Bundesliga Nach erneuten Hopp-Anfeindungen: «Es muss etwas passieren»

DPA

2.3.2020

Im Fadenkreuz der Fussball-Ultras: Dietmar Hopp.
Im Fadenkreuz der Fussball-Ultras: Dietmar Hopp.
Bild: Getty

Mit Schmähungen gegen Dietmar Hopp und einem provozierten Fast-Abbruch verschärfen Anhänger des 1. FC Union den Machtkampf gegen den DFB und kratzen auch die heile Fanwelt bei den Berlinern an.

«Das hat im Fussball nichts zu suchen, das gehört einfach nicht ins Stadion, das gehört nirgendwohin», meint Abwehrspieler Marvin Friedrich und schildert die flehentlichen Versuche, die Fans während der Partie am Sonntag zum Einlenken zu bewegen. «Man sucht die Verantwortlichen, die Capos, die das Mikrofon haben, dass man die erreicht, dass so eine Scheisse im Stadion nichts zu suchen hat und dass die Plakate sofort runtergenommen werden sollen.»



In der ersten Halbzeit schlossen sich zahlreiche Anhänger der Berliner dem wütenden Protest gegen den Deutschen Fussball-Bund an und nahmen dafür Hoffenheim-Mäzen Hopp via Plakat ins Fadenkreuz. Die Partie war wie schon das Duell des FC Bayern bei der TSG 1899 Hoffenheim gleich zweimal unterbrochen, die Teams standen kurz vor der Halbzeit minutenlang im Kabinengang. «Ich habe null Akzeptanz für so etwas», so VfL-Profi Maximilian Arnold. «Ich würde das Spiel beim ersten Vergehen sofort abbrechen, damit die Leute das lernen.»

NACH DEM SKANDAL

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fussball-Bundes beginnt am Montag mit den Ermittlungen zum Spiel der TSG 1899 Hoffenheim gegen den FC Bayern München. Beide Clubs und der Schiedsrichter werden wie bei solchen Verfahren üblich zu Stellungnahmen aufgefordert. Mit einem schnellen Urteil des DFB-Sportgerichts ist nicht zu rechnen. Die Bundesliga-Partie am Samstag wurde zweimal wegen Hass-Plakaten gegen Hoffenheims Mäzen Hopp unterbrochen. Auch die weiteren Partien mit Schmähgesängen und Bannern in Dortmund, Köln und Berlin werden den DFB beschäftigen. Beim Verband anhängig ist auch noch ein Vergehen von Fans von Borussia Mönchengladbach. Diese hatten die Woche zuvor beim 1:1 gegen Hoffenheim Hopps Konterfei – wie schon zuvor Dortmunder Anhänger – im Fadenkreuz gezeigt.

«Die Würde des Menschen ist die Grundlage unseres Zusammenlebens»

Union-Präsident Dirk Zingler warb für eine differenzierte Sichtweise. Diffamierung von Menschen verurteile er «aufs Schärfste», die Form des Fanprotests sei «in ihrer Symbolik nicht geeignet, für Fananliegen zu werben», sagt der Clubchef in einer Vereinsmitteilung am Sonntagabend. Das Recht zur freien Meinungsäusserung sei «ein hohes Gut in unserer Gesellschaft, das auch vermeintliche Geschmacklosigkeiten einschliesst», betont Zingler. «Es darf selbstverständlich dazu genutzt werden, kritikwürdige Zustände im Fussball anzusprechen. Aber die Unantastbarkeit der Würde des Menschen ist die Grundlage unseres Zusammenlebens, diese gilt es zu schützen.»



Captain Christopher Trimmel spircht länger mit einem Vorsänger und begrüsste es anschliessend, «dass wir da gemeinsam reingehen und das Spiel unterbrechen. Man muss irgendwie dagegen lenken». Der Verein, der einen sehr intensiven Dialog mit seinen organisierten Fans pflegt, wird dies nach Ansicht des Österreichers auch weiter tun. «Man sieht ja, dass wir nicht die einzigen sind, die das Problem haben. Deshalb muss da insgesamt etwas passieren, sodass man wieder ein schönes Fussballspiel sieht.»


«Keine Morddrohung»

Die Berliner Ultra-Gruppierung «HammerHearts 2004» rechtfertigt sich umgehend in einer längeren Stellungnahme. «Das Plakat (...) ist keine Morddrohung. Es ist aber ganz klar provokant und kritisiert eine Person und eine stetige Entwicklung. Heute steht es jedoch vor allem entgegen schleichender Zensur und für die Ausdrucksfreiheit der Kurven.»

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