Doppeladler-Verbot für Nati-Stars? Tami: «Es soll keine provozierenden Gesten geben»

tbz

24.9.2022

Dieses Bild ging um die Welt und löste schweizweit eine Debatte aus: Xhaka formt nach seinem Tor im WM-Spiel 2018 gegen Serbien seine Finger zum Doppeladler
Dieses Bild ging um die Welt und löste schweizweit eine Debatte aus: Xhaka formt nach seinem Tor im WM-Spiel 2018 gegen Serbien seine Finger zum Doppeladler
Keystone

In weniger als zwei Monaten startet die Weltmeisterschaft in Katar. Die Schweiz trifft in der Gruppenphase wie bereits 2018 auf Serbien. Dieses Mal soll ein Eklat verhindert werden. 

tbz

24.9.2022

«Mach ihn Xherdan, mach ihn Xherdan ... Jaaaa!!» – so jubelt Sascha Ruefer am 28. Juni mit der gesamten Schweiz über Shaqiris Siegtreffer gegen Serbien. Der Zauberwürfel legt den Ball in der 90. Minute nach einem Lauf über das halbe Feld lässig in die Maschen, zieht sein Trikot aus und lässt sich vor dem Schweizer Anhang feiern. Alles perfekt – wäre da nur nicht diese Geste mit den Händen.

Vier Jahre später wartet an der WM in Katar in der Gruppenphase derselbe Gegner. Bereits vor den letzten Vorbereitungsspielen der Nati in der Nations League kommen da Erinnerungen hoch. Aber Pierluigi Tami macht klar: «Die WM besteht nicht nur aus dem Serbien-Spiel.» Dennoch ist sich der Nati-Direktor der Gefahr eines neuerlichen Eklats durchaus bewusst. «Wir wissen, wie speziell dieses Spiel ist, wenn man bedenkt, was 2018 passierte.»

Damals kam es rund um die Partie Schweiz gegen Serbien zu zahlreichen Provokationen. Sogar Politiker und Spieler selbst liessen sich rund um das 2:1 auf verbale Scharmützel ein. Den Höhepunkt fand die giftige Atmosphäre dann im Doppeladler-Jubel von Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka und Stephan Lichtsteiner nach dem so wichtigen Siegtreffer.

«Wir sind da, um Fussball zu spielen – und nichts anderes»

Um eine Wiederholung solcher Szenen zu verhindern, sollen Gespräche mit dem serbischen Verband und eine Sensibilisierung der Spieler helfen. «Wir wollen nicht mehr die gleichen Fehler machen. Wir sind da, um Fussball zu spielen – und nichts anderes. Wir wollen keine politischen oder religiösen Botschaften absenden», sagt Tami, dessen Position des Nati-Direktors genau aus diesem Grund im Nachgang der Doppel-Adler-Affäre entstanden war.

Bereits am Tag der Gruppenauslosung sowie zu einem späteren Zeitpunkt im vergangenen Mai habe sich die Schweizer Delegation mit der serbischen getroffen und über die Vorfälle 2018 gesprochen. So soll sich auch Serbiens Trainer Dragan Stojkovic wünschen, dass es «rund um dieses Spiel nur um Fussball geht».

Doch selbst wenn sich die Verbände gemeinsam auf die hitzige Partie vorbereiten, am 2. Dezember – ausgerechnet dem letzten und womöglich entscheidenden Spiel der Gruppe G – werden die Emotionen hochgehen. So viel steht fest. Und genau deswegen sei es wichtig, auch die Spieler zu sensibilisieren.

Doppeladler-Verbot?

«Wir dürfen die Emotionen, die eine WM auslöst, nicht vergessen», so Tami. «Wir werden grosse Emotionen erleben. Und ich denke darum, dass wir dies mit den Spielern thematisieren werden. Wir wollen unsere Werte repräsentieren. Einer davon ist: Respekt. Wir zeigen Respekt für andere Meinungen. Für mich wäre es ein Fehler, wenn wir Fans, egal in welchem Spiel, mit einer Geste provozieren.»

Soll nicht wieder vorkommen: Dieser Torjubel der Schweizer Nati-Stars gegen Serbien.
Soll nicht wieder vorkommen: Dieser Torjubel der Schweizer Nati-Stars gegen Serbien.
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Damit gemeint: Der berüchtigte Doppeladler. Gibt es etwa ein Verbot für diesen Torjubel bei den Schweizer Spielern? Dazu sagt Tami: «Es soll weder Worte noch Gesten noch allgemein ein Verhalten geben, das andere Sensibilitäten provoziert. Wenn wir jubeln, dann um unsere Freude zu zeigen, das ist wichtig. Aber wir müssen dabei nicht provozieren.»

Ob das gut geht, und wie man auf Provokationen aus dem serbischen Lager am Tag X reagiert? «Wir werden das thematisieren – aber zum richtigen Zeitpunkt. Momentan liegt der Fokus auf der Nations League.»

Dort stehen am Samstag (gegen Spanien) und Dienstag (gegen Tschechien) zwei wichtige Spiele an. Aktuell liegt die Schweiz nach vier Partien mit drei Punkten auf dem letzten Platz der Gruppe 2 – es droht der Abstieg in Liga B.