saisonspielen. Captain Reus bringt es auf den Punkt: «Solange wir unsere Spiele nicht gewinnen, ist es auch schwierig, Bayern einzuholen. Wenns morgen noch weiter ein Punkt ist, ist es weiter offen. Aber das ist rein hypothetisch.»

Trainer Favre hat den Meistertitel derweil bereits abgeschrieben. «Der Titel ist verspielt, das ist klar. Diese Situation ist sehr schwer zu verdauen und zu akzeptieren.»

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