Rassismus Rassismus-Eklat im DFB-Pokal – «Wenn so etwas passiert, wäre ich wahrscheinlich auch ausgerastet»

pat

5.2.2020

Schalke-Coach David Wagner und Herthas Jordan Torunarigha werden in der Verlängerung vom Platz gestellt.
Schalke-Coach David Wagner und Herthas Jordan Torunarigha werden in der Verlängerung vom Platz gestellt.
Bild: Getty / Keystone

Dortmund und RB Leipzig scheiden im Cup-Achtelfinale aus. Nach den Spielen sorgen einige Szenen für ordentlich Gesprächsstoff.

Werder Bremen – Borussia Dortmund 3:2

In der 78. Minute trifft Dortmunds Giovanni Reyna nach sensationeller Einzelleistung zum 2:3. Drei Minuten später folgt der grosse Aufreger. Reyna zieht mit viel Schwung in den Sechzehner und geht zu Boden. Bremen-Captain Niklas Moisander brennen daraufhin die Sicherungen durch, weil er sich sicher ist, dass der 17-jährige Shootingstar einen Elfmeter schinden wollte. Moisander geht Reyna an die Gurgel, sodass der Junge ein zweites Mal zu Boden geht. Der Schiedsrichter schaut sich die Szene auf dem Videobeweis-Monitor ganz genau an und zeigt schliesslich beiden Spielern Gelb.

Keine Tätlichkeit: Niklas Moisander geht Giovanni Reyna an die Gurgel.
Keine Tätlichkeit: Niklas Moisander geht Giovanni Reyna an die Gurgel.
Bild: Keystone

Reyna sieht die Karte für die (angebliche) Schwalbe, Moisander, weil er den 17-Jährigen zu Boden stösst. Weil dem nicht als Tätlichkeit geahndeten Schubser eine Schwalbe vorangeht, kann es folgerichtig keinen Elfmeter für Dortmund geben. Es wäre die Chance zum 3:3 gewesen. BVB-Captain Mats Hummels hat wenig Verständnis für diese Entscheidung. Er sagt nach dem Spiel: «Wenn ich das sehe, ist das Rot und Elfmeter.» Er habe grossen Respekt vor dem Schiedsrichter, aber er könne nicht verstehen, wie man zu einer anderen Entscheidung kommen könne.



Auch nach diesem «Zwischenfall» hätte Dortmund das Spiel noch ausgleichen können, doch Werder-Goalie Jiri Pavlenka hat etwas dagegen. Natürlich muss sich nach dem Spiel auch Trainer Lucien Favre einige Fragen gefallen lassen. Weshalb sass der neue Wunderstürmer Erling Haaland zunächst auf der Bank? Denn nach seiner Einwechslung zu Beginn der zweiten Halbzeit wird fast alles besser. Der Mann der Stunde verlieh seinem Team ein ganz anderes Gesicht und traf dann auch zum 1:2, sein achter Treffer im vierten Spiel (davon sechs Jokertore).

Für das im Abstiegskampf steckende Werder Bremen könnte der magische Pokalabend eine befreiende Wirkung haben, dies hofft zumindest Trainer Florian Kohfeldt. Am kommenden Wochenende müssen seine Spieler gegen Union Berlin zeigen, dass sie auch Bundesliga können, sonst ist die Euphorie möglicherweise schnell wieder verflogen.


Schalke – Hertha Berlin 3:2 n.V.

Hertha Berlin verspielt auf Schalke in der zweiten Halbzeit eine 2:0-Führung, das Spiel geht in die Verlängerung. Dort greift der Schiedsrichter in der 100. Minute hart durch und lässt jegliches Fingerspitzengefühl vermissen. Herthas Jordan Torunarigha wird an der Seitenlinie von Mascarell hart angegangen und fliegt vor die Schalker Bank. Der Berliner schnappt sich den Getränkekasten und schleudert ihn zu Boden. Torunarigha fliegt mit Gelb-Rot vom Platz.

