Nati-Noten Dreimal die Fünf: Verteidiger und Stürmer überzeugen – Mittelfeldspieler fallen leicht ab

Von Syl Battistuzzi

26.3.2021

Die Startelf der Schweizer Nationalmannschaft gegen Bulgarien.
Die Startelf der Schweizer Nationalmannschaft gegen Bulgarien.
Keystone

Zum Auftakt in der WM-Qualifikation traf die Schweiz auf Bulgarien. Am Ende schaute ein 3:1-Sieg heraus. Die Schweizer Nationalspieler in der Einzelkritik.

Von Syl Battistuzzi

26.3.2021

Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch


Hier geht's zum Matchbericht
So spielten die Gruppengegner der Schweiz
Nati-Coach Petkovic mit gemischten Gefühlen nach Auftaktsieg
«Darf uns nicht passieren» – Xhaka & Co. nicht ganz zufrieden


Torhüter
Note  4.5

Goalie

Yann Sommer

Der 32-Jährige erlebt einen speziellen Abend. In der ersten Halbzeit kommt kein Schuss auf sein Tor. Deshalb tigert Sommer auch öfters ausserhalb des Strafraums rum. Mit dem Ball am Fuss traut er sich viel zu und spielt auch mutig durch die Mitte, wenn es sein muss. In der zweiten Halbzeit dauert es dann etwas mehr als eine Minute, bis der Ball in seinem Kasten liegt. Beim Gegentreffer wird der Gladbach-Keeper auf dem falschen Fuss erwischt, wobei der Ball trotzdem nicht ganz unhaltbar scheint. Nach einer Stunde rettet Sommer dafür mit einer starken Reaktion aus kurzer Distanz sein Team vor dem zweiten Gegentreffer. 


Abwehr
Note  5

Innenverteidigung 

Nico Elvedi

Die Nerven des «Eisvogels» werden von der harmlosen Offensive des Gegners nicht auf die Probe gestellt. Wenn es ihn dennoch braucht, ist er zur Stelle. Kurbelt immer wieder das Spiel an und ist in der ersten Halbzeit oft in der gegnerischen Platzhälfte zu finden. Im zweiten Durchgang findet Elvedi dann weniger Platz für seine Vorstösse vor und muss sich mehr mit seiner eigentlichen Hauptaufgabe beschäftigen. Beim Gegentor versucht er noch zu retten, was nicht mehr zu retten ist.


Note 

Innenverteidigung 

Manuel Akanji

Hat nach der langen Verletzungspause keine Anpassungsprobleme. Traut sich gleich in der Startphase, auch Steckpässe zu spielen. In den Mann-gegen-Mann-Duellen lange ungefährdet. Mit zunehmender Spieldauer dann mehr gefordert. Holt sich als einziger Schweizer eine Verwarnung ab. Kurz vor Schluss lässt er sich etwas einfach austanzen und ermöglicht dem Gegner eine aussichtsreiche Chance – zum Glück blockt Rodriguez' Rücken den Schuss. Nichtsdestotrotz ein gelungener Auftritt von Rückkehrer Akanji.


Note   4.5

Innenverteidigung 

Ricardo Rodriguez

Bei Torino erlebt er schwierige Zeiten und findet sich derzeit nur auf der Ersatzbank wieder. In der Nati hingegen darf er bei Petkovic von Beginn auflaufen. Eine seiner Flanken findet früh den Kopf von Embolo, der den wichtigen Führungstreffer markiert. Dass davor und danach seine Zuspiele nicht zielgenau sind – geschenkt. Hat in der ersten Halbzeit die meisten Fouls auf dem Konto, was sein Engagement unterstreicht. In der zweiten Halbzeit stellt er seine Offensivbemühungen ein. Rodriguez hat Glück, dass auf seiner Seite die schwächeren Gegenspieler sind und er nicht richtig getestet wird. An Explosivität hat der 28-Jährige zuletzt sicher nicht zulegen können, tankt aber Selbstvertrauen in der Nati.


Mittelfeldspieler
Note  4.5 

Rechte Aussenbahn

Kevin Mbabu

Auf der rechten Seite gewinnt der Wolfsburger in der Startphase ausnahmslos alle Zweikämpfe – eindrücklich, wie die Bulgarier an Mbabu wie lästige Fliegen abprallen. Mehr zu kämpfen hat er mit seinem Haarbändel, das nicht immer seinen Dienst erweisen will. In der Vorwärtsbewegung gelingt es ihm trotz seiner Tempofestigkeit nur ganz selten, an die Grundlinie vorzudringen. In der zweiten Halbzeit stellen ihn die Gegenspieler früher und der Wolfsburg-Legionär kann sich nicht mehr gross nach vorne einschalten. Mit zunehmender Spieldauer ab und zu etwas gar nonchalant.