Nach dieser Szene fliegen Herthas Jordan Torunarigha (Gelb-Rot) und Schalke-Coach David Wagner vom Platz.
Nach dieser Szene fliegen Herthas Jordan Torunarigha (Gelb-Rot) und Schalke-Coach David Wagner vom Platz.
Bild: Getty

Der Unparteiische schaut sich die Szene noch einmal im Video an und zeigt anschliessend auch David Wagner glatt Rot. Dabei wollte der Schalke-Coach die Situation nur beruhigen und dem verärgerten Berliner auf die Beine helfen. Nach dem Spiel meint Wagner auf die Szene angesprochen: «Er kommt in meine Richtung und ich benutze meine Hände, um ihn zu stützen, beziehungsweise ihm aufzuhelfen. Ich hab es in der Zeitlupe gesehen und ehrlich gesagt, sieht das da total dämlich aus. Das war aber weniger als nichts.» Der Ärger hält sich in Grenzen, denn Schalke fährt in der 115. Minute einen perfekten Konter, Benito Raman trifft zum 3:2 und schiesst die Knappen in die nächste Runde.

Die Herthaner ärgern sich nach dem Pokal-Aus aber auch aus anderem Grund über die Schiedsrichter. Denn der vom Platz gestellte Torunarigha habe sich vor der Verlängerung über rassistische Beleidigungen beklagt. Hertha-Coach Jürgen Klinsmann sagt: «Wir haben den Schiedsrichtern gesagt, dass sie ihn schützen müssen.» Teamkollege Niklas Stark sprach von «Affenlauten» und bestätigte: «Es gab rassistische Beleidigungen von der Tribüne. Jordan ist ein emotionaler Spieler. Wenn so etwas passiert, wäre ich wahrscheinlich auch ausgerastet. Sowas geht nicht. Das ist menschlich ganz abstossend.»

Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider entschuldigte sich bei Torunarigha: «Da gibt es null Toleranz. Mir fehlt jegliches Verständnis für Vollidioten dieser Art.» Und er kündigte an: «Wir werden alles dafür tun, dass wir diejenigen, die dafür verantwortlich sind, ausfindig machen und mit Konsequenzen belegen.»


Frankfurt – RB Leipzig 3:1

In Frankfurt überrascht Trainer Julian Nagelsmann mit seiner Aufstellung, denn er setzt mit Timo Werner seinen besten Torschützen auf die Bank. Und im Tor darf der Schweizer Ersatzkeeper Yvon Mvogo für Peter Gulasci ran. Werner kommt dann in der 61. Minute ins Spiel und hat in der 89. Minute das 2: 2 auf dem Fuss. Der Nationalstürmer kann aus guter Position abziehen, setzt seinen Volley aber fast schon kläglich am Tor vorbei. Am kommenden Sonntag muss Leipzig bei Bayern München ran, ein wegweisendes Spiel. Mit einem Sieg kann RB die Tabellenspitze zurückerobern. Verlieren sie, ist der Fehlstart in die Rückrunde perfekt.

Ein ungewohntes Bild: Timo Werner (rechts) sitzt zunächst nur auf der Bank.
Ein ungewohntes Bild: Timo Werner (rechts) sitzt zunächst nur auf der Bank.
Bild: Getty

Kaiserslautern – Düsseldorf 2:5

Düsseldorf tut sich in der Liga schwer und steht auf einem Abstiegsplatz. Auch im Pokal läuft es gegen das unterklassige Kaiserslautern zunächst nicht, zur Pause steht es 2:1 für die «Roten Teufel». Kurz nach der Pause gleicht Rouwen Hennings die Partie mit einem Traumtor aus, später erzielt er ein weiteres Traumtor zum vorentscheidenden 4:2. Selbst Lautern-Coach Boris Schommers schwärmt nach dem Spiel von Hennings Ausgleichstreffer: «Das ist einfach der Qualitäts-Unterschied. Das kannst du nicht verteidigen. Deshalb spielen sie in der Bundesliga.»

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