Note  4

Defensives Mittelfeld

Remo Freuler

In der Startphase stellt er seine gute Form unter Beweis. Ruhig und umsichtig verteilt er die Bälle. Hat beim 3:0 von Shaqiri (offizieller Torschütze Zuber) die Füsse im Spiel, als er als Relaisstation dient. Leider unterläuft dem 28-Jährigen kurz nach Wiederanpfiff ein katastrophaler Fehlpass, der am Ende zum 1:3-Gegentreffer führt. Mit seiner Unachtsamkeit schöpfen die Bulgaren nochmals Hoffnung und vermiesen den Schweizern so eine genügsamere zweite Hälfte. 


Note  4

Defensives Mittelfeld

Granit Xhaka

Zum souveränen Auftaktsieg trägt der Captain wenig bei. Überraschenderweise in der ersten Halbzeit eher ein unauffälliger, teils sogar etwas unglücklicher Auftritt. Man merkt zwar seine Bemühungen an, kreativ sein zu wollen. Doch seine Versuche, Bälle hinter die Abwehr zu spielen, landen ausnahmslos beim Gegner. Auch in die Zweikämpfe kommt er nicht richtig rein. Nach dem Erstarken der Bulgaren zeigt sich jedoch sein Wert: Xhaka bemüht sich, mehr Ruhe und Ordnung ins Schweizer Spiel zu bringen und hat nun deutlich mehr Ballkontakte. Fast hätte er sich mit einem Volleyschuss aus der Distanz noch unter die Torschützen eingetragen. 


Note 

Linke Aussenbahn

Steven Zuber

Die UEFA führt ihn offiziell als Torschützen beim dritten Schweizer Treffer, das anhand der Kamerabilder höchstwahrscheinlich Shaqiri gehört. Das Tor wird Zuber sicher guttun – in Frankfurt kommt er nur selten zum Zug. Die fehlende Spielpraxis kann er auch gegen Bulgarien nicht verbergen. Er zeigt sich bemüht, ist aber in der gesamten Partie unauffällig.


Angreifer
Note  4.5 

Hängende Spitze

Xherdan Shaqiri

Seine fehlenden Einsatzminuten bei Liverpool merkt man dem 29-Jährigen in der Startphase überhaupt nicht an. Shaqiri ist überall auf dem Platz vorzufinden – und skort. Zuerst macht er einen tollen Lauf in die Tiefe und hat dabei noch die Übersicht, den Ball auf den mitgelaufenen Seferovic zu legen. Kurz darauf stürmt er auf der rechten Seite durch und spitzelt den Ball mithilfe des gegnerischen Goalies ins Netz.

Dass die UEFA als Torschützen Zuber aufführt, darf ihm herzlich egal sein. Sein gestiegenes Selbstvertrauen zeigt sich, indem er nach einer Ecke den Ball in den Winkel hauen will. Leider baut Shaqiri mit zunehmender Spieldauer ab. Im zweiten Durchgang ist er praktisch unsichtbar. Doch Petkovic verzichtet auf eine – eigentlich zwingend angebrachte – frühe Auswechslung, um seinem Spielmacher wertvolle Einsatzminuten zu gönnen. Hoffentlich zahlt Shaqiri in den nächsten Monaten das Vertrauen zurück.


Note  5

Sturm

Breel Embolo

Mit seinem frühen Kopfball-Tor, wo er sich im Zweikampf dank seiner Wucht durchsetzt, stellt er die Weichen für den SFV früh auf Siegkurs. Bietet sich immer wieder weit vor dem Tor an, um Löcher in die bulgarische Abwehr zu reissen. In der zweiten Hälfte gelingt ihm zwar auch nicht mehr viel, doch der Fohlen-Profi ist immer unterwegs und bemüht, den Gegner unter Druck zu setzen. Für seinen Arbeitseffort erhält er deshalb einen kleinen Bonus.


Note   4.5

Sturm

Haris Seferovic

Stellt seine tolle Form bei Benfica auch in Sofia unter Beweis und sorgt in der Startviertelstunde bei den Gegnern für viel Unruhe. Stark, wie er beim zweiten Treffer seinen Gegenspieler abschüttelt und souverän einschiebt. Es ist gleichzeitig sein 20. Treffer im Nationalteam. Setzt auch defensiv gut nach.

Nach einer halben Stunde setzt er sogar mit seinem schwächeren rechten Fuss zum Schuss an, sein Versuch rollt jedoch neben dem Tor vorbei. Nach der Pause, wie viele seiner Mitspieler, ist von seiner Power plötzlich nichts mehr zu sehen. Im Gegensatz zu Embolo scheint er auch die Extra-Meter nicht gehen zu können. Sein Tor hat er da aber ja schon gemacht.


Einwechselspieler
Note 

Ab 75. Minute für Shaqiri

Denis Zakaria

Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.


Note 

Ab 75. Minute für Mehmedi

Ruben Vargas

Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.


Note  – 

Ab 86. Minute für Seferovic

Mario Gavranovic

Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.


Note 

Ab 86. Minute für Freuler

Djibril Sow

Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.


Note 

Ab 90. Minute für Embolo

Admir Mehmedi

Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.